Die Einführung einer gymnasialen Oberstufe an der Glemstalschule in Schwieberdingen droht am Nein der Hemminger Nachbarn zu scheitern.

Schwieberdingen - Der Hilferuf der Eltern ist auch im Kultusministerium gehört worden. „Ohne gymnasiale Oberstufe ergibt das Gemeinschaftsschulkonzept keinen Sinn“, sagt Anja Cruse. Die Vorsitzende des Elternbeirats der Glemstalschule in Schwieberdingen befürchtet, dass die Kinder dort zum Bauernopfer eines letztlich landespolitisch motivierten Zwists werden. Auf Bitte der Elternvertreter hat sie deshalb einen Brief an den Minister Andreas Stoch (SPD) geschrieben.

 

Rein äußerlich betrachtet ist die Glemstalschule ein Erfolgsmodell. Vor gut zwei Jahren wurde die Realschule in eine Gemeinschaftsschule umgewandelt. Seitdem kann sich die Schulleitung vor Anmeldungen kaum retten. Doch von politischer Seite droht Ungemach. Denn der Träger der Schule ist nicht die Gemeinde Schwieberdingen allein, sondern ein Verwaltungsverband zusammen mit den Nachbarn in Hemmingen.

„Andernfalls hätten die Kollegen nie mitgemacht“

Und dort scheint die politische Stimmungslage gerade in eine Richtung zu kippen, die der Rektorin Sandra Vöhringer ganz und gar nicht gefällt. Eine bürgerliche Mehrheit aus CDU und Freien Wählern tendiert offenbar dazu, die Schule auf die Klassenstufen fünf bis zehn zu begrenzen. Für die Schulleiterin wäre das eine Katastrophe: „Die Oberstufe war für uns Voraussetzung, Gemeinschaftsschule zu werden, andernfalls hätte das Kollegium niemals mitgemacht.“

Als der Antrag auf Umwandlung der Schulart gestellt wurde, hat die Verbandsversammlung der beiden zuständigen Gemeinderäte zwei Bedingungen gestellt. Erstens: die Schule solle vorerst vierzügig bleiben – auch wenn die Anmeldezahlen höher sind. Zweitens wurde ein Passus aufgenommen, wonach „eine Weiterentwicklung der Gemeinschaftsschule über die Klassenstufe 10 hinaus“ nur „bei entsprechender Nachfrage“ angestrebt werden solle. „Ohne diesen Zusatz hätte die Gemeinschaftsschule nie und nimmer eine Mehrheit bekommen“, sagt Walter Bauer, CDU-Fraktionschef in Hemmingen.

„Das würde unsere Haushalte ruinieren“

Er lehne die Oberstufe nicht aus ideologischen Gründen ab, sondern habe finanzielle Bedenken. „Wir müssten unsere Schulräume verdreifachen.“ Die Oberstufe drohe „unsere Haushalte auf Jahre hinaus zu ruinieren“. Investitionen im zweistelligen Millionenbereich – die Rede ist von insgesamt zwölf Millionen Euro – seien problematisch, solange beispielsweise Markgröningen für mehr als 27 Millionen Euro ein Schulzentrum für rund 1000 Schüler saniere, das nur von rund 600 Schülern besucht wird.

Der Hemminger Bürgermeister Thomas Schäfer gibt sich zurückhaltend. Er könne das Thema gerne kommentieren, allerdings sei darüber erst Ende des Schuljahres 2016/17 zu entscheiden. Sein Schwieberdinger Kollege Nico Lauxmann macht keinen Hehl daraus, dass ihm die gymnasiale Oberstufe wichtig ist. Die hohen Anmeldezahlen zeigen seiner Ansicht nach, „dass die Schule auf einem sehr guten Weg ist“.

„Ich habe diese Schüler nicht hergezaubert“

Vollends kompliziert ist die Lage geworden, seit der Markgröninger Bürgermeister Rudolf Kürner jüngst andeutete, dass er sich am Schulzentrum am Benzberg ebenfalls eine Gemeinschaftsschule vorstellen könnte. Dass dies nicht mit den Nachbarn abgestimmt worden sei, „war unglücklich“, kritisiert der Schwieberdinger Bürgermeister. Die Schulleiterin Sandra Vöhringer sieht derweil einen Trend, der dem politischen Willen teilweise entgegenzustehen scheint. Trotz der Beschlüsse des Schulträgers habe sie derzeit Anmeldezahlen, die die Schule fünfzügig machten. „Ich habe diese Schüler nirgendwo hergezaubert“, betont sie. Die Elternvertreterin Anja Cruse sieht gar Konflikte auf das Schulamt zukommen: Die Eltern von acht Schülern aus Eberdingen, die abgelehnt wurden, hätten Widerspruch dagegen eingelegt. „Für diese Eltern gibt es keine Alternative zum pädagogischen Konzept der Glemstalschule.“ Notfalls, sagt sie, seien einige sogar bereit, vor Gericht zu ziehen.