Neunt- und Zehntklässler der Anne-Frank-Realschule haben sich zu Schulsanitätern ausbilden lassen und ihren eigenen Raum gestaltet. Am Mittwoch bekamen sie offiziell ihre Urkunden.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Wenn beim Fußballspielen auf dem Pausenhof zwei Schüler zusammenstoßen oder jemand im Sportunterricht umknickt, sind sie zur Stelle: die Schulsanitäter der Anne-Frank-Realschule. Zehn Mädchen und Jungen haben den Erste-Hilfe-Kurs absolviert und dieses Ehrenamt übernommen. Helmut Gentner, der Ausbildungsleiter beim DRK-Kreisverband, und die Rektorin Beate Müller übergaben den Neunt- und Zehntklässlern am Mittwoch offiziell ihre Urkunden.

 

Das Engagement wird auch im Zeugnis vermerkt

Ferdinand Rehme hat schon viel Erfahrung beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) gesammelt. Darum wurde er von Mitschülern gefragt, ob er bei den Schulsanitätern mitmache. Dem 14-Jährigen fiel die Antwort leicht. Schließlich wird dieses Engagement auch im Zeugnis vermerkt. Und: „Es macht Spaß“, sagt der Neuntklässler.

Die Idee entstand bereits vor einer ganzen Weile. Ausgangspunkt war das in der achten Klasse in der Realschule verbindliche „Themenorientierte Projekt Soziales Engagement“, kurz TOP SE. Hinter dem Wortungetüm verbirgt sich das Ziel, dass das soziale Lernen und gesellschaftliche Miteinander einen höheren Stellenwert einnehmen soll. Dazu kooperieren die Schulen mit verschiedenen Einrichtungen, Institutionen und Vereinen. Die Anne-Frank-Realschule hat rund 30 Kooperationspartner, darunter eben auch das Deutsche Rote Kreuz Möhringen.

1200 Euro für einen eigenen kleinen Schulsanitätsraum

Fee Maier kam dank dem TOP SE zum Deutschen Roten Kreuz. Sie und ihre Freundin Maren Fellmeier wurden von der Schulleiterin Beate Müller angesprochen, ob sie einen Schulsanitätsdienst aufbauen wollen. Die beiden Schülerinnen nahmen Kontakt zum Kreisverband auf und absolvierten in den Ferien einen Sanitätskurs. Es hat dann noch eine Weile gedauert, bis die Schulsanitäter ihre Arbeit haben aufnehmen können, sagt Maren Fellmeier.

Größere Probleme gab es aber nicht. Denn letztlich standen alle hinter dem Projekt. Unterstützt werden die Schulsanitäter maßgeblich von dem Lehrer und Projektleiter Carlos Alvarez und René Keim, Ausbildungsleiter beim DRK Möhringen. Zudem hat die Schule rund 1200 Euro in die Hand genommen. Mit dem Geld konnten die Schüler sich einen eigenen kleinen Schulsanitätsraum herrichten und einrichten. Die Neunt- und Zehntklässler haben selbst zu Pinsel und Farbe gegriffen und den Raum gestrichen und zuletzt das selbst entworfene Logo an die Wand gemalt.

Große Entlastung für Lehrer und Sekretärin

Beate Müller freut sich über das „extrem hohe Engagement“ ihrer Schüler. Die Schulsanitäter organisieren sich selbst. Wenn was passiert, werden sie über ihre Handys benachrichtigt. „Sie kommen sofort und sind absolut professionell. Für die Lehrer und auch unsere Sekretärin ist das eine große Entlastung“, sagt die Schulleiterin. Das bedeute nicht, dass die Lehrer ihre Verantwortung abgeben würden. „Aber wir können die Verantwortung ein Stück weit delegieren“, sagt Holger Viereck, der Pressebeauftragte an der Anne Frank. Das dafür erforderliche Vertrauen hätten sich die Schüler allemal erarbeitet, ergänzt Beate Müller. Für Helmut Gentner sind Schulsanitäter ein gutes Aushängeschild. „In einer Gesellschaft, die immer anonymer wird, ist es ein gutes Zeichen, wenn sich jemand für andere einsetzt“, sagt der DRK-Mann.

In Stuttgart gibt es an 32 Schulen Schulsanitäter, darunter das Königin-Charlotte-Gymnasium in Möhringen und die Steinbachschule in Büsnau. Fee Maier hofft, dass die Schulsanitäter an der Anne Frank Bestand haben. „Wir haben was aufgebaut und viel Zeit investiert“, sagt die Zehntklässlerin. Denn sie und einige ihrer Mitstreiter werden die Schule bald verlassen. Helmut Gentner hat jedoch keine Sorge, dass das Projekt im Sand verlaufen könnte. „Wer selbst begeistert ist, kann diese Begeisterung auch weitergeben“, sagt er.