WHO-Nothilfedirektor Michael Ryan hält nichts davon, generell Mundschutz zu tragen, wie es beispielsweise Österreich jetzt vorschreibt. Aber auch in Deutschland mehren sich die Stimmen, die genau das fordern.

Genf - Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus keinen Nutzen im allgemeinen Mundschutztragen. Es gebe keinerlei Anzeichen dafür, dass damit etwas gewonnen wäre, sagte der WHO-Nothilfedirektor Michael Ryan am Montag in Genf.

 

Vielmehr gebe es zusätzliche Risiken, wenn Menschen die Masken falsch abnehmen und sich dabei womöglich infizieren. „Unser Rat: wir raten davon ab, Mundschutz zu tragen, wenn man nicht selbst krank ist“, sagte Ryan.

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Österreich hatte am Montag angekündigt, Mundschutz beim Einkaufen zur Pflicht zu machen. Die Masken sollen an den Eingängen der Läden ausgeteilt werden. Bei dem Mund-Nasen-Schutz handele es sich nicht um die hochwertigen Masken, die das Gesundheitspersonal benötigt. Auch Tschechien hat einen Mundschutz-Zwang in der Öffentlichkeit eingeführt.

Maas schließt nicht aus

Bundesaußenminister Heiko Maas zeigte sich offen für eine Mundschutz-Pflicht etwa beim Einkaufen. „Wenn es Sinn macht, sollte man so etwas nicht ausschließen“, sagte er am Montag in einem „Bild“-Interview. Es müsse dann aber auch sichergestellt sein, dass die Masken geeignet sind, einen selbst oder andere zu schützen. „Es nützt nichts, sich irgendetwas ins Gesicht zu hängen, was überhaupt keine Schutzwirkung entfaltet.“

Maas rief auch zur internationalen Zusammenarbeit bei der Produktion und Verteilung von medizinischen Gütern in der Corona-Krise auf. „Es darf nicht zu einem Kampf oder gar zu einem Krieg um Schutzausrüstung, Beatmungsgeräte oder Masken ausarten.“ Das sei derzeit eine der größten Aufgaben für die internationale Staatengemeinschaft. „Wenn wir das nicht hinbekommen, glaube ich, werden am Schluss alle, aber alle darunter zu leiden haben.“

Lauterbach für Mundschutz-Pflicht

Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach befürwortet eine Mundschutz-Pflicht. „Aus medizinischer Sicht halte ich eine solche Bestimmung persönlich für sehr sinnvoll“, sagte der Bundestagsabgeordnete dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“. „In der Tat wurde die Bedeutung von Masken zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus anfänglich stark unterschätzt“, sagte Lauterbach.

Voraussetzung für eine Schutzmaskenpflicht beim Einkaufen sei aber, dass es genug Masken gebe und sie dem medizinischen Personal nicht fehlten, sagte Lauterbach. Rechtlich wäre ein solcher Maskenzwang in Deutschland dem Bericht zufolge möglich. Anordnen müssten ihn die Bundesländer oder die kommunalen Gesundheitsbehörden.

Laut einer RND-Umfrage unter den 16 Bundesländern gibt es derzeit keine entsprechenden Pläne. Aus Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Thüringen, Berlin, Hamburg und dem Saarland hieß der Umfrage zufolge, derzeit sei solch eine Regelung nicht in Planung. Die übrigen Länder äußerten sich nicht.