Die italienische Leibspeise gibt es rund um die Uhr auf Knopfdruck – und in heiß und knusprig. Wir haben getestet, wie der Automat funktioniert und ob die Pizza schmeckt.

Lust auf Pizza? Die Möglichkeiten liegen auf der Hand: Selbst backen, zum Lieblingsitaliener gehen, liefern lassen oder ein Tiefkühlteil in den Ofen werfen. Oder – und das ist relativ neu: sich eine Pizza am Automaten holen. Den Spaß gibt es seit vergangenem Sommer in Großbottwar an der Esso-Tankstelle. Ein Pizza-Test.

 

Da steht er, der Automat: mannshoch und so breit und tief, dass zwei Öfen, eine Kühlung und fast 100 Pizzen darin Platz finden. Wer den Bildschirm antippt, hat die Qual der Wahl. Pizza Salami, Pizza Quattro Formaggi, Pizza Tonno, Pizza Sucuk, Pizza Büffel-Mozzarella . . . Wir entscheiden uns spontan für den Klassiker: Pizza mit Schinken und Pilzen. Ein Klick auf „heiße Lieferung“, zahlen (mit Karte oder bar) und los geht’s.

Ein Pizza-Düftchen im Benzin-Lüftchen

Drei bis vier Minuten dauert das Backen, verspricht der Automat, aber er muss schon vorher noch hochheizen. Das tut er recht fix und dann läuft die Uhr auf dem Display rückwärts. Und langsam, aber sicher, mischt sich ein Pizza-Düftchen in das Benzin-Lüftchen der Tankstelle.

Die Uhr ist abgelaufen und tadaaaaaa: Der Automat spuckt einen Pizza-Karton aus. Der ist auch gefüllt, das beweist sein Gewicht und seine Temperatur. Vorsicht, da kann man sich durchaus die Finger verbrennen. Auf der Beton-Bank am Beton-Tisch direkt gegenüber dem Automaten wird die Pizza verspeist. Die Pizza ist nicht vorgeschnitten, also muss das Taschenmesser aus dem Auto herhalten. Später entdecken wir im Inneren der Tankstelle auch einen Pizza-Roller.

Die Pizza ist, wie gesagt, heiß. Der Teig lecker und knusprig, der Belag ordentlich. Mit dem Lieblingsitaliener und seinem Holzofen kann sie natürlich nicht mithalten, aber gut ist sie. Ob man beim Essen das Ambiente von Tankstelle und Landesstraße haben möchte, muss jeder selbst entscheiden. Man könnte die Pizza ja auch anderswo futtern . . .

Sie direkt vor Ort zu verspeisen ist ohnehin nur zu den Öffnungszeiten der Tankstelle gestattet, heißt im Winter bis 21 Uhr und im Sommer bis 22 Uhr. „Solange es leise ist, sagt ja keiner was, aber es gab anfangs eben auch Beschwerden, daher haben wir das dann so geregelt“, sagt Tankstellen-Chef Gerald Meister.

Tatsächlich werden die meisten Pizzen am Automaten zu späterer beziehungsweise sehr früher Stunde verkauft, weiß Jürgen Hönnige, der den Automat in Großbottwar und vier weitere im Landkreis Heilbronn betreibt. „24/7 Pizza holen, das ist eine tolle Sache“, findet er. In anderen Ländern sei so etwas Gang und Gebe, in Frankreich etwa, wo man auch Pommes oder frisch gebackene Croissants aus dem Automaten bekommt. Hierzulande ist es eher selten. Hönnige weiß bislang nur von drei weiteren Pizza-Automaten in Künzelsau und einem in Heilbronn.

Es ist aber auch eine schwierige Sache, sagt Hönnige. Denn gerade Pizza-Automaten seien schon sehr betreuungsintensiv. Damit alles passt und funktioniert, muss alle zwei Tage ein Mitarbeiter vor Ort sein, alles prüfen, auffüllen und nach dem Rechten sehen. In Kirchheim wurde ihm jüngst ein Automat umgeworfen, die Energiepreise gehen mittlerweile auch richtig ins Geld.

Ein Automat kostet rund 60 000 Euro

30 bis 40 Pizzen müssten täglich aus dem Automaten gekauft werden, damit es sich überhaupt rechnet und Großbottwar sei zugegeben nicht gerade sein stärkster Standort. Rund 60 000 Euro kostet der Automat übrigens in der Anschaffung. „Viele denken, da ich mache da Millionen damit. Das ist aber nicht so.“

Anfangs habe er zudem die Pizzas noch selbst in seiner Gaststätte, der Waldschenke Hörnle in Brackenheim, hergestellt. Das sei aber nicht mehr leistbar, daher kommen die meisten Pizzen nun tiefgekühlt von einer italienischen Firma. Eigentlich, findet Jürgen Hönnige, gehöre den Automaten ja die Zukunft. „Aber es ist schade, dass man draußen so viele Scherereien hat.“