Die Schüler des Eberhard-Ludwigs-Gymnasiums haben vorerst Abschied von ihrer Schule genommen. Wegen der Sanierung des Gebäudes ziehen sie für drei Jahre an einen Interimsstandort an der Stuttgarter Ludwigstraße.

S-Nord - Mit den Zeugnissen in der Hand stürmen die Schüler aus den Klassenzimmern, rufen „Ferien, Ferien!“ Auf der Treppe vor dem Eberhard-Ludwigs-Gymnasium (Ebelu) ist kaum ein Durchkommen. Für ein Foto im Jahrbuch halten alle die Umzugskisten hoch. Für das Ebelu ist der letzte Schultag vor den Ferien ein historischer Tag: Weil das Gebäude für rund 45 Millionen Euro saniert und um einen Neubau erweitert wird, zieht die Schule an die Ludwigstraße 111 und bleibt dort etwa drei Jahre - sofern jetzt alles rund läuft.

 

Was den Ortswechsel angeht, haben die Schüler gemischte Gefühle: Elias, Fynn und Vincent (alle 15) sind nicht begeistert. Sie wohnen in der Nähe des Ebelu und müssen einen weiteren Schulweg in Kauf nehmen. „Ich würde lieber hier bleiben, statt mit dem Bus in die Ludwigstraße zu fahren“, sagt Elias. Andere freuen sich auf den Umzug wie der 11-jährige Christian. „Unsere Schule ist nach der Sanierung viel schöner, und wo anders zu sein, ist auch mal ganz spannend“, sagt er. Paula (13) und Rebecca (14) freuen sich im Moment mehr auf den Frankreich- und Italienurlaub mit ihren Familien – zumal die Zeugnisse der beiden „im guten bis normalen Bereich“ sind – also im Notendurchschnitt zwischen 2 und 2,3 liegen.

Von rund 450 Ebelu-Schülern haben laut dem kommissarischem Schulleiter Burkart Miller nur knapp zehn die Versetzung nicht geschafft. Einige wurden probeweise versetzt und müssen eine Nachprüfung ablegen. Im Gegensatz zu den Schülern ist bei Miller und dem Kollegium noch keine Ferienstimmung ausgebrochen. „Die Verwaltungsapparat konnte noch nicht an den neuen Standort umziehen, weil der Betrieb ja bis zum letzten Schultag aufrechterhalten werden musste“, sagt Miller und stellt fest, dass die Verwaltung innerhalb von zwei Tagen in der Ludwigstraße wieder funktionieren muss. „Die Stundenpläne müssen noch genau ausgetüftelt und Ab- und Neuanmeldungen bearbeitet werden.“

Der Zusammenhalt an der Schule ist durch die gemeinsame Sache gewachsen

Der Umzugsstress hat für alle auch etwas Positives: „Der Zusammenhalt ist gewachsen“, stellt Miller fest. Gezeigt habe sich das an den Projekttagen: Eltern und Lehrer haben gemeinsam die Wandergruppen begleitetet und Eltern haben Aktionen wie Kung Fu angeboten. „Ich bin richtig stolz auf unseren Zusammenhalt“, zieht der Schulleiter Bilanz. Die Tatsache, dass der Schule umzieht, hat sich nicht auf die Anmeldungen fürs kommende Schuljahr ausgewirkt: „Die beiden fünften Klassen und die C-Klasse des Musikgymnasiums sind gut gefüllt“, versichert Miller. Für ihn ein Zeichen dafür, wie sehr es auf die Menschen und die Art Schule zu machen ankommt.

Die Kritik der Schulleitung, weil die Brandschutzmaßnahmen am Interimsstandort bis zum Beginn des neuen Schuljahrs noch nicht umgesetzt sein werden und die Schulmensa nicht termingerecht in Betrieb gehen kann, weil die Anlage für die Lüftung zu schwer fürs Dach ist, scheint laut Miller Wirkung zu haben. Sein Eindruck: „Jetzt geben sich alle Mühe mit den Maßnahmen in der Ludwigstraße voranzukommen.“ Fest macht er das daran, dass die Arbeiter dort demnächst mit „schwerem Werkzeug“ anrücken und mit Betonsägen den Fluchtweg im unteren Geschoss verbreitern werden.

Anna Kedziora (FW), Bezirksbeirätin Nord und Vorsitzende des Fördervereins der Schule, bleibt skeptisch: Trotz mehrfacher Nachfrage habe die Stadtverwaltung dem Förderverein noch keine schriftliche Vereinbarung über die Kostenübernahme für einen Caterer zukommen lassen. Der Elternbeirat hat inzwischen nämlich ein Unternehmen gefunden, das so lange Essen für die Schüler anliefert, bis die Mensa den Betrieb aufnehmen kann. Vertragspartner des Anbieters wird der Förderverein. Kedziora: „Die schriftliche Zusage benötigen wir jetzt schnellstmöglich, damit wir den Vertrag unterzeichnen können.“

Auf die Schülerinnen und Schüler wartete nach der Zeugnisausgabe noch eine Überraschung: Vor dem Ebelu gab es für jeden eine Kugel Eis. Das Eis hat der Förderverein, den Eiswagen haben Eltern spendiert.