Der Postdienstleister DPD plant selbst fahrende Transporter in Ludwigsburg. Das könnte der Idee neuen Schub verleihen, in der Barockstadt ein Testfeld für autonomes Fahren zu etablieren.

Ludwigsburg - Die Nachrichtenagenturen haben es am Donnerstag bereits verkündet: Das Postunternehmen DPD will voraussichtlich in einer Stadt selbstfahrende Paket-Lastwagen testen. Neben Hamburg und Karlsruhe kommt dafür auch Ludwigsburg in Frage. Weil, so meldete es die Agentur AFP, dort ein Testfeld für Autonomes Fahren bestehen würde.

 

Dies muss dem Ludwigsburger OB Werner Spec gefallen haben. Bekanntlich hat den Zuschlag für das vom Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) ausgelobte landesweite Testfeld die Region Karlsruhe-Bruchsal erhalten – dies wurde dort vor wenigen Tagen erst mit großem Bahnhof bei der Übergabe des Förderbescheids zele-briert. Doch der Oberbürgermeister wollte den Zuschlag für Karlsruhe von Anfang an nicht als Niederlage werten – und versucht seither, mit dem federführenden Karlsruher Institut für Technologie (KIT) eine Kooperation auszuloten. So soll Ludwigsburg zumindest ein kleines Stück der großen Torte erhalten.

DPD und Ludwigsburg arbeiten eng zusammen

Ist also der Modellversuch des Postunternehmens aus Aschaffenburg, das bundesweit 8000 Mitarbeiter beschäftigt, ein Hoffnungsschimmer für die Vision des OB, neben der Ansiedlung der Porsche Digital-GmbH und von Bosch doch noch Feldversuche mit selbstfahrenden Autos zu bekommen? Immerhin hat DPD, das in Ludwigsburg beim Breuningerland ein Depot für die gesamte Region betreibt, schon mehrfach mit der Stadt in Sachen Elektromobilität zusammengearbeitet. So wurde dort der Elena-Sprinter getestet, es gab auch ein gemeinsames Forschungsprojekt.

Was plant DPD genau in Zusammenarbeit mit der Hochschule Aachen? Der Unternehmenssprecher Peter Rey entwirft dazu verschiedene Szenarien, wie selbstfahrende Transporter den Alltag der Paketzustellung vereinfachen können. „Die Anfahrt vom Verteilzentrum ins Zielgebiet erfolgt autonom“, sagt er. Zwar sitzt noch ein Zusteller auf dem Fahrersitz, doch er muss nicht eingreifen. Wenn mehrere Lastwagen in einer Kolonne fahren, würde sogar eine Person für mehrere Fahrzeuge ausreichen. Oder der Zusteller steigt erst nach der Stadtgrenze ein und übernimmt dann. So könnte mit An- und Abreise eine Stunde Fahrt gespart werden. Zusätzlich könnte der Lastwagen sich selbst einen Parkplatz suchen und abstellen.

Eine noch weitergehende Vision sind Mini-Transporter, die selbstständig durch Fußgängerzonen fahren. „Sie liefern die Pakete an die Geschäfte, der Zusteller muss diese nur noch übergeben“, erklärt Peter Rey. Noch weiter in die Zukunft geblickt wäre auch denkbar, dass das Zustellfahrzeug eine mobile Abholstation wird oder vollkommen autonom agiert. „Der Faktor Mensch bleibt jedoch unverzichtbar“, betont der DPD-Sprecher. Das Paket solle also am Ende immer noch per Hand an den Kunden übergeben werden.

Selbstständige Mini-Transporter in der Fußgängerzone?

Um diese Szenarien zu testen, braucht DPD die Infrastruktur eines Testfeldes. Dies muss nicht zwangsläufig eine abgesperrte Teststrecke sein, auch eine dafür freigegebene Autobahn wäre möglich. Oder die Fußgängerzone der Barockstadt. „Wir wollen das im normalen Alltagsverkehr testen“, sagt der Sprecher. Was genau wann geplant ist, dazu kann das Postunternehmen noch keine Angaben machen. „Das hängt auch damit zusammen, mit welchem Hersteller wir zusammenarbeiten“, erklärt Peter Rey. Diese Entscheidung sei noch nicht endgültig gefallen.

Die Stadt sieht die Anfrage von DPD jedenfalls als ermutigendes Signal, in Sachen Kooperation mit Karlsruhe voran zu kommen. „Das wäre eine perfekte Ergänzung“, meint Heinz Handtrack, der ein direkt beim OB angesiedeltes Referat für das Thema leitet. Zum neuen Jahr will man die Gespräche mit Karlsruhe starten.