Umweltminister Franz Untersteller hat sich ins Zentrum der Kritik am Nationalpark im Schwarzwald begeben: In Forbach hat er um Akzeptanz gebeten und die Chancen des Schutzgebietes herausgestellt.

Forbach - Nur eine Frage kam aus dem Publikum im voll besetzten Saal des Sankt-Josef-Hauses in Forbach (Kreis Rastatt) – und sie war nicht einmal kritisch. Ein Gastronom wollte wissen, warum er beim Nationalpark nicht zum Zuge gekommen sei. Als der Landesumweltminister Franz Untersteller (Grüne) seinen Auftakt der Gesprächsreihe „Schwarzwald-Talk“ in Forbach am Mittwochabend gemeinsam mit dem Ex-Astronauten und Schwarzwaldfreund Ernst Messerschmid hinter sich hatte, konnte er sich zufrieden zurücklehnen. Der vor vier Jahren eröffnete Nationalpark Schwarzwald wird vielleicht noch nicht geliebt in der 5400-Einwohner-Gemeinde im Murgtal, wo einmal 82 Prozent der befragten Bürger gegen das Schutzgebiet gestimmt hatten, aber immerhin haben die meisten ihren Frieden damit gemacht.

 

In den Dialog mit den Bürgern zu treten, auf die Chancen des 10 000-Hektar-Parks hinzuweisen und für seine Akzeptanz zu werben – das will das Umweltministerium mit dem vierteiligen „Talk“ erreichen. Untersteller wies auf die „erbitterte Debatte“ hin, die es um den ersten Nationalpark Baden-Württembergs gegeben hatte, und dass ein Besuch in Forbach für ihn früher „nicht vergnügungssteuerpflichtig“ gewesen sei. „Ich bin dankbar, dass sich der Streit gelegt hat und wir in Ruhe auf die Entwicklung des Nationalparks blicken können“, sagt er. Denn diese werde „spannend“. Zum einen erwarte er wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, wie sich die Arten in der streng geschützten Kernzone des Parks entwickelten und wie sie auf den Klimawandel reagierten. Andererseits sehe er einen Nutzen für die Bevölkerung, weil ihr die Natur nahegebracht werde.

Ein wunder Punkt - der darbende Tourismus

Schließlich benannte er einen wunden Punkt der Region Freudenstadt und Calw: die leer stehenden Gastronomiebetriebe, die es auch in Forbach gibt und die auf den darbenden Tourismus hinweisen. Untersteller erwartet einen Aufschwung durch den Nationalpark, der jährlich bis zu 500 000 Besucher anziehen solle, wies aber auch auf die Gratwanderung zwischen Naturschutz und Tourismus hin, die sich daraus ergebe: „Wir können den Nationalpark nicht unter eine Käseglocke stellen.“

Schwärmerisch legte Untersteller seine Liebe zu der Region dar, in der sein Vater als Jugendlicher in der Kriegszeit auf einem Bauernhof gearbeitet habe. Mit einer guten Vermarktung könne der Nationalpark sogar Gäste aus den USA und China anlocken: „Die Amerikaner sind wild auf Nationalparks – wenn sie nach Heidelberg gehen, kommen sie auch zum Nationalpark Black Forest“, sagte der Minister voraus.

Forbachs parteilose Bürgermeisterin Katrin Buhrke sagte, dass in der Gemeinde „noch nicht alle Vorbehalte“ gegen den Nationalpark ausgeräumt seien. So stoße die Sperrung von Waldwegen auf Kritik, immerhin bestünden 90 Prozent ihres Gemeindegebiets aus Wald. Auf der anderen Seite würden die Chancen des Nationalparks gesehen. Man sei in „gespannter Erwartung“. So liegt das geplante Informationszentrum in Herrenwies auf der Forbacher Gemarkung, die Gemeinde könnte sich dort eine Marktscheune und Gastronomie vorstellen. Die Zahl der Tagestouristen, so Buhrke, habe auch in Forbach schon zugenommen. Auf ihrer Website erwähnt die Gemeinde den Nationalpark allerdings noch mit keiner Silbe. Ja, das müsse sich dringend ändern, räumte Buhrke ein.

Aus dem All ein Blick auf Forbach

Der Raumfahrer Messerschmid hat den Schwarzwald in Forbach als die schönste Ecke des deutschen Südwestens bezeichnet. Er zeigte Bilder der Erdkugel, die von der Raumfähre Challenger aus gemacht worden waren. Darunter war auch ein Foto, auf dem das wolkenverhangene Baden-Württemberg mit dem Bodensee und der Rheinebene gut erkennbar ist. Ein Pfeil deutet Forbach an – das sich in dieser Diashow allerdings messen musste mit atemberaubenden Aufnahmen vom Amazonas, den Bermudas und dem Ätna auf Sizilien.