Demonstrierende Eltern und Kinder – das erlebt der Schorndorfer Gemeinderat nur selten. Anlass des Trubels war das stillgelegte Lehrschwimmbecken in Haubersbronn. Warum sich die Stadträte aber letztlich gegen das Becken entschieden haben:

Schorndorf - Ein so großes Interesse würde man sich bei manchen anderen großen Themen der Stadt wünschen: Im Foyer des Schorndorfer Rathauses gab es am Mittwoch kein Durchkommen mehr. Kinder und Erwachsene waren bewaffnet mit Poolnudeln, Schwimmbrillen und anderen Badeaccessoires angerückt, um sich sichtbar für den Erhalt des Lehrschwimmbeckens im Teilort Haubersbronn einzusetzen. „Schwimmbad, Schwimmbad“ – begleitet von diesen Rufen stieg der Gemeinderat gleich zu Sitzungsbeginn in den vorgezogenen Haushaltsantrag ein.

 

Um es vorweg zu nehmen: Das Lehrschwimmbecken in Haubersbronn wird nicht wieder geöffnet – so hat es das Gremium mit deutlicher Mehrheit entschieden. Vielleicht war es die aufgeheizte Stimmung im Foyer, vielleicht die überraschende Eigendynamik – auf jeden Fall schlug das Thema ungewöhnlich hohe Wellen. Gleich zu Beginn legte der Schorndorfer Oberbürgermeister Matthias Klopfer dar, welchen Schaden der Haushaltsantrag der Fraktion Freie Wähler/FDP aus seiner Sicht angerichtet hat. „Es macht mich nachdenklich, wie man in der Stadt miteinander umgeht“, sagt er, der das Denken Kernstadt-kontra-Ortsteile befeuert sah.

Kein Vertrauen in die Verwaltung der Stadt Schorndorf?

Rein objektiv seien für ihn keine neuen Argumente dazugekommen, die für einen Erhalt des Beckens sprechen würden. Dieses war im Sommer geschlossen worden, nachdem das neue Lehrschwimmbecken im Oskar-Frech-Bad eröffnet worden war. Das Vorgehen hatte der Gemeinderat vor drei Jahren einstimmig beschlossen. Nicht nachvollziehen kann der Oberbürgermeister deswegen, wieso die Entscheidung wieder in Frage gestellt werde. Zumal es genug freie Wasserflächen im Oskar-Frech-Bad gebe, man bewege sich beim Verhältnis Wasserfläche zu Bewohner sogar an der Spitze der Kommunen.

Das gegenseitige Vertrauen sieht Matthias Klopfer durch den Antrag geschwächt. Wie er zu diesem Schluss kommt? Sabine Brennenstuhl begründete für die Fraktion Freie Wähler/FDP noch einmal, dass der Nutzwert des Schwimmbad enorm sei. Deswegen der Antrag: „Wir wollen eine ordentliche Entscheidungsgrundlage, etwa eine Kostenschätzung der DLRG“, sagte sie. Dieser Punkt wurde als Spitze gegen die Verwaltung gewertet: „Ich wünsche mir das Vertrauen, dass von uns seriöse Zahlen vorgelegt werden“, sagte Finanzbürgermeister Thorsten Englert und betonte: „Sie brauchen kein Gegengutachten.“

Schulschwimmbad: Der Antrag erntet Kritik

In die gleiche Kerbe schlug Stadtwerkechef Andreas Seufer. Er mache seine Aufstellungen nach bestem Wissen und Gewissen, „auch, wenn es um den Belegungsplan und freie Zeiten geht.“ Für ihn und Bäderchef Jörg Bay ist klar: „Der Antrag ist nicht finanzierbar.“ Nicht nur wegen der Investition von 750 000 Euro, sondern auch wegen dem laufenden Betrieb, der die Stadt bis zu 200 000 Euro jährlich kosten würde. Die Menschenmenge im Foyer verwunderte Bay: „Wir hatten gerade einmal 500 Badegäste im Jahr.“

SPD-Stadträtin Silke Olbrich zeigte sich – obwohl sie selbst Sportlehrerin sei – entsetzt über den Antrag: „Das Bad ist so kaputt, das kann man nicht mehr richten.“ Und CDU-Fraktionschef Hermann Beutel fand den Antrag fahrlässig: „Er hat falsche Erwartungen geweckt.“ Das sei nie das Ziel des Antrags gewesen: „So eine Unruhe war nicht unser Interesse“, sagt Gerald Junginger (Freien Wähler/FDP-Fraktion).