In der Altenburgschule in Stuttgart können die Kinder gemeinsam frühstücken. Das Angebot ist für die Grundschüler kostenfrei und wird gut angenommen. Die Kosten trägt der von der StZ-Aktion „Hilfe für den Nachbarn“ unterstützte Verein „Frühstück für Kinder“.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Die neunjährige Adili und ihre Mitschülerinnen Aulona, Dija und Nisran liegen mit ihrer Wahl am Buffet voll im Trend. Die Mädchen schaufeln sich Müsli mit Schokostückchen in ein Glasschälchen und rühren Kakaopulver in ihre Becher mit Milch. „Es gibt Schülergenerationen, die essen nur Brote und dann wieder welche, die wollen in erster Linie Müsli – zurzeit ist das wieder der Renner“, erzählt Matthias Klotzbücher, und er muss es wissen: Seit Jahren hilft er ehrenamtlich beim „Frühstück für Kinder“ an der Altenburgschule mit. Bisher zweimal, seit Beginn des neuen Schuljahrs sogar dreimal pro Woche am frühen Morgen.

 

Gemeinsamer Campus samt Mensa mit der Steigschule

Die Gemeinschaftsschule am Hallschlag hat zusammen mit der benachbarten Steigschule, einer Förderschule, jetzt einen gemeinsamen Campus und eine neue Mensa, in der die Schüler beider Schulen auch ein warmes Mittagessen erhalten.

Im Gegensatz dazu ist das Frühstück gratis und wird unter anderem finanziell von der Spendenaktion der Stuttgarter Zeitung „Hilfe für den Nachbarn“ unterstützt. Alt-Stadtrat Roland Sauer (CDU) managt seit sechs Jahren das Frühstück an mittlerweile elf Schulen mit Standorten an sozialen Brennpunkten. Die Steigschule, die von Kindern aus dem ganzen Umkreis besucht wird, ist die jüngste im Bunde. Somit frühstücken in der neuen, freundlichen Mensa derzeit 70 Kinder aus beiden Schulen gemeinsam. Für die Schulleiterin der Altenburgschule, Katrin Steinhülb-Joos, ist das ein Stück gelebte Inklusion und ihr Kollege von der Steigschule, Christof Kuhnle, begrüßt das gemeinsame Essen ebenso, denn viele seiner Schüler haben morgens schon eine lange Anfahrt hinter sich.

Zum gemeinsamen Familienfrühstück fehlt die Zeit

Adili und ihre Freundinnen wohnen dagegen im Viertel. Aber sie essen ihr Müsli regelmäßig an einem der langen weißen Mensatische. „Meine Mutter ist morgens schon weg, wenn ich aufstehe“, berichtet Dija und Adili hat noch drei Geschwister. „Meine Mutter muss zuerst meinen kleinen Bruder wegbringen“, sagt sie. Zum gemeinsamen Familienfrühstück bleibe keine Zeit. Die Vesperbrote für die Pause bringen die Mädchen von zuhause mit. „Das macht meine Mama bevor sie geht“, sagt Dija. Alle Eltern werden von der Schulleitung in einem Brief über das Angebot eines kostenlosen Frühstücks für die Schüler informiert. „Wir verlangen keine Einkommensnachweise oder Anträge für die Teilnahme“, sagt Sauer. Jedes Kind darf hier Marmeladebrötchen essen und Kakao trinken.

Im Einzugsgebiet des Schulcampus auf der Altenburg leben viele sozial schwache Familien. Wenn sie zudem mit ihrem Budget knapp über der Berechtigungsgrenze für die Bonuscard liegt, ist die Lage besonders schwierig. „Erst kürzlich rief mich eine Mutter an, um mir mitzuteilen, dass ihr Kind nicht mehr am Mittagessen teilnimmt, weil sie es nicht bezahlen kann“, berichtet die Rektorin. „Jetzt habe ich genau dieses Kind hier beim Frühstück gesehen“, sagt sie beruhigt.

Die Schüler räumen auch die Tische ab

Die Ehrenamtlichen wie Matthias Klotzbücher sowie Gabriel Netzer und Margareta Kirchhoff sorgen dafür, dass alles geordnet abläuft – und dass die Augen nicht größer als der Magen sind. Sie haben auch ein wachsames Auge darauf, dass die Schüler wieder abräumen und die Tische abwischen,

„Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit für Kinder“, sagt Grundschullehrer Matthias Albath, der einfach so vorbeikommt, um den Jüngeren zum Beispiel beim Aufschneiden einer Brezel zu helfen oder auch mal einen Tipp gibt, wie viel Kakaopulver in die Milch muss, damit das Getränk schmeckt. Hungrige Kinder können sich nicht konzentrieren, weiß er und die Schulleiterin setzt noch eins drauf: „Mit knurrendem Magen steigt die Aggression.“ Wenn die Kinder dagegen entspannt in ihrer Mensa zusammen essen, dann sei dies eine gute Grundlage für den anschließenden Unterricht – und für die Gemeinschaft.

Hilfe für den Nachbarn

Das Spendenkonto:
IBAN DE53 6005 0101 0002 2262 22
BIC SOLADEST600
Kennwort: „Hilfe für den Nachbarn“

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