Was wird aus der Adalbert-Stifter-Werkrealschule in der Pliensauvorstadt?Die SPD hätte dort gern eine Vorzeige-Gemeinschaftsschule mit einer gymnasialen Oberstufe, die CDU setzt auf eine Realschule.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Sie ist so etwas wie der letzte weiße Fleck in der Esslinger Schullandschaft. Die Adalbert-Stifter-Werkrealschule in der Pliensauvorstadt wird in einem Jahr geschlossen. Der Schule gehen die Kinder aus, denn zu wenige Eltern vertrauen auf das Bildungskonzept einer Werkrealschule.

 

Bernd Berroth ist der Leiter der Esslinger Amtes für Bildung und Betreuung. Für ihn und für die Stadtverwaltung stellt sich die grundsätzliche Frage, ob anstelle der Adalbert-Stifter-Schule eine Realschule oder eine Gemeinschaftsschule eingerichtet wird. Ebenfalls müsse die Verwaltung entscheiden, ob die neue Stifter-Schule eine gymnasiale Oberstufe erhalte oder nicht, sagt Berroth. Die Stadtverwaltung lässt sich noch nicht in die Karten gucken, welche Schule sie bevorzugt – und natürlich genehmigt letztlich das Land Baden- Württemberg eine neue Schule.

Im Juli fällt der Grundsatzbeschluss

„Persönlich ist mir aufgefallen, dass nach dem Regierungswechsel in Baden-Württemberg von Grün-Rot auf Grün-Schwarz die Realschule wieder mehr in den Blick gerät, anstelle der Gemeinschaftsschule“, sagt Berroth diplomatisch. Dennoch sieht er die Esslinger Entscheidung losgelöst von der Landespolitik. Der zeitliche Fahrplan sieht so aus, dass über die Zukunft der Schule nichtöffentlich Anfang April entschieden werde, und im Juli dann öffentlich der Grundsatzbeschluss falle, welche Schulart in der Vorstadt verwirklicht wird.

Die SPD hält an ihrem Konzept der Gemeinschaftsschule fest und will in der Vorstadt auch eine gymnasiale Oberstufe haben. Für Klaus Hummel, den ehemaligen Schulleiter der Katharinenschule, ist eine Gemeinschaftsschule dort die richtige Konzeption für die Zukunft. Eine neue großzügige Schule sollte auch mit einem neuen und großzügigen Gebäude verwirklicht werden, ein Leuchtturm gewissermaßen, zu dem die Eltern Vertrauen haben und wo sie ihre Kinder gut untergebracht wissen. Dazu müsse die Schule mindestens dreizügig werden, sagt Klaus Hummel.

Das Konzept der Gemeinschaftsschulen, so wie es einmal ursprünglich ausgesehen hat, steht und fällt mit der gymnasialen Oberstufe. Die Schule sollte, so war damals der Plan des Tübinger Professors Thorsten Bohl, eine heteorogene Schülerschaft haben, das heißt, Hauptschulkinder und Gymnasialkinder lernen zusammen und profitieren voneinander. Gerade aber diese Oberstufe ist in Esslingen Anlass für Kritik.

Keine Konkurrenz zu beruflichen Gymnasien

Die CDU-Fraktion etwa zieht eine Realschule mit Werkrealzug einer Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe vor. „Wem das Turbo-Gymnasium G 12 zu schnell ist, der ist auf den beruflichen Gymnasien der Stadt gut aufgehoben“, sagt beispielsweise Edward-Erroll Jaffke, Mitglied der CDU-Fraktion im Gemeinderat. Deswegen befürchtet die CDU auch, dass eine Leuchtturmschule in der Vorstadt den beruflichen Gymnasien in Esslingen Konkurrenz machen könne. Jaffke glaubt auch nicht, dass man am jetzigen Standort in der Pliensauvorstadt eine ganz neue Schulform verwirklichen könne, einfach weil eine neue Schule bis zum Auslaufen der Adalbert-Stifter-Schule im Juli 2019 nicht fertig würde. Bei einem Jahr Planung und einem Jahr Bauzeit wäre eine neue Schule allerfrühestens im Jahr 2020 bezugsfertig.