Fußgänger und Radler haben bald mehr Platz auf der Epplestraße. Wird sie dadurch so schmal, dass der Schwerlastverkehr nicht mehr aneinander vorbeikommt, wie Gewerbetreibende befürchten? Die Stadt bestreitet dies.

Degerloch - Es ist eine paradoxe Situation, die sich zurzeit an der äußeren Epplestraße darstellt. Objektiv gesehen tritt eine Verbesserung ein. Das Tiefbauamt erneuert den Asphalt zwischen der Tränkestraße und der Ohnholdstraße, verbreitert den Fuß- und Radweg und baut gleichzeitig die Bushaltestelle Hohe Eiche so um, dass sie barrierefrei wird. Es kommt sogar noch besser: Das 1,69 Millionen Euro teure Projekt soll bereits im Juli abgeschlossen sein. Ist also alles eitel Sonnenschein? Nein, ganz im Gegenteil. Wirklich glücklich scheint keine Interessensgruppe zu sein.

 

Betriebe klagen über engere Straße

Da wären zum einen die Betriebe im nahe gelegenen Industriegebiet Tränke. Schon jetzt macht sich dort Unmut breit, weil sich die Epplestraße durch den nun breiteren Geh- und Radweg verengt hat. Eine Mail von Michael Hartmann, dem Geschäftsführer des Getränkemarkts Beilharz, hat in der letzten Sitzung des Bezirksbeirats Anlass zu einer Diskussion über den Sinn der Maßnahme gegeben.

Das Logistikzentrum des Getränkemarkts liegt direkt hinter der Kreuzung am Eingang des Industriegebiets. Hartmann argumentiert, dass die Bauarbeiten die Schwierigkeiten bei der Anlieferung verschärften. Beim Abbiegen von der Epplestraße in die Tränkestraße gehe es sehr eng zu. „Hier muss man sehr aufpassen, dass man nicht an der Ampelanlage des Fußgängerüberwegs hängen bleibt oder mit einem anderen abbiegenden Fahrzeug kollidiert“, schreibt Hartmann in einer an das Bezirksamt und die Fraktionen gerichteten Mail.

Im Bezirksbeirat schrillen die Alarmglocken

Einer Aussage der ausführenden Baufirma Waggershauser zufolge sei die Straße auf jeder Seite um zehn Zentimeter schmäler geworden, schreibt Hartmann weiter. „Diese Maßnahme können wir nicht nachvollziehen. Wir hatten eigentlich gehofft, dass die Straße richtig ertüchtigt wird, sodass sich zwei Großfahrzeuge problemlos entgegenkommen können“, schreibt er. Im Bezirksbeirat schrillen angesichts der Mail die Alarmglocken. Dabei hatte das Gremium das eigentlich bereits für 2019 vorgesehene Projekt vor zwei Jahren abgenickt. Den Abschnitt hatte Roland Kurz vom Tiefbauamt damals als „schlimmstes Straßenstück in Degerloch“ bezeichnet. Sorgen bereiten den Räten nun jedoch nicht nur die Betriebe in der Tränke. Auch die geplante Ansiedlung der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) auf dem Gelände der Feuerwache 5, bis heute ein Politikum in Degerloch, steht nun unter einem noch schlechteren Stern. Das befürchtet auch Michael Hartmann: „Es werden ja mehr Lkw in den nächsten Jahren durch die AWS dazukommen. Diese müssen ja in alle Richtungen an- und abfahren können“, schreibt er.

Die Hoffnung auf den Radweg nach Möhringen besteht weiter

Nicht nur Hartmann ist unzufrieden mit der Situation, denn an den Umbau der Epplestraße hatten nicht wenige die Hoffnung geknüpft, dass endlich auch ein Radweg von Degerloch nach Möhringen entstehen könnte, der diesen Namen auch verdient, oder zumindest einer, der bis zum Evangelischen Waldheim reicht. „Ich war mit dieser Maßnahme auch nicht sehr glücklich“, sagte Betreuungsstadträtin Beate Schiener (Grüne) im Bezirksbeirat. Im Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik (STA) sei die Maßnahme thematisiert worden. Beate Schiener sagte, sie habe die Verwaltung gefragt, wie es mit dem Radweg weitergehe.

Auf Anfrage unserer Zeitung äußert sich die Stadt nur einsilbig zur Situation an Ort und Stelle. Auf die Belange des Schwerverkehrs werde bei den Baumaßnahmen geachtet, versichert eine Sprecherin. Der Kritik an der engeren Fahrbahn entgegnet sie: „Die verbleibenden Straßenbreiten sind für die Begegnung von Fahrzeugen des Schwerverkehrs ausreichend.“ Auch die Einrichtung eines weiterführenden Radwegs in Richtung Möhringen sei weiterhin Ziel der Verwaltung, sagt die Sprecherin. Einen Zeithorizont nennt sie aber nicht.