Eine Mutter kritisiert, dass an der Freien Waldorfschule auf der Gutenhalde in Filderstadt-Bonlanden das Klassenspiel der Zwölftklässler trotz Corona stattgefunden hat. Der Geschäftsführer betont, dass alle in der Pandemie geltenden Regeln eingehalten worden seien.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Bonlanden - Die Corona-Pandemie stellt die Schulen vor große Herausforderungen. Sie müssen einem strengen Hygienekonzept folgen und die Regeln der jeweils aktuellen Corona-Verordnung einhalten. Das bedeutet vor allem, dass sich Schüler verschiedener Klassenstufen nicht begegnen sollen. Lehrer sowie ältere Schüler müssen Masken tragen. Ist unter diesen Voraussetzungen ein Klassenspiel möglich?

 

Schüler ab der Klassenstufe 7 der Freien Waldorfschule auf der Gutenhalde in Bonlanden waren am Donnerstag und Freitag zu einem von den Zwölftklässlern einstudierten Stück eingeladen. Die angehenden Abiturienten standen am Donnerstag und Freitag auf der Bühne des Festsaals und zeigten Goethes „Faust“.

Eine Mutter kann nicht verstehen, warum das Klassenspiel der Zwölftklässler stattgefunden hat, warum in Pandemiezeiten viele Mädchen und Jungen aus verschiedenen Klassenstufen zusammen in einem Raum saßen.

Klassenspiel sei als Unterrichtsform zu verstehen

Alexander Fuchs, der Geschäftsführer der Schule, indes sieht darin kein Problem. Das Klassenspiel sei als Unterricht zu verstehen, es sei in keiner Weise eine öffentliche Theateraufführung gewesen. Im Saal seien ausschließlich Schüler und Lehrer gewesen, keine Geschwister, Eltern oder andere Personen von außerhalb. Alle hätten Masken getragen. Der Raum habe eine gute Lüftungsanlage, und zudem habe es Lüftungspausen gegeben.

Richtig sei, so Fuchs, dass Schüler verschiedener Klassenstufen gleichzeitig in dem Saal gewesen seien. Allerdings habe man die Kohorten, wie es im Fachjargon heißt, voneinander getrennt. Die Schüler seien klassenstufenweise nacheinander in den Saal gegangenen. Dann habe es eine Pause gegeben, und erst dann sei die nächste Klassenstufe in den Raum.

Die Schule halte sich an das Hygienekonzept und alle Regeln

Nicht zuletzt sei der Besuch der Veranstaltung freiwillig gewesen. Und selbst wenn alle eingeladenen Schüler zu den beiden Veranstaltungen gekommen wären, hätten in dem Saal um die 100 Mädchen und Jungen zusammengesessen. Normalerweise hätten aber bis zu 300 Personen dort Platz. Außerdem seien längst nicht alle eingeladenen Schüler gekommen. Die erforderlichen Abstände seien also eingehalten worden.

„In der aktuellen Pandemie gibt es Regeln, und an die halten wir uns. Wir haben alle Anforderungen der Verordnung des Landes Baden-Württemberg für die Schulen berücksichtigt“, betont Alexander Fuchs. Richtig sei, dass in einem Theater aktuell keine 100 Menschen zusammenkommen dürften. Im Rahmen des Unterrichts an der Schule sei das aber möglich. Fuchs argumentiert auch, dass es bei dem Klassenspiel um Goethes „Faust“ gegangen sei – und damit um ein Thema, das für die Abiturprüfung relevant sei.

Mutter kann Argumentation nicht nachvollziehen

Das Filderstädter Stadtverwaltung war am Freitag kurzfristig über das Klassenspiel informiert worden. „Das Ordnungsamt hat umgehend Kontakt mit der Schulleitung aufgenommen. Diese hat glaubhaft versichert, dass es ein Angebot im Rahmen des Unterrichts und keine öffentliche Veranstaltung gewesen sei. Zudem hat die Schulleitung versichert, dass alle Hygieneregeln, wie Abstand halten und Maske tragen, eingehalten worden seien“, sagt Silke Köhler von der Pressestelle. Für alle weiteren Fragen sei das staatliche Schulamt als Aufsichtsbehörde zuständig.

Die Mutter, die sich in unserer Redaktion gemeldet hat, kann die Argumentation nicht nachvollziehen. „Was da gelaufen ist, war definitiv nicht erlaubt“, schimpft sie und findet darüber hinaus noch viel drastischere Worte. „Wir sagen ständig unseren Kindern, was sie derzeit alles nicht dürfen, und dann so etwas.“ Sie habe ihrem Nachwuchs jedenfalls verboten, das Klassenspiel zu besuchen.