Was hat das Weingut Johannes B mit dem Fernsehmoderator zu tun, und haben sich die Trinkgewohnheiten in der Coronapandemie verändert? Nicht nur diese Fragen werden bei der Traditionsveranstaltung des Fellbacher Herbstes geklärt.

Fellbach - Unverkennbar: es ist alles deutlich kleiner und anders als in Zeiten eines normalen Fellbacher Herbstes, auch bei der sogenannten hybriden Weinprobe zum Auftakt am Donnerstag des diesmal als Teil der Fellbacher 900-Jahr-Feier ausgerufenen Festwochenendes „Fellbach feiert den Herbst“. Anstelle der ansonsten rund 1000 Weinprobenplätze ist im Hölderlinsaal der Schwabenlandhalle nur für rund 250 Teilnehmer aufgetischt. Und die Probe selbst wartet mit sechs Tropfen auf, nicht mit dem vor Pandemiezeiten üblichen Dutzend. Per Livestream haben sich mehrere Hundert weitere Weinprobenteilnehmer – daheim versorgt mit einem Probenpaket – zugeschaltet. Einige geben im Verlauf der gut zweistündigen Veranstaltung im Chat auch die eine oder andere Frage an Moderatorin und Ex-Weinkönigin Theresa Olkus durch.

 

Gute Nachrichten gibt es von der Weinlese

Der Stand der aktuellen Weinlese interessiert die ehemalige Weinkönigin aus Markelsheim im Taubertal, während als erster Probenwein der 2020 Fellbacher Alte Reben Riesling aus dem Hause Aldinger eingeschenkt wird. Bereits 80 Prozent sei drin, berichtet Johannes Bauerle. Bei den Aldingers, ergänzt Hansjörg Aldinger, sei noch gut die Hälfte des Leseguts draußen. „Der September hat uns gerettet“, sagt Markus Heid. Die Fellbacher Weinmacher rechnen – nach wirklich schwierigem Weinjahr – mit einem „erfreulich saftigen Jahrgang“. Einem, der auch in der Lesephase noch viel Flexibilität verlange, so Thomas Seibold von den Fellbacher Weingärtnern. Der aber, sagt Rainer Schnaitmann, „zum Glück nicht so klein ausfällt, wie zunächst zu befürchten war“.

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Ein Sauvignon Blanc folgt als Wein Nummer zwei im Hölderlinsaal. Der allerdings, so bekennt Johannes Bauerle im Gespräch mit der Moderatorin, sei in Sachen Fellbacher Herbst fast so etwas wie ein „Blindgänger“. Denn tatsächlich wachsen die Beeren dafür in Cannstatt. In die Rebsorte habe er sich im Rahmen eines Aufenthalts in Neuseeland verliebt. Und gerade diesen kräftigen Neuseelandtyp wolle er mit dem im kleinen Holzfass gereiften Sauvignon „Partie Fumé“ hier in schwäbischen Gefilden etablieren.

Was hat es denn nun mit Johannes B. auf sich?

Johannes B. – ob der Name eine Anspielung auf Johannes B Kerner sei, wird über den Chat gefragt. Er habe schon Wein an den TV-Moderator geschickt, erzählt Johannes Bauerle, aber der Name symbolisiere vor allem Eigenständigkeit: „Ich bin noch relativ jung, will nicht mit Sie angeredet und nicht auf den Nachnamen reduziert werden.“

Den Namen Steinwiege, so erläutert Rainer Schnaitmann zu seinem dezent würzigen Muskattrollinger Blanc de Noir, der als dritter Probenwein serviert wird, habe man im Weingut als Wortspiel für die hauseigenen Gutsweine gewählt. Entstanden sei er aus den durcheinander gewürfelten Buchstaben der Lagenbezeichnung Weinsteige – „das hat sich dann so gehalten“.

Zeit, auch die Fellbacher Oberbürgermeisterin ins Geschehen auf dem Podium einzubeziehen. Gabriele Zull betont bei ihrem Prost aufs coronaoptimierte Weinvergnügen: Fellbach ohne Fellbacher Herbst, das sei einfach kaum vorstellbar. Besonders groß sei die Freude im Zuge der 900-Jahr-Feier der Stadt, dass sich die sechs auch auf dem Podium der Probe präsenten Top-Weingüter bereitgefunden hätten, auf hohem Niveau einen gemeinsamen Jubiläumswein zu kreieren. Sie habe, bekennt die Rathauschefin, zuvor nicht im entferntesten geahnt, dass „so viele gute Wengerter in ein einer Stadt versammelt sein können“.

Wie haben sich die Einnahmen in der Pandemie verändert?

Als Beweis gelten ihr da auch die drei Roten, die in der zweiten Hälfte der Weinprobe folgen: Ein trocken-ausdrucksvoller Spätburgunder des Weinguts Heid, ein eleganter 2018er Lemberger der Fellbacher Weingärtner sowie als interessanter Abschluss die wuchtige, aber trinkfreudige Rotweincuvée Limes aus dem Weingut Rienth.

Dazwischen bleibt im kompakt durchgezogenen Programm aber noch Zeit für die auch aus dem Chat aufgeworfene Frage nach veränderten Trinkgewohnheiten in Zeiten der Coronapandemie. Da ist aus Sicht der Weinmacher der Verlust von fehlenden Veranstaltungen und brachliegender Gastronomie durch steigende Nachfrage bei Versand und Onlinebestellungen zumindest weitgehend wettgemacht worden. Gezeigt habe sich: „Die Freude an einem guten Schluck Wein hat den Leuten gutgetan.“