Nach der Festnahme der deutschen Kapitänin Carola Rackete auf Lampedusa kochen die Emotionen hoch. Entwicklungsminister Gerd Müller erwartet, dass sich Brüssel für die Freilassung einsetzt.

Passau - Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sieht die EU in der Pflicht, sich für die Freilassung der deutschen „Sea-Watch“-Kapitänin Carola Rackete einzusetzen. Rackete habe in einer einer absoluten Notlage gehandelt, sagte Müller der „Passauer Neuen Presse“: „Deswegen erwarte ich, dass Brüssel hier ein deutliches Signal sendet und die sofortige Freilassung einfordert.“

 

Die EU müsse außerdem eine neue europäische Sofortregelung zur Seenotrettung im Mittelmeer beschließen. Die Einstellung der Mission Sophia habe angesichts von fast 600 Ertrunkenen im Mittelmeer allein dieses Jahr zu einem „unerträglichen Zustand“ geführt. „Tausende warten in den libyschen Flüchtlingscamps, eingepfercht und misshandelt - und stehen vor der Wahl, entweder im Camp zu sterben, auf dem Weg zurück in der Wüste zu verdursten oder im Mittelmeer zu ertrinken“, sagte Müller: „Wir brauchen endlich eine Lösung aus Brüssel - und angesichts erheblich gesunkener Flüchtlingszahlen ist diese Aufgabe absolut lösbar.“

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Die 31-jährige Carola Rackete war am Samstagmorgen in Lampedusa festgenommen worden, unmittelbar nachdem sie das Rettungsschiff „Sea-Watch 3“ mit 40 Flüchtlingen an Bord in den Hafen der italienischen Insel gesteuert hatte. Sie hatte dazu keine Genehmigung erhalten. Die Menschen, die mehr als zwei Wochen auf der „Sea-Watch 3“ waren, gingen in Italien an Land. Rackete steht unter Hausarrest.

Die Festnahme der Kapitänin rief in Deutschland vielfach Empörung hervor. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte im ZDF: „Wer Menschenleben rettet, kann nicht Verbrecher sein.“