Nach dem Rennen verkündete Claudia Pechstein, dass sie eine Woche vor dem Olympia-Auftakt in der Klinik einen Schwächeanfall erlitten hatte. Doch weder davon noch von ihrem verfehlten Podestplatz lässt sich die 41-Jährige von ihren Medaillen-Träumen abbringen.

Nach dem Rennen verkündete Claudia Pechstein, dass sie eine Woche vor dem Olympia-Auftakt in der Klinik einen Schwächeanfall erlitten hatte. Doch weder davon noch von ihrem verfehlten Podestplatz lässt sich die 41-Jährige von ihren Medaillen-Träumen abbringen.

 

Krasnaja Poljana/Sotschi - Nach dem verpassten Sprung auf das Podest wird die Geduld von Claudia Pechstein in Sotschi auf eine harte Probe gestellt. Ihr voller Fokus gilt nun den 5000 Metern am 19. Februar, obwohl drei Tage vorher noch die ungeliebten 1500 Meter auf dem Olympia-Programm stehen. „Ich versuche umzusetzen, was ich im Training kann. Die 1500 Meter sehe ich als Übung für die 5000, vor allem um meinen Rhythmus zu finden“, meinte sie. Die 5000 Meter sind ihre Lieblingsstrecke, auf der sie 1994, 1998 und 2002 Olympia-Gold holte.

Als Mutmacher für den letzten großen Medaillenkampf von Sotschi soll nun Turin dienen, wo sie 2006 auf der längsten Distanz hinter der Kanadierin Clara Hughes Zweite geworden war. „Es gibt Parallelen. Dort kam ich über 3000 Meter wegen der schlechten Luft in der Halle auch nicht gut zurecht und wurde Fünfte. Und über 5000 Meter war ich dann wieder da.“ Nun gilt es für sie, die Anspannung hoch zu halten und die Nerven nicht zu verlieren. „Oh Mann, das werden zehn schwere Tage“, stöhnte ihr Manager Ralf Grengel.

Aufheiterung durch André Lange

Nur einer schaffte es, der traurigen Berlinerin schon einige Stunden nach ihren bitteren Tränen doch noch ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern: Der viermalige Bob-Olympiasieger André Lange lud sie zu einer gemeinsamen Tour im Eiskanal ein. Eigentlich hatte der Thüringer angekündigt, nie wieder in einen Bob zu steigen. „Es gibt nur eine, für die ich eine Ausnahme machen würde. Und das bist du“, sagte Lange in der Kolumne des „Berliner Kurier“.

Während die Niederländerin Ireen Wüst am Abend mit ihren Fans im Heineken-Haus ihre Siegerparty steigen ließ, hatte sich Pechstein mit ihrem Partner Matthias Große längst ins olympische Dorf zurückgezogen. Schon am Abend richtete sie den Fokus auf die kommenden Aufgaben. „Dieser vierte Platz gehört zu meinem Leben. Was soll ich tun? Ich muss das so akzeptieren“, meinte sie mit einigen Stunden Abstand. An der Eisbahn hatten noch Begriffe wie „Scheiße“ und „Holzmedaille“ ihren Wortschatz geprägt.

Am Montag gönnte sich Claudia Pechstein einen Ausflug in die Berge. Im Deutschen Haus von Krasnaja Poljana bestätigte sie Berichte, wonach sie eine Woche vor dem Auftaktrennen in einer Klinik von Sotschi einen kleinen Schwächeanfall erlitten hatte. „Ich hatte Probleme mit den Blutwerten und wollte das checken lassen. Die Krankenschwester konnte aber nicht so gut Blut abnehmen, da ist mir nicht so wohl gewesen“, sagte die 41-Jährige bei der Pressekonferenz des deutschen Olympia-Teams.

„Es wollten noch ein paar Leute Fotos machen, doch ich sah im Gesicht nicht mehr so rosig aus und mir war, als würden mir die Beine weggezogen“, fügte sie hinzu. Danach habe sie kurz das Bewusstsein verloren und fand sich in den Armen ihres Lebensgefährten wieder. „Ob der Vorfall einen Einfluss darauf hatte, dass ich Vierte wurde und keine Medaille geholt habe, weiß ich nicht. Ich wollte es jedoch nicht darauf schieben“, erklärte Pechstein.

Fragen nach den möglichen Rekorden als älteste olympische Medaillengewinnerin will sie vorerst möglichst ausblenden. „Ich versuche, mich von Statistiken fernzuhalten. Ich hoffe, dass es über 5000 Meter klappt. Dann können wir auch über Rekorde sprechen“, räumte sie ein. Aber auch in Sotschi könne es so „wie über 3000 Meter laufen. Und ich werde Vierte, Fünfte oder Sechste. Aber ich muss mich nicht grämen: Ich habe ja schon alle Farben im Schrank.“