Seit vielen Jahren schon ist das Seehaus eine nicht mehr weg zu denkende Institution. Mit einem Fest für die Gemeinschaft und die Generationen zeigen die Verantwortlichen auf, was ein christliches Miteinander alles bewirken kann.

Leonberg - Nicht anders als in all den Jahren zuvor war es auch an diesem spätsommerlichen Sonntag ein Seehaus-Fest, das sich größter Beliebtheit erfreute. Bereits mit Beginn des Festgottesdienstes waren die Bänke gefüllt. Die Menschen lauschten den Worten des Heinz Spindler: „Jeder Mensch muss berücksichtigt werden“, sprach er und unterstrich damit den christlichen Gedanken, füreinander einzustehen und füreinander da zu sein. Denn nur in der Gemeinschaft lasse sich oftmals eine Orientierung finden. Mit Liebe und Unterstützung. „Jeder Mensch muss ein Konzept für sein Leben finden“, fährt er fort.

 

So ist es genau dieses Konzept, welches das Team des Seehauses seinen Schützlingen vermitteln und ihnen auf den Weg mitgeben möchte. Insgesamt zwölf junge Männer sind derzeit im Seehaus untergebracht – in Familien und Wohngruppen. Hier erfahren sie was es bedeutet, in einer funktionierenden Gemeinschaft zu leben, unterstützt und geliebt zu werden.

Ist der Tag auch streng durchgetaktet, so ist er doch voll von Erlebnissen und positiven Erfahrungen. Eingebunden in einen Ausbildungsalltag werden die jungen Männer auf einen Beruf vorbereitet, der sie ernähren kann. Doch ist es nicht nur die Möglichkeit, sein eigenes Leben zu finanzieren.

Einblick in eine wichtige Arbeit

„Wir wollen die Jugendlichen in Zukunft sogar noch einen Schritt vorher abholen“, betont Tobias Merckle, geschäftsführender Vorstand und Einrichtungsleiter vom Seehaus Leonberg. Dies bedeutet, dass das Team vom Seehaus ganz gezielt in der Prävention arbeiten möchte und Jugendliche bereits vor einer U-Haft bewahren will. Und auch für die Jugendlichen, die sich bereits in der U-Haft befinden, sollen Konzepte erarbeitet werden.

Mit dem Seehaus-Fest öffnen die Verantwortlichen die Tore. Gewähren Einblick in die Arbeit und in das Miteinander. So konnten sich die Besucher Führungen anschließen, um sich ein Bild vor Ort machen zu können. Der Wald- und Tierkindergarten hielt für die Kinder zusätzlich eine Spielstraße bereit. Hier gab es ein Tierquiz, eine Seilbrücke, Schleuderdosenwerfen und vielfältige Bastelangebote. Des Weiteren kam ein Theaterstück der Seehaus-Bewohner auf die Bühne.

Chancen sehen und an sich glauben

Mit zwei Verabschiedungen standen noch zwei wichtige Punkte des Seehauses in diesem Jahr auf dem Programm. „Wir wussten um die Risiken“, unterstreicht Merckle und gibt Hinweise auf die schwierigen Anfänge des Seehauses in Leonberg. „Sie haben die Chance gesehen“, fügt er hinzu. So spricht Tobias Merckle ganz gezielt den noch amtierenden Oberbürgermeister von Leonberg, Bernhard Schuler an. „Sie haben an uns geglaubt“, freut er sich dankbar. Und auch OB Schuler betont: „Man muss sich immer im Klaren sein, dass das eigene Leben auch anders verlaufen könnte“, macht Schuler deutlich.

Und auch Professor Rüdiger Wulf wurde als offizieller Vertreter des Justizministeriums des Landes Baden-Württemberg vom Seehaus Team verabschiedet. „Sie haben den Stein ins Rollen gebracht. Baden-Württemberg war Vorreiter für ganz Deutschland“, sagt Tobias Merckle. „Sie hatten die Idee, haben das Konzept entwickelt und die Ausschreibung gemacht“, fährt er fort.

So war es ein Freund, der Rüdiger Wulf einst mit den Worten: „Die Jugendstrafanstalt ist kein guter Ort für junge Menschen“, beeindruckte. Diese Gedanken dienten als Grundstein für das Projekt Seehaus. Und wahrlich. Das Seehaus ist ein guter Ort. Besser und heilsamer als die Jugendstrafanstalt.