Der viele Schwerlastverkehr auf der Brenner-Autobahn in den Süden sorgt seit Jahren für volle Straßen - auch in Bayern. Österreich und Italien wollen den Verkehr auf der Gebirgsautobahn eindämmen. Anfang Februar wollen sie mit Deutschland nach Lösungen suchen.

München - Millionen Lastwagen und Autos poltern jedes Jahr über die Brenner-Autobahn in Richtung Süden. Das wollen Österreich und Italien nicht länger hinnehmen. „Es liegt auf der Hand, dass der Verkehr verlagert werden muss“, sagte der Südtiroler Landeshauptmann Arnold Kompatscher der Deutschen Presse-Agentur in Rom. In Österreich sieht man die Belastungsgrenze für Natur und Infrastruktur erreicht. Das Land drosselt deshalb immer wieder den Transitverkehr, so auch am Montag. Ab 5.00 Uhr früh durften nur etwa 250 Lastwagen pro Stunde die Grenze bei Kufstein passieren. Die Folge auf deutscher Seite: Ein kilometerlanger Rückstau und großer Unmut. Bei einem Brenner-Gipfel am 5. Februar in München wollen die Staaten deshalb unter Leitung der EU-Kommission nach langfristigen Lösungen suchen.

 

Wenige Minuten nach Beginn der Blockabfertigung am Montag stauten sich die ersten Lastwagen. Rund 40 Beamte seien mehrere Stunden lang im Einsatz gewesen, um den Verkehr zu regeln, teilte die Behörde mit. Sie lotsten die Lkw auf die rechte Fahrspur, um die linke Seite für den normalen Autoverkehr frei zu halten. Kurzfristig sei der komplette Verkehr zum Erliegen gekommen. Gegen 5.30 Uhr fuhr zudem ein Laster auf einen anderen auf. Es blieb bei einem Sachschaden, der rechte Fahrstreifen wurde laut Polizei kurzzeitig gesperrt. Zwischenzeitlich reichte die Kolonne der wartenden Laster von der A93 fast bis zur Anschlussstelle Bad Aibling auf der Autobahn 8 Richtung Salzburg. Gegen 10 Uhr war die Blockabfertigung wieder vorbei. Dann habe sich der Verkehr sukzessive normalisiert, sagte ein Polizeisprecher.

Tirols Landeshauptmann: Belastungsgrenze ist erreicht

Die Inntalautobahn Richtung Kufstein ist die Hauptroute Richtung Süden. Von dort geht es weiter nach Innsbruck, dann über den Brenner bis nach Italien. Gerade nach Feiertagen ist besonders viel los. Um Staus im Großraum Innsbruck und Richtung Brenner zu vermeiden, hatte Österreich schon im Herbst einige Male eine Blockabfertigung eingerichtet, zum Ärger von Bundessminister Christian Schmidt (CSU). „Österreich verstößt klar gegen den EU-Grundsatz des freien Warenverkehrs. Kilometerlange Staus schränken den Straßengüterverkehr ein und gefährden die Verkehrssicherheit. Die Lkw-Blockabfertigung muss ein Ende haben“, hatte er im Dezember kritisiert.

Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) sprach dagegen von einer rechtlich zulässigen Notmaßnahme: „Die Belastungsgrenze für Mensch, Natur und Infrastruktur in Tirol ist erreicht“. Von Deutschland und der EU erwarte er keine Kritik, „sondern endlich klare Zugeständnisse zur Verlagerung des Güterschwerverkehrs auf die Schiene.“ Außerdem fordert er eine Angleichung der Maut im Brennerkorridor zwischen München und Verona. Österreichs Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) versprach, Tirol „in seinem Kampf gegen die Transitbelastung und gegen den massiven Widerstand Bayerns zu unterstützen“.

Mit Hilfe der EU-Kommission soll nun eine Lösung gefunden werden. Eigentlich sollte der Brenner-Gipfel schon diesen Montag stattfinden. Wegen der Sondierungsgespräche zwischen den Unionsparteien und der SPD wurde das Treffen aber verschoben. Die Verbindung über den Brenner gilt als eine der meistbefahrenen Alpentransitstrecken Europas. Laut ADAC passierten 2015 mehr als 2,2 Millionen Lastwagen die Mautstelle Schönberg an der Brenner-Autobahn 13 in Tirol. Hinzukamen mehr als 10 Millionen Autos und Fahrzeuge unter 3,5 Tonnen.