Die Schulen sind nach langer Zwangspause am Montag wieder in den Wechselunterricht gestartet. Die Schulamtsleiterin appelliert an die Lehrer, jetzt nicht in kürzester Zeit ausgefallene Klassenarbeiten nachholen zu wollen.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Rems-Murr-Kreis - Endlich mal wieder zumindest einen Teil der Klassenkameraden aus der Nähe sehen und die Lehrerin live vor der Tafel. Für manchen Schüler ist am Montag nach fünf Monaten Zwangsschulhauspause mit Online-Unterricht daheim wenigstens ein bisschen normaler Schulalltag Wirklichkeit geworden. Denn längst nicht alle waren in der einen Woche Lockdown-Lockerung nach den Osterferien zum Zuge gekommen.

 

Fast alle halten den kurzen Re-Start für sinnvoll

Ob der ebenfalls nur eine Woche andauernde Re-Start unmittelbar vor den Pfingstferien und mitten in den Prüfungen der Abschlussklassen überhaupt sinnvoll ist, beantworten unter dem Eindruck überwiegend freudiger Kindergesichter nach dem ersten Tag denn auch fast alle Schulleiter positiv. Beim letzten Mal seien Tränen geflossen, als er den Schülern verkünden musste, dass sie wieder in den Fernunterricht müssten, sagt David Coronel, der Leiter der Fellbacher Wichernschule. „Wir können nicht einerseits sagen, dass die Schüler so viel verpassen, und auf der anderen Seite sagt man dann, dass es auf diese eine Woche auch nicht mehr ankommen würde“, ergänzt sein Kollege Sascha Theiss, der Rektor der Fellbacher Zeppelin-Gemeinschaftsschule.

Im Staatlichen Schulamt Backnang berichtet man von ähnlichen Rückmeldungen. „Alle unsere Schularten, egal ob klein oder groß, würden Ihnen die Frage nach der Sinnhaftigkeit bejahen“, sagt die Schulamtsleiterin Sabine Hagenmüller-Gehring. Und selbst aus pandemischer Sicht sei die Öffnung ihrer Meinung nach nicht kontraproduktiv, denn nirgendwo werde mehr getestet als in den Schulen.

Umso erstaunter sei man am ersten Tag gewesen, dass aus den Einrichtungen im Zuständigkeitsbereich des Schulamts nur vier positive Schnelltests rückgemeldet worden seien. Das hatte beim ersten Re-Start an den Grund-, Werkreal-, Real-, Sonder- und Gemeinschaftsschulen im Kreis noch deutlich anders ausgesehen.

Lesen Sie hier vom vorherigen Start: Etliche Schüler positiv getestet

Die Schulen hätten die zunächst zeitlich befristete Rückkehr zum nach wie vor eingeschränkten Präsenzunterricht gut hinbekommen, lautet das Fazit am frühen Montagnachmittag, „so, wie sie fast alles gut hinbekommen haben, was in den vergangenen Monaten immer wieder an Anforderungen auf sie zugekommen ist“, sagt Hagenmüller-Gehring anerkennend. Wohl wissend, dass die Belastung für Schulleitung wie Lehrer enorm sei und der Einsatz bisweilen weit über das Deputat hinausgehe.

Diese Woche sei wichtig, um das Wiederankommen in der Schule einzuleiten. Spannend sei dann, wie es nach den zwei Wochen Pfingstferien weitergehe. Dabei meint Sabine Hagenmüller-Gehring nicht nur, wie sich neue Reise- und andere Freiheiten auf die Corona-Inzidenzlage auswirken werden. Sondern auch, wie ein gewisses Maß an Alltag in der nach wie vor präsenten Ausnahmesituation etabliert werden kann.

Kreative Leistungsfeststellungen statt Klassenarbeiten

Eines ist der Schulamtsleiterin dabei besonders wichtig. „Ich hoffe“, sagt Hagenmüller-Gehring, „dass die Schulen mit Bedacht mit der Leistungsfeststellung umgehen.“ Natürlich sei man mit den Klassenarbeiten im Rückstand, aber deswegen müsse nun nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit eine Arbeit geschrieben werden. „Dieses Jahr müssen wir andere Wege, kreative Lösungen finden, die Leistungen der Schüler zu beurteilen“, so der Appell der Behördenchefin mit pädagogischer Ausbildung. „Im Vordergrund muss stehen, dass wir die Kinder wieder aufbauen, da wäre zusätzlicher Leistungsdruck alles andere als förderlich.“ Aber auch da ist sie sicher, dass die Schulen den richtigen Weg finden werden – so, wie sie es ja bisher offenbar immer getan hätten.

Die aktuellen Inzidenzzahlen und ihre Auswirkungen

Schulöffnung
Der Präsenzunterricht ist möglich, weil der sogenannte Sieben-Tage-Inzidenzwert der Corona-Infektionen seit mehr als fünf Tagen unter 165 liegt. Das erste Mal wurde der Wert am vorvergangenen Freitag erreicht – wenn auch mit 164,8 nur äußerst knapp. Wegen des Brückentags wurde die Öffnung auf Montag gelegt.

Inzidenz
Aktuell liegt die Zahl der Neuinfektionen binnen sieben Tagen pro 100 000 Einwohner im Rems-Murr-Kreis bei 114. Der Wert ist seit mehreren Tagen stetig gesunken (Vortag 118). Die meisten Corona-Infektionen gemessen an der Bevölkerungsdichte hat zurzeit Murrhardt (47 bei rund 14 000 Einwohnern).

Einkaufen
Wenn die Entwicklung so weitergeht, kann es demnächst auch Lockerungen beim Einkaufen geben. Die Bestimmungen der Bundesnotbremse erlauben zumindest Click & Meet, wenn die als kritisch eingestufte Marke 150 an mindestens fünf Werktagen unterschritten wird. Möglich wäre das frühestens am Samstag.