Seit dem 1. Juni dürfen Privatlehrer nicht mehr ohne Weiteres in den Stuttgarter Bädern Schwimmkurse anbieten. Die neuen Regeln stimmen Abteilungsleiter von Schwimmsportvereinen skeptisch. Warum?

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Mit dem SV Vaihingen, den Wasserballern des Polizeisportvereins (PSV) und der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) trainieren regelmäßig drei große Vereine im Vaihinger Hallenbad. Alle drei bieten auch Schwimmkurse an beziehungsweise bieten Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, die verschiedenen Schwimmabzeichen zu machen – dies teilweise auch in anderen Hallenbädern.

 

Das tun auch private Schwimmlehrer – oder besser gesagt: Sie haben es getan. Denn seit dem 1. Juni des vergangenen Jahres dürfen sie in den Stuttgarter Bädern nicht mehr ohne Weiteres Kurse anbieten. Was früher auf dem kleinen Dienstweg ging, müssen sie nun ganz offiziell bei den Bäderbetrieben beantragen. Diese prüfen nicht nur die Qualifikation, sondern teilen auch die Zeiten zu. So wollen die Bäderbetriebe die verschiedenen Schwimmkurse koordinieren und sicherstellen, dass auch Individualgäste auf ihre Kosten kommen, und es in den Becken nicht zu eng wird. Zudem müssen Privatlehrer nun eine Gebühr zahlen. Diese beträgt 32,20 Euro pro Bahn für 45 Minuten. Der Lehrer und die Kursteilnehmer müssen dann aber keinen Badeeintritt mehr zahlen. Diese neuen Regeln haben dazu geführt, dass viele private Schwimmlehrer abgesprungen sind.

In der Schule lernen Kinder kaum richtig schwimmen

Doch was sagen die Schwimmvereine dazu? „Uns haben die privaten Schwimmkurse nie geschadet. Sie waren keine Konkurrenz für uns“, sagt Bernd Pfeiffer. Der Abteilungsleiter beim PSV ergänzt: „Es gibt einen großen Bedarf an Schwimmkursen. Wir Vereine können diesen nicht allein decken.“ Beim PSV seien die Anfänger-Schwimmkurse stets überbucht gewesen, es habe immer Wartelisten gegeben.

Vor diesem Hintergrund finde er persönlich, dass die privaten Schwimmkurse eine gute Sache seien. „Im Sinne der Kinder“, wie Pfeiffer betont. Denn immer wieder würden Studien zeigen, dass immer weniger Kinder richtig schwimmen können. Zwar stehe Schwimmen in der Grundschule auf dem Stundenplan. Doch seien die Rahmenbedingungen beim Schulschwimmen oft nicht dafür geeignet, dass Kinder es wirklich ausreichend und sicher lernen. „Der Unterricht ist zu kurz, und manche Lehrer haben nicht die entsprechende Ausbildung“, sagt Pfeiffer.

Hallenbadschließung hat den Verein Mitglieder gekostet

Tim Zander, der Leiter der Schwimmabteilung beim SV Vaihingen, sieht es ähnlich. Dass die Stuttgarter Bäderbetriebe die Zugangsbarrieren für private Schwimmlehrer erhöht haben, sei „nicht das richtige Zeichen, wenn man will, dass Kinder schwimmen lernen“. Denn die Vereine würden unter der Nachfrage ächzen und könnten diese nicht befriedigen.

Die Schwimmabteilung des SV Vaihingen war in den vergangenen Jahren übervoll. Das betraf nicht nur die Anfängerschwimmkurse, sondern auch die Trainingszeit des Vereins mittwochabends. Die Sanierung des Vaihinger Hallenbads und die damit einhergehende Schließung von Weihnachten 2018 bis zum Ende der Herbstferien 2019 habe die Schwimmabteilung Mitglieder gekostet. „Und das war gar nicht so schlecht“, sagt Zander. Denn bei den Trainingseinheiten seien einige Mitglieder im wahren Wortsinn nur noch ab und zu oder gar nicht mehr aufgetaucht. Diese Schwimmer seien nun von den Listen verschwunden. „Die Sanierung hat sichtbar Kapazitäten bei uns in der Abteilung geschaffen“, sagt Zander. Der neue Anfängerschwimmkurs sei aber trotzdem bereits wieder voll.