Um die Preise für das Schulessen niedrig zu halten, zahlen viele Kommunen drauf. Das Essen lassen sich viele von Catering-Firmen anliefern.

Strohgäu - Chicken Nuggets, Pommes oder Schnitzel: wenn es nach dem Willen vieler Kinder geht, stünden diese Gerichte wohl möglichst oft auf dem Speiseplan. Mit Brokkoli und Grünkohl können die meisten nicht allzu viel anfangen – was sich an den Speiseplänen vieler Schulmensen ablesen lässt. Zwar wünschen sich viele Eltern, dass ihre Kinder möglichst hochwertiges Essen vorgesetzt bekommen. Gleichzeitig aber soll es aber günstig sein. An vielen Schulen im Strohgäu hat sich der Preis bei 3,50 Euro je Mahlzeit eingependelt. Die tatsächlichen Kosten deckt das allerdings nicht.

 

Auch an der Glemstalschule in Schwieberdingen kostet das Essen seit Februar 3,50 Euro, vorher waren es drei Euro. Der reine Beschaffungspreis für das Essen lag seither mit 3,05 Euro also darüber. Hinzu kommen Kosten für Personal und Reinigung. Trotz der Preiserhöhung zahlt der zuständige Gemeindeverwaltungsverband Schwieberdingen-Hemmingen in diesem Jahr 135 000 Euro obendrauf.

Frisch gekocht wird selten

In den Ditzinger Schulen kostet das Mittagessen meist drei, in der Mensa in der Glemsaue vier Euro. Der tatsächliche Preis – inklusive Personal und Gebäudebewirtschaftung – liegt nach den Angaben des Pressesprechers Guido Braun jedoch bei knapp sechs Euro je Essen.

Eltern in Gerlingen bezahlen mit den 3,50 Euro für die Essensmarken nur die Einstandskosten der Stadt bei den Großküchen. Die übrigen Kosten summieren sich pro Jahr auf 250 000 bis 300 000 Euro, nimmt man das Essen in Kitas hinzu: Das sind pro Essen nochmals knapp drei Euro.

Der Druck, die Preise für die Eltern niedrig zu halten, bringt mit sich, dass es kaum noch Schulen gibt, in denen frisch gekocht wird. „Ausgewogenes Essen ist uns wichtig“, sagt zwar Manfred Müller, Amtsleiter im Bereich Kämmerei und Personalamt in Schwieberdingen – und frisch solle es sein. Frisch zubereitet wird das Essen in der Glemstalschule in Schwieberdingen aber nicht: Es wird tiefgekühlt angeliefert.

Auch in Ditzingen kocht keine Schule selbst. In den meisten Schulen wird das Essen gekühlt oder warm angeliefert, in der Mensa in der Glemsaue tiefgefroren. An der Realschule in Korntal und der Flattichschule in Münchingen hingegen wird das Essen nach Angaben von Klaus Freitag vom Fachbereich Bildung, Sport und Kultur „weitgehend frisch“ zubereitet.

Mehr Gemüse, weniger Fleisch

Einheitliche Vorgaben, an denen sich die Qualität des Essens bemessen lässt, gibt es nicht. Der Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) hat jüngst einen Vorstoß hin zu einem nationalen „Qualitätszentrum Schulversorgung“ gemacht, das unter anderem Gütesiegel für Lieferanten vergeben soll. Unverbindliche Empfehlungen gibt es schon jetzt. So plädiert die Deutsche Gesellschaft für Ernährung in ihren Standards für viel frisches Gemüse, Salat und Vollkornprodukte, gespart werden soll hingegen am Fleisch.

Auf dem Speiseplan: Spaghetti mit Tomatensauce

In den meisten Mensen können die Kinder zwischen zwei Essen wählen: omnivore oder vegetarisch. Vielerorts steht Bekanntes auf dem Speiseplan: Schweineschnitzel, Kartoffelpuffer oder Spaghetti mit Tomatensauce.

Durch den Trend zum Ganztagsunterricht wird es in vielen Schulen mittags eng. „Der überwiegende Anteil der Schüler isst in der Schule“, sagt der Schwieberdinger Amtsleiter Müller über die Glemstalschule. Zusätzlich zur Mensa wird seit diesem Schuljahr auch einen Container genutzt.

Am Schulcampus in Münchingen war eine richtige Mensa schon fest geplant, noch essen die Flattichschüler aber provisorisch in der Albert-Buddenberg-Halle. Der Sparzwang der Stadt könnte aber dafür sorgen, dass die Mensa doch noch im Gebäude untergebracht wird. Auch am Gymnasium in Korntal herrscht zeitweise Platzmangel. „Im vergangenen Jahr haben wir einen zusätzlichen Raum genutzt“, sagt Claudia Harrer, die sich ums Essen kümmert. Dieses Schuljahr seien die Stundenpläne so konzipiert worden, dass es möglichst wenig Engpässe in der Mensa gebe.

In Ditzingen ist die Nachfrage nach Essen in der Schule nach Ansicht des Sprechers Braun vor allem bei jüngeren Schülern hoch. An der Theodor-Heuglin- und Wilhelmschule werde in drei Schichten gegessen. Damit die Kinder das Essen nicht überhaben, wechselt die Stadt alle paar Jahre den Anbieter. Den älteren Schülern sei derweil eine freie Auswahl wichtig. Auch in Gerlingen bestätigt sich: das Essen im Schulzentrum sei vor allem für Grundschüler, Fünft- und Sechstklässler interessant, sagt Stefan Fritzsche vom Amt für Jugend, Familie und Senioren. Bei den Dreizehn- bis Vierzehnjährigen flaue das Interesse stark ab. Da sei es „nicht mehr cool“, in die Mensa zu gehen. Das liege auch an den vielen Imbissen in der Nähe.