Das größte schwedische Forstwirtschaftsunternehmen Sveaskog steht in der Kritik, weil es Elche mit Drohnen, Helikoptern und Schneescootern jagen möchte. Die Vierbeiner verhinderten die Aufforstung und seien eine Plage, behauptet der Konzern.

Stockholm - Eigentlich wollte man es nicht an die Große Glocke hängen. Doch nun ist die Aufregung in der nordschwedischen Region Norrbotton groß. Nördlich der knapp 17 000 Einwohner zählenden, wegen seines Militärstützpunktes von vielen Soldaten bewohnten Stadt Boden treibt der Elch sein Unwesen. Und zwar ausgerechnet in den Wäldern des größten schwedischen Forstwirtschaftsunternehmens Sveaskog. Die Zeitschrift „Svensk Jakt“ enthüllte nun, dass Sveaskog einen ungewöhnlichen Antrag bei der kommunalen Jagdaufsichtsbehörde eingereicht hat. Demnach will der staatliche Konzern und größte Waldbesitzer des Landes 32 Elche in seinen Wäldern mit Hilfe von Helikoptern, Drohnen und Jägern auf Schneescootern abschießen. Der Grund: Sobald der Schnee den Boden im winterlichen Norrbotton bedeckt, beginnen die herumwandernden Elche an den meist noch jungen Bäumchen zu knabbern.

 

„Das ist eine sehr ernste Situation. Wir schaffen es nicht, dort neuen Wald hochzuziehen, davon leben wir aber“, erklärt Mikael Lundberg, Waldpflegechef bei Sveaskog dem Fernsehsender SVT. „Die Helikopterjagd ist eine effektivere Methode und verursacht weniger Stress und Verletzungen bei den Elchen, verglichen mit einer sich hinziehenden traditionellen Schutzjagd am Boden“, argumentierte Lundberg in einer Pressemitteilung, die Kritiker beruhigen sollte.

Bis auf ein paar Wölfe hat der Elch keine Feinde

Eigentlich ist die motorisierte Jagd auch in Schweden strengstens verboten. Doch der mächtige Konzern rechnet mit einer Ausnahmegenehmigung. Die unerwünschten Vierbeiner hätten sich leider der jährlichen Jagdsession für Elche entzogen, so der Konzern. Die gleicht in Schweden einem traditionellen Volkssport, an dem Alt und Jung teilnehmen. So soll eine Überpopulation der Tiere verhindert werden, die bis auf die stark dezimierten Wolfsrudel kaum noch natürliche Feinde haben. Zumal die Elche neben den Waldschäden auch zahlreiche Verkehrsunfälle im Königreich verursachen.

Doch auch wenn die Schweden ihre Elche gern selbst jagen und etwa zu Köttbullar verarbeiten, geht ihnen eine Hightech-Schutzjagd mit Helikoptern oder Drohnen dann doch zu weit. Im Internet wird Sveaskog nun massiv kritisiert. „Wer Wald in einem Gebiet hochzieht, durch das normalerweise Elche wandern, muss das akzeptieren“, heißt es in einem Protestschreiben an die kommunale Jagdaufsichtsbehörde. Ein Leser der Zeitung „Svenskjakt“ schreibt, dass es nicht sein kann, dass im Wald kein Platz für größere Tiere ist, die an den Bäumen knabbern. Und auf Facebook gibt Leserin Maria zu bedenken, dass der Wald ja nicht allein den Menschen gehört: „Unser Wald?!? Aber welcher Wald ist dann der der Elche? Und der, aller anderen Tiere. Gibt es einen Wald, der ihnen allein gehört und den wir Menschen nicht betreten dürfen???“.

König Carl Gustaf bläst eine Jagd ab, weil es nicht genügend Elche gibt

Andere meinen, dass die Berechnungen von Sveaskog zum Elchüberschuss in der geplanten Abschusszone nicht stimmen. Zwar gebe es landesweit so viele Elche, das die Jagd gerechtfertigt sei. In der betroffenen Region aber seien es zu wenige, behaupten sie. Und die Zeitung, die den Proteststurm ins Rollen brachte, erinnert daran, dass sogar Schwedens König Carl XVI. Gustaf seine jährliche Jagdgesellschaft einmal abblasen musste, weil es ausgerechnet in seinem Wald nicht genug Elche gab.