Obwohl das Ministerium vor sieben Jahren vor einem Lehramtsstudium warnte, haben Madeleine Palla und Robin Rogowski es gewagt. Jetzt sind sie gefragte Nachwuchskräfte. 139 neue Pädagogen wurden vereidigt.

Grafenau - Schon als Zwölfjähriger wusste Robin Rogowski, dass er einmal Lehrer werden will. 14 Jahre später ist es so weit: Am Montag wurde Rogowski, mittlerweile 26 Jahre alt, als einer von 139 Junglehrern für Haupt, Real- und Gemeinschaftsschulen im Kreis Böblingen vereidigt. Anschließend ging es für ihn sofort an seine neue Wirkungsstätte in Grafenau zur Lehrerkonferenz. An der Gemeinschaftsschule Döffingen übernimmt der Renninger eine fünfte Klasse.

 

Sein Vorbild: ein früherer Lehrer seines Renninger Gymnasiums

Was ihn schon so früh am Lehrerberuf faszinierte, vermag Rogowski nicht so recht zu sagen. Seine Eltern waren es jedenfalls nicht, er stammt nicht aus einer Lehrerdynastie. Der Vater ist technischer Zeichner, die Mutter Krankenschwester. Vielleicht waren es die beiden jüngeren Geschwister, für die er sich als großer Bruder verantwortlich fühlte. Trotzdem schaute sich Rogowski während einiger Praktika auch andere Berufe an: Systeminformatiker, Bankkaufmann und Sozialpädagoge. Doch beim Abitur 2012 war klar: „Lehrer muss es sein.“ Sehr genau hat er während seiner Schulzeit seine Lehrer beobachtet. Sich angeschaut, was er später einmal übernehmen möchte und was nicht. Sein großes Vorbild ist sein früherer Wirtschaftslehrer am Renninger Gymnasium. „Der hat zu jedem Schüler eine Beziehung aufgebaut. Da ging es nicht nur um Leistung und Noten.“ So möchte auch Rogowski mit seinen Schülern umgehen.

Mit ihm tritt eine weitere frisch gebackene Pädagogin an der Döffinger Schule ihren Dienst an: Madeleine Palla. Die 25-jährige Sindelfingerin unterrichtet in der angeschlossenen Grundschule. Palla erinnert sich noch an einen Brief des Kultusministeriums, den ihre Lehrerin in der zwölften Klasse verlas. Darin warnte das Ministerium vor einem Lehramtsstudium, weil es in die Arbeitslosigkeit führen würde. Palla jedoch folgte ihrer persönlichen Neigung – und ist froh darüber. Heute werden Lehrer gesucht. Sie konnte sich ihre Stelle aussuchen.

Die Döffinger Schule hat einen guten Ruf bei Junglehrern

Sowohl sie als auch Rogowski haben sich explizit auf die ausgeschriebenen Stellen in Döffingen beworben. „Die Schule hat in Lehrerkreisen einen sehr guten Ruf“, begründet Palla ihre Wahl. „Es ist bekannt, dass der Zusammenhalt im Kollegium sehr gut ist“, sagt sie.

Palla und Rogowski haben 2012 nach dem Abitur ihr Studium an der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg begonnen. Bewusst begegnet sind sie sich aber während der gesamten Studienzeit nie. Sie studierte Lehramt für Grundschulen, er für Haupt-, Real- und Werkrealschulen. Sie hätten sich „heute bei der Vereidigung kennengelernt“, erzählen beide.

Was sie verbindet, sind ihre Studienfächer Deutsch und Englisch. Und ihre Motivation für den Beruf. „Als Lehrer ist man beteiligt an der Zukunft. Wir legen bei den Kindern die Grundlagen für das Lernen. Das ist etwas wichtiges und sinnvolles“, sagt Palla. „Ich finde es spannend zu beobachten, wie sich Schüler im Laufe der Jahre entwickeln“, sagt Rogowski.

Referendariat ist sehr stressig

Erleichtert sind beide, das stressige Referendariat hinter sich gebracht zu haben. „Man stand ständig unter Beobachtung und Beurteilung. Der Druck war enorm“, sagen beide übereinstimmend. Als Lehrer wollen sie möglichst keinen Leistungsdruck auf ihre Schüler ausüben. „An der Gemeinschaftsschule habe ich das Glück, dass wir hier sehr individuell auf die Kinder eingehen können“, sagt Rogowski. Dass dies bei 28 Fünftklässlern, für die er verantwortlich sein wird, eine Herausforderung ist, das ist dem 26-Jährigen wohl bewusst. Madeleine Palla hat 22 Schüler. Ihre besondere Herausforderung: Erst- und Zweitklässlern innerhalb eines Klassenverbands gerecht zu werden.

Die Grafenauer Schulleiterin Annette Schumpp ist froh, dass alle Lehrerstellen an ihrer Schule besetzt sind. Das ist nicht selbstverständlich. Auch im Kreis Böblingen fehlen Pädagogen. Deshalb muss auch Rektorin Schumpp einen Kollegen für einige Stunden an die Aidlinger Schule ausleihen. „Das hat sich erst letzte Woche so ergeben.“ Für sie bedeutete das: Den Studienplan neu zusammenstellen, Stunden hin- und herschieben – und das Ganze auch noch mit den Kollegen der Aidlinger Schule abstimmen. Krank werden darf niemand, denn Vertretungen sind nicht vorgesehen. Über ihre beiden Neuzugänge ist Annette Schumpp glücklich: „Die beiden passen gut in unser ziemlich junges Kollegium“.