Hinter dem Weihnachtsbaum am Bahnhof in Plochingen steht eine Familien- und Migrationsgeschichte. Vor etwa 30 Jahren pflanzte Arast Mumcuyan den mehr als sechs Meter hohen Baum in seinem Garten.

Plochingen - Es ist ein ausnehmend hübsches Exemplar von Weihnachtsbaum, das dieses Jahr vor dem Plochinger Bahnhof steht. Noch schöner als die Blautanne selbst ist ihre Geschichte – weshalb der Spender des Baums, Arast Mumcuyan, ihn auch nur schweren Herzens abgab. Obwohl Mumcuyan in der Türkei aufgewachsen ist, haben Weihnachten und Weihnachtsbäume immer eine große Rolle in seinem Leben gespielt. Denn seine Eltern waren christliche Armenier und deckenhohe Nadelbäume gehörten zum Christfest unbedingt dazu. Auf einem Foto von 1911 sieht man seine Mutter und ihre Geschwister vor einem großen, geschmückten Nadelbaum stehen. Von dem Baumschmuck, unter anderem eine kleine Trompete, „hab ich mindestens noch die Hälfte hier“, sagt der rüstige 86-Jährige. Aufgrund seiner Herkunft besuchte er in Istanbul eine christliche Schule, die österreichische, wo er auch Deutsch lernte. Deshalb bat ihn als junger Mann 1960 ein Freund, ihm etwas zu schreiben, um die Einreise nach Deutschland zu beantragen. „Da hab ich zwei Zeilen geschrieben“, erzählt er – und staunte damals nicht schlecht, als binnen kürzester Zeit Arbeitserlaubnis, Aufenthaltserlaubnis und Fahrkarte bei seinem Freund eintrudelten.