Erst kommt Afrika und dann ein Neuanfang für Kristina Egbers. Die Architektin kümmert sich in den nächsten Monaten um ihr Schulbau-Projekt in Simbabwe, wo sie danach wohnen und arbeiten wird, ist noch offen.

Stuttgart - Es ist ein Abschied für immer: Kristina Egbers hat ihren Arbeitsplatz in einem Architektenbüro im Stuttgarter Westen gekündigt und ihre Wohnung aufgelöst. Am Sonntag Vormittag war sie noch wählen. Anschließend ist die 32-jährige Architektin in ihre Heimat im niedersächsischen Schapen gefahren, hat einen Teil ihrer Sachen bei den Eltern untergestellt und fliegt in den nächsten Tagen wieder nach Afrika. Danach will sie neu anfangen. „Vielleicht in Hamburg oder Bremen“, sagt sie. Wohin genau sie ihr Weg führt, ist noch ungewiss. Doch bevor sie sich um eine neue Stelle bewirbt, wird sie wieder ein gutes halbes Jahr ihre Baustelle in Hopley bei Harare in Simbabwe betreuen: Dort setzt die 32-Jährige mit ihrem Stuttgarter Team von Ingenieure ohne Grenzen den Entwurf ihrer Diplomarbeit um und baut eine Schule. Für dieses Engagement ist sie Anfang April als „Stuttgarterin des Jahres“ ausgezeichnet worden. Die Probe-Elemente für das Projekt in Afrika sind auf dem Gelände der Wagenhalle entstanden. Mit in Simbabwe dabei ist dieses Mal ihre Kollegin Carina Hafner aus Stuttgart.

 

Arbeiter haben bereits selbstständig weiter gebaut

Erstmals seit dem Baustart vor drei Jahren haben die Arbeiter in Hopley nach der Regenzeit in diesem Jahr ohne das Team aus Stuttgart los gelegt. „Die wissen mittlerweile ganz genau, was sie zu tun haben“, sagt Egbers. Auch das ist ein Ziel des Schulbau-Projekts: den Menschen in Hopley das Fachwissen zu vermitteln, das sie brauchen, um später selbstständig arbeiten zu können und dadurch bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Weil die Arbeiter mittlerweile die Kenntnisse dafür haben, wird Egbers auch nicht mehr jeden Tag auf der Baustelle stehen, sondern sich verstärkt um Projektpartner und Fundraising vor Ort bemühen. „Dort gibt es zum Beispiel einen Rotary Club, eine Deutsche Botschaft, das Goethe Institut und viele kleine Unternehmen. Wir freuen uns auch über Spenden unter 100 Euro“, sagt Egbers und hält es für wichtig, das Projekt in Simbabwe publik zu machen. „Damit die Menschen sehen, was alles machbar ist.“

Insgesamt kostet der Schulbau rund 500 000 Euro. Mit den bisher fertiggestellten drei Bauabschnitten sind die Ingenieure bislang voll im Kosten- und Zeitplan geblieben. Insgesamt sieben Bauabschnitte sollen es werden. Der vierte Bauabschnitt stellt das Team vor eine neue Herausforderung: Sie wollen auch Prototypen fürs Schulmobiliar entwerfen, das die Handwerker vor Ort dann nachbauen sollen. „Handwerklich bekomme ich das hin“, ist Carina Hafner überzeugt. Die Tische und Stühle für die Klassenzimmer zu entwerfen, wird zu einem großen Teil ihre Aufgabe sein. Die 28-Jährige hat nicht nur Architektur-, sondern auch Innenarchitektur studiert und beide Studiengänge abgeschlossen. Bei dem Projekt macht sie mit, „weil es mir eine Herzensangelegenheit ist, mich sozial zu engagieren und auch kulturelle Aspekte im Blick zu behalten.“ Im Berufsalltag sei das nicht immer möglich, stellt sie fest.

Zwei Auszeichnungen

Außer über die Auszeichnung „Stuttgarterin des Jahres“ können sich Kristina Egbers und ihr Team von Ingenieure ohne Grenzen noch über einen weiteren Erfolg freuen: Sie haben beim Deutschen Ziegelpreis den Sonderpreis für soziales Engagement erhalten. Das Preisgeld von 2000 Euro wurde natürlich sofort ins Projekt gesteckt. „Solche Auszeichnungen helfen uns vielleicht auch künftig bei der Spendenakquise, weil dadurch klar wird, dass es sich um ein seriöses Projekt handelt und das Geld für einen guten Zweck ist“, hofft Egbers.

Auch wenn sie nicht mehr in Stuttgart ist, wird sie den Schulbau in Simbabwe weiter begleiten. „Für das Team in Stuttgart ist das aber schon ein großer Verlust – vor allem auch menschlich “, sagt Claudia Schulze. Die 34-Jährige Maschinenbau-Ingenieurin löst Egbers im nächsten Winter in Afrika ab.