Die Schulgemeinschaften des Hegel-Gymnasiums, der Robert-Koch-Realschule, der Pestalozzischule und der Verbundschule Rohr wünschen sich eine schnelle Umsetzung des Schulcampus’. Aber auch Sanierungensollen nicht unter den Tisch fallen.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen - Es geht um das Wohl der Schüler. Darum, ihnen einen Ort zum Lernen zu bieten, an dem sie sich wohlfühlen, an dem sie bestmöglich auf den Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Ein Ort, an dem sie miteinander und voneinander lernen können. Bereits heute kooperieren die vier Schulen rund um die Krehlstraße eng miteinander. Mit der Realisierung des Schulcampus’ und des gemeinsamen zu nutzenden C4-Hauses sollen die Pestalozzischule, die Verbundschule Rohr, das Hegel-Gymnasium und die Robert-Koch-Realschule noch enger zusammenrücken.

 

Seit 2010 arbeiten die Schulgemeinschaften an einem Konzept, seit 2015 steht es. Seither warten die Schulen darauf, dass die Stadt die Planungen vorantreibt. „Es geht nur gemeinsam“, betonte Klaus Hubrich, der Rektor der Verbundschule, am Dienstag in einer Sondersitzung des Bezirksbeirats. Schulen, Verwaltung und Politik müssten an einem Strang ziehen. „Die vier Schulleitungen haben sich an einen Tisch gesetzt und überlegt, was es braucht, um unseren Kindern und Jugendlichen eine gute schulische Bildung zu bieten“, sagte Hubrich. „Jeder Schüler sollte auf dem Campus den seinen Fähigkeiten entsprechenden höchstmöglichen Abschluss machen können.“ Für die Vielfalt, für die die vier Schulen stehen, solle ein Ort der Begegnung entstehen. „Wir haben viel Zeit in mehreren Workshops investiert; das Konzept steht schon lange. Jetzt müssen wir mit der Planung anfangen“, ergänzte Peter Dünschede, der Konrektor der Pestalozzi-Grund- und Werkrealschule.

Sanierungen sind dringend notwendig

2017 mussten die Schulgemeinschaften einen Dämpfer hinnehmen: Bürgermeisterin Isabel Fezer stellte die Schulentwicklungsplanung vor. „Daraus haben wir zwei Erkenntnisse mitgenommen; erstens, dass die Mittel für den Campus im Haushalt eingestellt sind, und zweitens, dass das Vorhaben zunächst zurückgestellt wird“, sagte Frank Bäuerle, der Rektor des Hegel-Gymnasiums. Gründe dafür sind unter anderem, dass in der Stadtverwaltung und in den Firmen, die Neu- und Erweiterungsbauten sowie Sanierungen planen und umsetzen, Kapazitäten fehlen, erläuterte Philipp Forstner, der stellvertretende Leiter des Schulverwaltungsamts.

Und Sanierungen sind an der Krehlstraße dringend nötig. Abbröckelnder Putz, Schimmel oder veraltete Sanitärräume sind nur einige Beispiele. „Es geht uns nicht um Luxus, sondern um Notwendigkeiten“, sagte Bäuerle. An der Robert-Koch-Realschule ist auch der Wunsch nach einer zeitgemäßen EDV-Ausstattung groß. Kenntnisse in Excel oder Powerpoint würden heutzutage von Unternehmen oder weiterführenden Schulen vorausgesetzt. „Aber diese Kenntnisse können hier nicht vermittelt werden“, klagte eine Vertreterin des Elternbeirats. Das verschaffe den RKR-Schülern einen Nachteil am Arbeitsmarkt. „Der Campus ist unheimlich wichtig, aber er kommt nur den Schülern in der Zukunft zugute. Wir dürfen die Kinder nicht vergessen, die die Schule heute besuchen.“

Die Rahmenbedingungen haben sich geändert

Aber: Die Sanierung der RKR vorzuziehen, würde bedeuten, eine andere der etwa 160 öffentlichen Schulen in Stuttgart nach hinten zu stellen, sagte Javier Bellviure. Und Bedarf gebe es an vielen Stellen. „Man hat die Schulen in den vergangenen 30 Jahren sehenden Auges auf Verschleiß gefahren“, sagte der Leiter der Abteilung Gebäudemanagement im Schulverwaltungsamt. Der Gemeinderat hat gemeinsam mit dem Unternehmen Drees und Sommer die Vorhaben in einer Liste priorisiert. Will man die RKR vorziehen, müsste man die Priorisierung neu bewerten. „Aber in dieser Liste ist kein Projekt, das unnötig ist“, sagte Philipp Forstner.

Seit der Verabschiedung des Konzepts für das C4-Haus im Jahr 2015 haben sich zudem die Rahmenbedingungen verändert, sagte Larissa Scheiffele vom Schulverwaltungsamt. Der Sanierungsstau an Schulen, die wachsenden Schülerzahlen und die Pläne für den Garden Campus müssten in die Überlegungen zum Schulcampus einfließen. Denn mit der Aufsiedlung des Eiermann-Areals mit geplanten 1400 Wohneinheiten wird sich auch die Schülerzahl in Vaihingen erhöhen. Deswegen soll in dem Wohnquartier eine eigene Grundschule entstehen; diese Schüler allerdings müssen dann auch an weiterführenden Schulen unterkommen können. Das Schulverwaltungsamt empfiehlt daher, den von der Robert-Koch-Realschule geforderten Neubau vorzuziehen, und erst danach das Campushaus C4 zu bauen. 2020 soll die Planung beginnen. Früher stehen laut Schulverwaltungsamt keine Mittel und Kapazitäten zur Verfügung. Die Robert-Koch-Realschule und die Werkrealschule der Pestalozzischule könnten zudem in einem Schulverbund zusammenrücken. „So könnten Ressourcen optimal genutzt und Übergänge zwischen den Schulformen erleichtert werden“, sagte Scheiffele. Parallel dazu sollen Sanierungen an den Bestandsgebäuden durchgeführt werden.

Erst Realschul-Neubau, dann Campushaus C4

Wenn mit der Planung 2020 begonnen werde, könne der Bau frühestens 2022 beginnen, bis die Räume bezugsfertig seien, dauere es laut Forstner noch einmal zwei bis drei Jahre. Vor 2024 wäre also kein Neubau nutzbar. Das ist freilich noch viel Zeit. Die Schulen befürworteten dennoch diese Umstellung der Bauabschnitte. „Wir haben jetzt schon den Bedarf an Räumen, den wir abdecken müssen. Und die Schülerzahlen werden weiter wachsen“, sagte Bäuerle.

Der CDU-Betreuungsstadtrat Jürgen Sauer plädierte dafür, die Planung für beide Abschnitte, also den Neubau für die Sekundarstufe sowie das Campushaus, gleichzeitig auf den Weg zu bringen. Dem stimmten die Bezirksbeiräte und die Schulvertreter zu. Das Schulverwaltungsamt sicherte außerdem zu, zu klären, ob ein Generalübernehmer beauftragt werden könne, der beide Abschnitte abwickelt.