Saisonkarten für Schwimmbäder kommen aus der Mode – und Dauerschwimmer gehen auf die Barrikaden. In Winnenden führt nun unter anderem eine Petition zum Umdenken.
Rems-Murr-Kreis - Das kühle Nass lockt selbst im Winter. Und noch vor Beginn der Freibadsaison hat in Winnenden der Plan von Stadtverwaltung und Wunnebad-Geschäftsführung, künftig keine Jahreskarten mehr anzubieten, Wellen geschlagen. Eine Online-Petition gegen die neue Preisgestaltung fand binnen fünf Wochen rund 630 Unterstützer. „Besonders für Rentner oder Geringverdiener, die diese sportliche Tätigkeit täglich ausüben, ist der Tageseintrittspreis sehr hoch“, so die Urheberin der Petition.
Kommt eine Rabattkarte für das Wunnebad?
Der Grund dafür, dass Saison- oder Jahreskarten auch in anderen Orten aus der Mode kommen, ist unter anderem die coronabedingte Unsicherheit der vergangenen beiden Jahre. Aber auch ein umfassender Umbau der Wunnebads, der am 7. März startet und bis zum Jahr 2024 dauern wird. „Solche Jahreskarten sind ja ein klares Versprechen an die Kunden, und das könnten wir unter diesen Umständen nicht einhalten“, erklärt Jochen Mulfinger, einer der Geschäftsführer des Wunnebads. Doch es gibt auch Gründe abseits von Corona und der Baustelle. Schwimmbäder in ganz Deutschland kämpfen mit einem Rückgang der Besucherzahlen, zugleich sind die Kosten für Unterhalt und nötige Renovierungen groß. Oft sind Schwimmbäder Zuschussbetriebe. „Natürlich kann man den Wunsch, für den Besuch wenig zu zahlen, nachvollziehen. Aber wenn es Personen gibt, die jeden Tag kommen wollen, ist das natürlich auch eine sehr intensive Nutzung“, gibt Mulfinger zu bedenken. Kritik an den im Wunnebad seit dem vergangenen Jahr angebotenen Wertkarten, für die die Gäste mit 100 bis 300 Euro in Vorleistung gehen und dafür 5 bis 15 Prozent Ermäßigung bekommen, lässt Mulfinger so nicht gelten: „Damit bekommt man ja nicht nur Rabatt auf den Eintritt, sondern auch auf Produkte im Shop oder auf Kurse“, sagt er.
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Trotzdem wollen die Verantwortlichen nachbessern und arbeiten derzeit eine zusätzliche Rabattkarte aus, die sie am 31. März in einer Aufsichtsratssitzung vorschlagen wollen. Wer sie kauft, könnte im Gegenzug zumindest einen beträchtlichen Rabatt auf die Ticketpreise bekommen. Wie viel sie kosten soll und wie hoch der Rabatt sein wird, steht laut Mulfinger noch nicht fest.
Ob das F3 wieder Dauerkarten für das Freibad anbietet, ist unklar
Auch im F3 in Fellbach sind Dauerkarten sehr beliebt. Hier sind sie als Saisontickets angelegt und gelten ausschließlich für den Freibadbereich. Im vergangenen Sommer hat es wegen der coronabedingten Einschränkungen keine solchen Tickets gegeben. Nun befürchten manche Dauerschwimmer, dass auch im F3 die Saisonkarte abgeschafft werden könnte. „Das wäre wirklich schade“, meint eine Frau, die fast täglich schwimmen geht. Sie habe im Jahr 2019 für eine Saisonkarte 80 Euro bezahlt – „im vergangenen Jahr, als es keine Saisonkarte gab, waren es dann 250 Euro“. Vor allem für Senioren sei das Schwimmbad eine Möglichkeit für Sport und für den Austausch, ein sozialer Treffpunkt. „Es wird vielen schwer fallen, wenn sie jetzt das Vierfache zahlen müssten.“ Das sprichwörtliche Kind ist in Fellbach jedoch noch nicht ins Schwimmerbecken gefallen. „Wir hatten Ende des vorigen Jahres eine komplette Neuaufstellung. Aktuell arbeiten wir daran, die Öffnungszeiten und Tarife für die Zeit nach Corona festzulegen. Der Freibadbereich und die Frage, ob es wieder Saisonkarten geben wird, steht derzeit deswegen noch etwas hinten an“, sagt eine Sprecherin des Schwimmbads.
Das Wonnemar bietet 2022 wieder Saisonkarten an
Im Backnanger Wonnemar gibt es für dieses Jahr dagegen wieder Saisonkarten für das Freibad. Wegen der Coronapandemie hatte es 2021 keine Jahrestickets mehr gegeben; das hatte für Diskussionen gesorgt. „Dass 2021 keine Saisonkarten erworben werden konnten, war vor allem für Vielschwimmer und Familien eine finanzielle Belastung und ein wiederkehrendes Thema in Gesprächen mit der Backnanger Bürgerschaft und im Gemeinderat“, sagt der Backnanger Oberbürgermeister Maximilian Friedrich. Die Karten kosten 100 Euro für Erwachsene und 60 Euro für Kinder. Für besondere Personengruppen gibt es den ermäßigten Preis von 75 Euro, und Familien können für 140 Euro eine Saisonkarte für zwei Erwachsene und alle eigenen Kinder erwerben.
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