Die Sanierung des Heslacher Bads hätte längst beginnen sollen. Doch haben die Lockdowns in der Pandemie und andere Unwägbarkeiten die Planungen enorm verzögert.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-Süd - Manchen Schwimmer packt allmählich die Ungeduld: Seit mehr als einem Jahr ist das Hallenbad Heslach wegen Sanierungsarbeiten nun schon geschlossen. „Für mich ist das ein Skandal! Nebenan gibt es das Schickhardt-Gymnasium als Sportgymnasium, das nicht mehr in das Bad kann“, schreibt ein Leser. Auch die Vereine – etwa der Polizeisportverein Stuttgart, die dort Ihr Training absolvieren, säßen „buchstäblich auf dem Trockenen“. Und das wird zu deren Leidwesen auch noch viel länger so bleiben als vorgesehen: Laut Aussage der Bäderbetriebe Stuttgart wird das Hallenbad erst im Frühjahr 2023 wiedereröffnet.

 

14 Monate Badbaustelle

Schuld daran sei in erster Linie die Pandemie: „So haben sich zum Beispiel durch die Corona-Pandemie, insbesondere durch den zweiten Lockdown ab dem 2. November 2020, viele Routineabläufe in der Planung und Vergabe verzögert“, schreibt der Pressesprecher der Stadt, Martin Thronberens. Des Weiteren habe man Ausschreibungen wiederholen müssen. Auch das Bauwerk selbst offenbarte unangenehme Überraschungen, so der Sprecher: „Aufgrund der Erkenntnisse aus den Bauwerksuntersuchungen“ sei nun von einer längeren Sanierungszeit auszugehen. Die Stadt rechnet mit 14 Monaten Bauzeit. Der Gemeinderat wird den Baubeschluss am 8. Oktober fassen. Ursprünglich geplant gewesen war er für Anfang dieses Jahres. Auch die vormals veranschlagten Kosten in Höhe von 3,1 Millionen Euro werden derzeit neu berechnet und vermutlich ebenfalls nach oben korrigiert.

Haarrisse in Decke und Becken

In dem denkmalgeschützten Hallenbad, das der Ingenieur Franz Cloos und der Architekt Friedrich Fischle in den Jahren 1927 bis 1929 im Stil der neuen Sachlichkeit erbauten, ist viel zu tun. Das ergaben wiederholte Prüfungen eines Instituts für Bautenschutz, Baustoffe und Bauphysik in den vergangenen Jahren. So weisen die betonierten Bogenbinder laut jüngstem Gutachten netzartige Haarrisse auf, weshalb die alten Beschichtungen ersetzt werden müssen.

Ferner sind größere Hohlstellen im Akustikputz aufgefallen. Früher hätte man sie einfach ausgebessert. „Nunmehr vermehren sich die Schadensbilder, die nicht mehr ohne größeren Aufwand beseitigt werden können“, so die Einschätzung der Experten vom Technischen Referat der Stadt. So wird der Akustikputz nun komplett erneuert. Zudem sind die Fliesen abgenutzt und undicht, Wasser drang ein in die darunterliegenden Umkleidekabinen. Deshalb sollen die gesamte Abdichtung und die Fliesenbeläge in der Schwimmhalle und den Sanitärbereichen erneuert werden. Und auch das Becken ist undicht. Durch feine Risse gelangte Wasser in den Technikbereich im Untergeschoss, was Schäden an haustechnischen Anlagen verursachte.

Eine zusätzliche Abdichtung auf den Betonflächen des Beckens und ein neuer Fliesenbelag sollen das Problem beheben. „Mit dem Landesdenkmalamt wurde abgestimmt, die in der Sanierung in den 1990er-Jahren weißen Fliesen des Beckenumganges mit den aus der ursprünglichen Bauzeit stammenden roten Fliesenfarbe zu ersetzen“, so die Auskunft der Stadt.

Schäden richtet auch die Elektrolyse an. Sie wird erzeugt durch eine chemische Reaktion der Chlorbleichlauge, die zur Desinfektion von Beckenwasser genutzt wird. Nach Jahrzehnten muss auch eine neue Elektrolyseeinheit her. Die Planungsphase, teilt Pressesprecher Thronberens mit, sei nun abgeschlossen, die wesentlichen Gewerke nun ausgeschrieben.

Rote statt weiße Fliesen