Horst Seehofer will seine Laufbahn als CSU-Chef und bayerischer Ministerpräsident fortsetzen. Für die Partei dürfte das eine gute Entscheidung sein, aber Seehofers Selbstinszenierung nervt, kommentiert unser Korrespondent Paul Kreiner.

München - Also gut, nun ist es raus: Horst Seehofer macht weiter. Als Parteichef der CSU sowieso und – wenn die Wähler mitspielen – auch als Ministerpräsident in Bayern. Es spricht viel dafür, dass dies unter Wahlkampfgesichtspunkten die beste Entscheidung für die CSU ist: Seehofer hat Statur, er genießt Ansehen, und er ist ein Garant dafür, dass seine Partei bei all ihrem rechtskonservativen Kurs zivilisierte Umgangsformen beibehält. Unter einem Haudrauf und – dem Stil nach – AfD-Fan wie Markus Söder wäre das nicht sicher.

 

Seehofers Entschluss verdeckt jedoch, dass ihm als Parteichef ein geordneter Generationswechsel in der CSU nicht gelungen ist. Die Nachfolgekämpfe sind nur vertagt, und so stark der Chef im Moment aussieht – im Rest der Partei schwächelt’s. Klar: Seehofer wollte seine Ämter, je länger je mehr, auch gar nicht abgeben, aller Koketterie und allen Rücktrittsankündigungen zum Trotz. Seehofer klebt an der Macht, und je mehr er im Bund mitmischen kann, auf Augenhöhe mit einer Kanzlerin-Rivalin, umso weniger will er gehen. Dies schon gar nicht, wenn Angela Merkel tendenziell bleibt. Deshalb auch die monatelange, nervige Selbstinszenierung, die nun in einer zeremoniösen Selbstkrönung gipfelte. Das ist das Seehofer’sche System: Die Welt dreht sich um ihn. Ihm kann keiner. Und wie er das genießt!