Birgit Metallo und Dagmar Kleeb dokumentieren seit zwölf Jahren ehrenamtlich in Leinfelden-Echterdingen die Mauersegler- und Schwalbenbestände. Sie kennen jedes Brutpaar im Ort persönlich. Was treibt sie an?

Leinfelden-Echterdingen - Soll ich Ihnen ein paar Daten sagen?“ Dagmar Kleeb freut sich sichtlich darauf, ihr Wissen zu teilen. Vom Mauersegler ist sie fasziniert. Auf Tempo 200 und eine Flughöhe von bis zu 3,5 Kilometer komme das Vöglein demnach. Im Jahr lege es an die 200 000 Kilometer zurück; das ist so weit wie fünfmal um den Planeten. „Der Mauersegler ist der Hochleistungssportler unter den Vögeln“, sagt Dagmar Kleeb und strahlt mit ihrer Vogelbrosche um die Wette.

 

Das gleiche Schmuckstück trägt Birgit Metallo. Die beiden 53- und 61-jährigen Frauen bilden die Gruppe „Artenschutz Gebäudebrüter“ beim Nabu Leinfelden-Echterdingen. Ziel: Mauersegler, Rauch- und Mehlschwalben retten. Ihnen geht es nicht gut. Landauf, landab schwinden die Bestände teils dramatisch. Gründe sind das Insektensterben und der moderne Wohnungsbau. Die Rauchschwalbe nistet gern in Ställen und Scheunen, die gehen aber verloren. Mauersegler leben in Hohlräumen, die sukzessive wegsaniert werden. Mehlschwalben brauchen für den Nestbau Lehm, den finden sie durch die Versiegelung aber immer seltener.

Seit zwölf Jahren machen sie das schon

Birgit Metallo und Dagmar Kleeb sind so etwas wie die Anwältinnen der Vögel. Sie kennen jedes Brutpaar im Ort persönlich. „In langjähriger Kleinstarbeit haben wir im gesamten Gebiet Leinfelden-Echterdingen jegliche Mauersegler- und Schwalbenbrutplätze gefunden“, erklärt Dagmar Kleeb. Kennengelernt haben sich die Frauen im Verein. Die Gartenfreundin Birgit Metallo, ehemals passives Fördermitglied, wollte sich stärker einbringen, und der Vogelfan Dagmar Kleeb freute sich über Unterstützung für das noch junge Projekt. Zwölf Jahre ist das jetzt her. Seither ziehen sie regelmäßig einzeln oder zu zweit durch die Stadtteile, dokumentieren, ob Nester intakt sind, ob die Vögel nach dem Winter wiederkehren und ob sie Junge haben. Dabei leben beide mittlerweile im Umland. Dagmar Kleeb ist von Bernhausen nach Wiernsheim gezogen, die Ex-Musbergerin Birgit Metallo lebt heute in Schönaich. Vom Nabu bekommen sie für ihr Ehrenamt nach eigenen Angaben nur eine geringe Fahrtkostenpauschale. Den Vögeln zuliebe machen sie es trotzdem. „Es kommt vor, dass Leute den Besenstiel aus dem Fenster halten und Nester abschlagen“, sagt die Biologin Dagmar Kleeb. Nach dem Naturschutzgesetz ist das verboten.

Die Frauen versuchen, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, bevor so etwas passiert. Sie verteilen Infomaterial, wo Baugerüste aufgestellt werden, zeigen, wie künstliche Brutstätten angebracht werden. Und sie leiten im Zweifelsfall an die Behörden weiter, wenn Nester mutwillig zerstört wurden.

Kooperationen mit Schulen in der Stadt

Lieber konzentrieren sie sich aber auf Positives, etwa Kooperationen mit der Kommune. An der Ludwig-Uhland-Schule etwa wurden auf Initiative des Duos 44 Mauersegler-Nistplätze angebracht. Seit 2016 zeichnet der Nabu zudem vogelfreundliche Häuser aus. Neben der Schule haben schon 19 Gebäude im Ort Plaketten erhalten. „Da ist schon Engagement und Sensibilisierung in der Bevölkerung“, sagt Birgit Metallo.

Der Erfolg ist da. Die Populationen in der Stadt wachsen langsam, aber stetig. Zwischen 2017 und 2019 ging die Zahl der Mauersegler-Brutpaare von 68 auf 82, bei den Rauchschwalben von 30 auf 46, und die Mehlschwalben haben sich nach einem Durchhänger im Jahr 2018 nun auf etwa 130 Paare stabilisiert. Dagmar Kleeb strahlt wieder. „Das fruchtet richtig.“