Wespen gehören zu den unbeliebtesten Tieren. Da die meisten Menschen mit der Lebensweise der gelb-schwarzen Insekten nicht vertraut sind, ranken sich viele Mythen um sie. Wir haben überprüft, welche wahr und welche reine Schauermärchen sind.

Stuttgart - Lautes Aufschreien, hektisches Aufspringen oder hysterisches Gefuchtel – immer wenn dieses Verhalten im Freien zu beobachten ist, sind sie nicht weit: Die Wespen. Die kleinen Tiere sind die Spielverderber des Sommers. Kaum ist der Picknicktisch gedeckt, sind die hungrigen Flieger auch schon im Anflug. „Die Tatsache, dass nur wenige Menschen mit der Lebensweise von Wespen oder Hornissen vertraut sind, hat zur Bildung von Mythen und Vorurteilen beigetragen“, erklärt Melanie von Orlow, Expertin beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Die Liste der Vorurteile über Wespen ist lang – doch welche stimmen und welche gehören ins Reich der Mythen?

 

Hier erfahren Sie, was gegen die verschiedenen Insektenstiche hilft.

Wir haben zehn Vorurteile über Wespen auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft und geben Tipps, wie man mit Wespen in friedlicher Nachbarschaft leben kann.

1. Wespen sind aggressiv

Viele Menschen haben das Gefühl, dass Wespen gezielt das Gesicht ihrer Opfer anfliegen und aggressiv angreifen. Tatsächlich stechen Wespen aber nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Der Nabu rät daher, ruhig zu bleiben und auf keinen Fall hektisch nach den Insekten zu schlagen. Es stimmt ebenfalls nicht, dass Wespen im September aggressiver werden. Der Eindruck kann aber entstehen, weil die Tiere dann mehr „Freizeit“ haben. „Wenn die letzten Nachkommen geschlüpft sind, können sich die Wespen ausschließlich um sich selbst kümmern. Dann scheinen auf einmal mehr von ihnen unterwegs zu sein“, sagt Peter Bühle von der Umweltberatung der Stadt Stuttgart.

2. Anpusten vertreibt Wespen

Das Wegpusten der Wespen ist laut Nabu alles andere als ratsam: Denn das im Atem enthaltene Kohlendioxid gilt im Wespennest als Alarmsignal. Damit erreicht man also eher, dass sich die Tiere bedroht fühlen.

3. Wespen mögen Süßes und Fleisch

Tatsächlich gibt es in Deutschland Wespen, die neben dem Nektar der Pflanzen auch auf Süßes, Obst oder Fleisch fliegen. Allerdings ernähren sich nur zwei der acht heimischen sozialen Wespenarten von Süßspeisen und Fleisch, nämlich die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. Ratsam ist es daher, die Speisen im Freien immer abzudecken, süße Getränke nur mit einem Strohhalm zu trinken und Kindern nach dem Essen den Mund abzuwischen, damit die lästigen Insekten nicht angelockt werden.

4. Parfum lockt Wespen an

Tatsächlich kann ein sehr blumig riechendes Parfum und sogar bunt gemusterte Kleidung Wespen anlocken. Und auch Angstschweiß wird von den gelbschwarzen Hautflüglern erkannt. Sie riechen förmlich die Angst und geraten dadurch in Alarmbereitschaft.

5. Ablenkfütterungen halten Wespen vom Essen fern

Zwar ist es freundlich, der Wespe ein Tellerchen mitzudecken, ob man dadurch seine Ruhe hat, ist allerdings fraglich. Denn schnell werden auch andere Tiere von den verheißungsvollen Düften angelockt. Der Nabu rät davon ab, Wespen eine Falle – beispielsweise mit einem süßen Getränk – zu stellen. Denn die Tiere sterben in der Flüssigkeit einen qualvollen Tod.

6. Nester müssen ausgeräuchert werden

Bei der Umweltberatung der Stadt Stuttgart rufen immer wieder Bürger an, in deren näherer Umgebung sich ein Wespenvolk mit seinem Nest angesiedelt hat. Ist es den Betroffenen möglich, einen Sicherheitsabstand zum Nest zu halten, rät Peter Bühle dazu, sich mit den Bewohnern zu arrangieren. „Spätestens im Oktober sterben außer den Jungköniginnen alle Wespen. Dann kann man das Nest gefahrlos entfernen.“ Befindet es sich allerdings im Rollladenkasten oder in unmittelbarer Nähe zu Kindern, gibt es häufig keine andere Möglichkeit, als den Schädlingsbekämpfer zu rufen.

7. Wespen sind nicht nützlich

Wespen sind nicht gerade die Sympathie-Träger unter den Tieren. Sie sind lästig, können den Spaß am Essen im Freien verderben und ihre Stiche sind schmerzhaft – und dabei machen sie nicht einmal Honig, wie die weitaus beliebteren Bienen. Doch auch Wespen sind nützlich: Sie betätigen sich als Schädlingsbekämpfer. So vertilgen sie beispielsweise Baumschädlinge.

8. Eine Zwiebel hilft gegen Wespenstiche

Wenn es dann doch passiert ist, und die Wespe zugestochen hat, rät Peter Bühle von der Umweltberatung Stuttgart einfach zur Kühlung des Stichs mit Eis oder kaltem Wasser. Eine kühlende Salbe aus der Apotheke kann ebenfalls helfen. Hat man eine Zwiebel zur Hand, kann auch diese die Symptome durch ihre ätherischen Öle und die Verdunstungskälte lindern. Betroffene sollten sich an der juckenden Einstichstelle nicht kratzen, da sich der Stich sonst entzünden kann.

9. Ein Bienenstich ist schmerzhafter als ein Wespenstich

Schmerzhaft sind im ersten Moment die Stiche beider Insekten. Im Gegensatz zu den Wespen bleibt bei den Bienen jedoch der Stachel nach dem Stich in der Haut hängen. Die Biene stirbt danach. Am Stachel befindet sich ein kleiner Beutel, der weiter Gift absondert. Der Stachel sollte deshalb schnell entfernt werden, rät Peter Bühle.

10. Wespenstiche können tödlich sein

In der Regel sind Wespenstiche harmlos. Gefährlich werden die Stiche aber im Mund- oder Rachenraum. Auch wenn man zu den rund drei Millionen Allergikern in Deutschland gehört, kann ein Stich zur Gefahr werden. Wespen- und Bienenstiche haben nach Informationen der Krankenkasse AOK das größte Potenzial, allergische Reaktionen hervorzurufen. Wenn das betroffene Körperteil nach einem Wespenstich stark anschwillt, sollte man den Arzt aufsuchen. Bei Atemnot, Schwindel oder starkem Herzklopfen sollte man umgehend den Notarzt rufen. In Deutschland sterben pro Jahr rund 20 Menschen an den Folgen eines Insektenstichs.