Seit fast fünf Jahren ist die Einrichtung geschlossen. Jetzt steht fest: Selbst nach einer Sanierung darf dort kein Chlorwasser mehr fließen.

Die Hoffnung, dass das marode Lehrschwimmbad in Heimsheim bald wieder geöffnet werden kann, ist dahin. Seit Kurzem steht fest: In dem bisherigen Gebäude im Schulkomplex der Ludwig-Uhland-Schule „wird nie wieder Schwimmunterricht stattfinden“, sagt der Leiter des Bauamts Heimsheim, Andor Varszegi. Die Gebäudesubstanz ist von der jahrelangen Chlornutzung zu stark angegriffen. Nach einer Sanierung könne das Gebäude zwar noch für viele Jahre genutzt werden – aber nicht als Schwimmbad.

 

Das Lehrschwimmbad Heimsheim war vor fast fünf Jahren geschlossen worden. Zu gravierend waren die vorliegenden Mängel – von einem schiefen Schwimmbecken über marode Wasserleitungen bis hin zu veralteten Umkleiden. In einer anfänglichen Sanierungsstudie war von rund einer Million Euro die Rede – plus die Kosten für die Betonsanierung. Ein Luftschloss, wie sich jetzt herausgestellt hat.

Gebäudesubstanz lässt sich erhalten

Nach einem längeren Dornröschenschlaf, das Becken hatte in den vergangenen Jahren wegen der Coronapandemie und anderer Bauvorhaben nicht oberste Priorität, hat ein Mitarbeiter des Bauamts das Gebäude in den vergangenen Monaten genauer unter die Lupe genommen. „Bisher stand immer noch der Wunsch des Gemeinderats im Raum, dass man das Schwimmbad mit einfachen Mitteln und ein paar Millionen Euro retten kann“, so Andor Varszegi. Doch das lässt sich nicht realisieren.

Allerdings: „Im Herbst war weitgehend klar, dass die Gebäudehülle keine so großen Schäden aufweist, dass man sie nicht reparieren könnte“, so Varszegi weiter. Das ist die gute Nachricht. Denn in dem Gebäude befindet sich außerdem eine Turnhalle und die Heizungsanlage der Schule, die im Fall eines Abrisses einen kompletten Neubau erforderlich gemacht hätten. Die schlechte Nachricht ist dafür: Durch die jahrelange Nutzung als Schwimmbad sind wegen des Chlors schwere Schäden am Beton entstanden. „Chlor ist mit das Schädlichste, was man Beton und Stahlbeton zuführen kann.“ Es kommt zu Rostbildung und Abplatzungen. „Man kennt das auch von Brücken, auf denen im Winter mit Chlorid gestreut wird“, so der Bauamtschef. In den Sechzigern, als das Gebäude errichtet wurde, gab es noch keine Schutzmaßnahmen, die die Gebäudesubstanz vor dem Chlor schützen. „Es ist daher klar, dass es in diesem Gebäude kein Chlorwasser mehr geben darf. Der chemische Prozess würde sich sonst immer weiter beschleunigen.“

Chlor hat schwere Schäden hinterlassen

Was also sind die Alternativen? Ein Neubau wäre ein gigantisches Mammutprojekt, das selbst größere und wohlhabendere Kommunen als Heimsheim oft nicht stemmen können. Hinzukommt, dass die Stadt zum jetzigen Zeitpunkt gar kein passendes Grundstück dafür hätte. Bisherige Versuche, sich mit Nachbargemeinden für eine interkommunale Zusammenarbeit für ein gemeinsames Schwimmbad zusammenzutun, seien leider fehlgeschlagen, berichtet Andor Varszegi, „Bürgermeister Jürgen Troll hat es immer wieder angesprochen, aber keine positiven Signale bekommen.“

Alternativen sind rar – und teuer

Finanzielle Unterstützung von Land oder Bund gibt es kaum. „Wir versuchen noch, mit dem Bundesverband Schwimmbad und Wellness zusammenzuarbeiten, ob es vielleicht andere Optionen für uns gibt.“ Bisher ohne Erfolg. Es gebe inzwischen sogar mobile Schwimmbäder, doch deren Kapazitäten würden von größeren Städten abgegriffen, aus ökologischer Sicht seien sie ebenfalls nicht sinnvoll. Und wegen der strengen Anforderungen an öffentliche Schwimmbäder seien selbst vermeintlich schlichte Varianten sehr teuer und aufwendig.

Wie es letztlich weitergeht, müssen die Kommunalpolitiker in einer der kommenden Gemeinderatssitzungen klären. Verabschieden müsse man sich in jedem Fall von dem Gedanken, bis in ein paar Jahren für wenig Geld wieder ein funktionierendes Schwimmbad zu bekommen, so Varszegi. „Wir müssen uns im Klaren sein, dass wir hier von vielen Millionen Euro und einem Projekt über zehn bis 15 Jahre sprechen würden.“