Der Unterricht und die Schüler im Land sollen besser werden. Die Kultusministerin setzt dabei auch auf den Umbau der Verwaltung. Doch bis sich das in den Schulen auswirkt, kann es Jahre dauern. Verärgert sind die Mitarbeiter schon jetzt.

Stuttgart - Die Schüler in Baden-Württemberg sollen wieder besser werden. Dass die Verantwortlichen von schlechten Ergebnissen der Schüler in Leistungsvergleichen überrascht werden, darf laut Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) nicht mehr vorkommen. Dazu baut sie die Kultusverwaltung gravierend um. Das Kabinett hat den Plänen am Dienstag grünes Licht gegeben.

 

Eisenmann betonte, sie setze bei der Qualitätsverbesserung der Schulen auf zwei Säulen. Die eine umfasse bereits eingeleitete pädagogische Maßnahmen wie mehr Zeit für Lesen, Schreiben und Rechnen in der Grundschule, die Stärkung der Realschule und die Reform der gymnasialen Oberstufe. die 2019 an den Kursstufen eingeführt wird. Die zweite Säule sei die Umstrukturierung der Verwaltung. Die Wirksamkeit dieses Vorhabens kann nach Einschätzung von Kritikern mehr als zehn Jahre auf sich warten lassen.

Mit zwei neuen Instituten will Eisenmann „ein Frühwarnsystem aufbauen“. Bildungsmonitoring soll Erkenntnisse darüber liefern, wie die Qualität verbessert werden kann, „vom Kultusministerium bis hin zu jeder einzelnen Schule“, sagte sie.

Institute starten 2019

Bereits zum 1. Januar sollen ein Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) und ein Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg (IBBW) gegründet werden. Von dem Verwaltungsumbau sind nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) 2000 Beschäftigte im Ministerium, in den Regierungspräsidien und den Schulämtern betroffen. Die Kosten gibt das Kultusministerium mit 9,3 Millionen Euro im Jahr 2019 und in den Folgejahren bis 2023 mit jeweils rund sechs Millionen Euro im Jahr an.

Fortbildung verbessern

Einer der zentralen Punkte der Reform ist, die Aus- und Fortbildung der Lehrer ebenso wie das Beratungssystem so aufzustellen, dass Verbesserungen tatsächlich in den Schulen ankommen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) betonte, „wir schaffen klare Strukturen, bauen Doppelzuständigkeiten ab und stellen den Schulen verlässliche Ansprechpartner bereit.“ Aus- und Fortbildung würden „systematisch miteinander verknüpft und dadurch gestärkt“.

Das weitreichende Konzept stößt bei den Betroffenen und der Opposition auf starke Vorbehalte. Die GEW hat eine Resolution veröffentlicht, in der Beschäftigte in der Schul- und Kultusverwaltung mangelnde Transparenz, fehlende Wertschätzung und Verunsicherung beklagen. Sie kritisieren: „Ein Qualitätskonzept, das vorrangig auf Kontrolle und Vorgaben setzt, wird keinen Beitrag zur Qualitätsentwicklung leisten.“

GEW erwartet schnellere Schritte

Doro Moritz, die Landesvorsitzende der GEW, bemängelt die zu erwartende lange Umsetzungsdauer des neuen Konzepts. Sie verlangt „konkrete schnelle Schritte zur Qualitätsverbesserung an den Schulen“ und will „nicht weiter mit Reformen vertröstet werden, von denen niemand weiß, ob und wann sie wirken.“ Als erstes sollte die grün-schwarze Landesregierung die Kürzung von Lehrerfortbildungsmitteln aus 2017 zurücknehmen, fordert Moritz. Das Budget sei um 500 000 Euro zusammengestrichen worden. Sie kritisiert, „bestehende Strukturen werden zerschlagen, bevor die neuen entwickelt sind.“ Kultusministerin Eisenmann kündigte jedoch an, dass im Bereich der Fortbildung „bis Ende 2019 sichtbare Verbesserungen“ erreicht werden sollen.

Grüne zurückhaltend

Der Koalitionspartner Grüne signalisiert eher vorsichtige Unterstützung. Die bildungspolitische Sprecherin Sandra Boser nennt die Institute wichtige Bausteine zur Qualitätsentwicklung. Die datenbasierte, wissenschaftlich begleitete Analyse sei Grundvoraussetzung für die Verbesserung der Qualität. Sie geht aber auch auf die Kritik ein: „Wir legen Wert darauf, dass die Beteiligten und Betroffenen der Umwandlungsprozesse transparent einbezogen und informiert werden.“ Die Grünen verlangen einen Stufenplan. „Der Umbau der Schulverwaltung darf kein Selbstzweck sein“, sagt Boser. „Letztendlich entscheidet sich die Qualität nicht in der Verwaltung, sondern in unseren Schulen und im Unterricht.“

Stefan Fulst-Blei (SPD) wirft Eisenmann Intransparenz und „rabiaten Stil in der Umsetzung des Konzepts“ vor. Er geht von Mehrkosten von 33 Millionen Euro aus, die Kultusministerin dagegen spricht davon, dass durch den Abbau von Doppelstrukturen Kosten langfristig reduziert würden. Die Kosten seien in der Kabinettsvorlage aufgeführt, kontert Eisenmann den Vorwurf der Intransparenz.

Die AfD erklärt, „die höchste Priorität sollte die Unterrichtsversorgung haben gegenüber neuen ressourcenintensiven Instituten mit neuen Aufgaben.“ Die FDP meint, es sei abzuwarten, ob die Auswirkungen der Umstrukturierung überhaupt positiv sein werden.

Wirtschaft zufrieden

Positiv äußert sich dagegen der Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeber Baden-Württemberg, Peer-Michael Dick. Es sei gut, dass die Qualitätsdebatte wieder in den Mittelpunkt rücke und Bildungscontrolling eingeführt werde. Er lobt auch die Reform der Lehreraus- und –fortbildung. Dann müsse aber eine systematische Personalentwicklung folgen.