Ein Forschungsprojekt der Uni Stuttgart zeigt den Handlungsbedarf in Sachen Sturzflut. Die Kommunen hätten das Thema noch nicht so recht auf dem Schirm. Dabei gäbe es genug zu tun.

Schwäbisch Gmünd - Drei Jahre ist es her, dass ein verheerender Starkregen das Dorf Braunsbach im Kreis Schwäbisch Hall praktisch weggeschwemmt hat; in Schwäbisch Gmünd starben bei dem Unwetter im Mai 2016 zwei Menschen. Und noch immer fühlen sich die Menschen schlecht informiert darüber, wie sie die eigene Immobilie vor solchen Sturzfluten schützen können. Das hat eine Befragung der Universität Stuttgart ergeben.

 

Auch auf kommunaler Seite sei das Thema noch nicht richtig angekommen, sagt Jörn Birkmann vom Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung. Das soll sich ändern. Die Stadt Schwäbisch Gmünd will dafür als Blaupause dienen. „Wir sind da auf dem richtigen Weg und können den Leuten gezielt helfen“, sagt der Baubürgermeister Julius Nihm. 2020 wollen die Forscher um Birkmann in der Kommune im Ostalbkreis zeigen, wie sich die Starkregenvorsorge in die Stadtentwicklung integrieren lässt. Der Deutsche Wetterdienst spricht von Starkregen, wenn es in einer Stunde mindestens 15 Liter pro Quadratmeter oder in sechs Stunden mindestens 20 Liter pro Quadratmeter geregnet hat.

Beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenmanagement rechnet man damit, dass solche Sturzfluten aufgrund des Klimawandels zunehmen. Die Risiken würden grob unterschätzt, dabei seien Sturzfluten, anders als langsam ansteigende Hochwasser, nicht vorhersagbar und entfalteten binnen Kurzem eine enorme Zerstörungskraft. Seit 2011 können Kommunen für Klimaschutz und Klimaanpassung Städtebaumittel bekommen. „Für Klimaschutz haben wir jede Menge gemacht“, sagt Birkmann. Die Klimaanpassung sei immer noch ein neues Thema.

Katastrophenschutz: Das Risiko wird grob unterschätzt

In Gmünd ist man spätestens seit Mai 2016 besonders sensibilisiert. Für das Forschungsprojekt „Resi-extrem“ hatten die Stuttgarter Wissenschaftler im vergangenen Jahr 5855 Haushalte angeschrieben. Das Projekt läuft bis nächstes Jahr und soll helfen, Strategien zu entwickeln, um die Schäden durch Sturzfluten zu verringern. In Gmünd hat etwa jeder fünfte Befragte (1128) den Fragebogen ausgefüllt – ein vergleichsweise hoher Rücklauf. Die Privatleute sollten beantworten, wie sie selbst von der Sturzflut betroffen waren, was sie wie besser schützen wollen, wie sie ihr Wissen über mögliche Schutzmaßnahmen einschätzen und wen sie im Bereich der Vorsorge vor allem in der Pflicht sehen.

Kaum einer weiß, wie er sich schützen kann

Das Ergebnis: Kaum jemand weiß, wie man sich schützen kann. Nicht einmal jeder Dritte gab an, etwas über mögliche Vorsorgemaßnahmen zu wissen. Fast drei Viertel finden das Informationsangebot mittelmäßig oder sogar sehr schlecht. Allerdings hat etwa die Hälfte der Betroffenen von 2016 laut der Umfrage reagiert und etwas an ihrem Haus verändert. Schon der Einbau von wasser- und druckdichten Kellerfenstern und von Regenrückstauklappen im Abflussrohr kann helfen. Mehr als zwei Drittel (71 Prozent) wünschen sich aber, bei Präventionsmaßnahmen der Kommune beteiligt zu werden (59 Prozent). Die Kommunikation ließe sich leicht verbessern, sagt Birkmann. In Schwäbisch Gmünd etwa gibt es nun eine Übersicht über besonders gefährdete Gebiete. Es wäre viel geholfen, wenn das Rathaus alle, die dort bauen wollen, gleich über das Gefahrenpotenzial und die Vorsorgemöglichkeiten informierte.