Bisher transportiert die Schwäbische Alb-Bahn von Münsingen nach Kleinengstingen Ausflügler nur an Wochenenden. Das ändert sich jetzt; Wanderer können ab sofort auch in den Zügen für den Schülerverkehr mitfahren.

Münsingen - Ausflügler können auf der landschaftlich reizvollen Strecke zwischen Münsingen und Kleinengstingen nun auch unter der Woche mit dem Zug fahren. Bisher ließ die Schwäbische Alb-Bahn (SAB) an Sonn- und Feiertagen ihre Freitzeitzüge rollen. Von diesem Montag an hat die SAB im Auftrag der Bahn-Tochter RAB auch den Schülerverkehr übernommen. Die Züge der Alb-Bahn sind in Münsingen stationiert, dort starten und enden somit die Fahrten. Die RAB-Züge blieben über Nacht in Gammertingen und boten keine Möglichkeit, an den Ausgangspunkt dieser Bahnreisen zurückzukehren.

 

Anschluss an die Welt

Die SAB setzt für die Schüler nicht ihre historischen MAN-Schienenbusse aus den sechziger Jahren ein, sondern ihre moderneren NE-81-Triebwagen. Die sind rund 35 Jahre alt, wurden aber für den Verkehr auf der Alb komplett überarbeitet und im Design aufgefrischt. „Die Schwäbische Alb-Bahn stellt für diesen Schülerverkehr vier hauptamtliche Lokführer ein“, berichtet SAB-Chef Bernd-Matthias Weckler. Er hat die SAB 2003 mit sechs Freunden gegründet. Heute hat der Verein um 300 Mitglieder. 40 davon sind aktiv, einige haben für die Freizeitverkehre auf dieser Bahnstrecke den Lokführerschein gemacht.

Der Schülerverkehr ist für diese Bahnlinie auf der Alb ein weiterer Markstein für eine dauerhafte Rettung. „Für die Leut’ in den Dörfern ist die Eisenbahn ein Anschluss zur Welt“, ist der Vollbluteisenbahner Weckler überzeugt. Nach der Aufgabe von Güterverkehr, Personenverkehr und schließlich dem Abzug der Bundeswehr drohte die Stilllegung der Strecke. 1999, konnte die Erms-Neckar-Bahn AG die 41,719 Kilometer lange Strecke zwischen Engstingen und Schelklingen kurz vor der Stilllegung übernehmen. Ein von der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg unterstützter Touristikverkehr war im Jahr 2000 ein erster Schritt zur Wiederbelebung des Schienenstrangs. Seit 2004 fahren 300 Kinder mit dem Zug zur Schule, 2010 wurde der Güterverkehr reaktiviert.

DB-Agentur in Münsingen

Fahrkartenautomaten finden sich an dieser Strecke nicht. „Die Billets werden im Zug verkauft“, sagt Weckler. Und seit Kurzem auch an vier Tagen in der Woche an einem Fahrkartenschalter. Im Münsinger Bahnhof betreibt die SAB eine DB-Agentur. Fahrkarten werden nicht nur für Fahrten in der Region ausgestellt, sondern für Bahnreisen über Landes- und Bundesgrenzen hinaus. Dazu gehört eine gründliche Beratung. Vor Kurzem wollten zwei Münsinger mit dem Fahrrad nach Mailand fahren. „Bei uns wurden ihnen Tickets verkauft, mit denen sie mit der Bahn zurück auf die Alb kamen, samt Fahrrädern natürlich“, sagt Weckler lachend. Er freut sich über das rege Interesse an diesem Angebot, bei dem auch gern TGV-Verbindungen nachgefragt werden oder ausländische Gäste und ältere Menschen einen Rat suchen. „Nicht jeder kommt mit dem Fahrplan im Internet zurecht“, weiß er. Die DB-Agentur arbeitet auf Provisionsbasis.

Freunde der kleinen Eisenbahn hoffen auf Bahncard-100-Kunden, die ihr Jahresabo für das gesamte deutsche Streckennetz in Münsingen erstehen. Weckler lockt mit einem speziellen Angebot: „Für Stammkunden unseres Fahrkartenschalters organisieren wir als Dankeschön einmal im Jahr eine Bahnfahrt mit Alb-Bahn-Büfett“.