Wenn es um den Klimaschutz geht, kommt man um das Thema Mobilität nicht herum: Sich ohne Auto und Flugzeug fortzubewegen, macht in der persönlichen CO2-Bilanz einiges aus. Kann man komplett verzichten?

Leserredaktion : Kathrin Zinser (zin)

Waiblingen - Das Timing hätte kaum besser sein können: In der fünften Woche Klimafasten geht es um Mobilität – und gleichzeitig tritt die Tarifreform des Verkehrsverbunds Stuttgart in Kraft. Damit schrumpft die Distanz zwischen Wohnung in Stuttgart und Redaktion in Waiblingen von drei auf zwei Tarifzonen: Die einfache Fahrt kostet jetzt 2,75 Euro, wenn ich das Ticket mit der VVS-App kaufe. Beste Voraussetzungen, um die Anregung aus der Fastenbroschüre zu testen und mit Bus und Bahn zur Arbeit zu fahren – oder?

 

Von Tür zu Tür brauche ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln planmäßig etwa eine Stunde. Mit dem Auto schaffe ich die Strecke morgens normalerweise in 40 Minuten, wenn es keine Unfälle gibt. Im Stuttgarter Feierabendverkehr kann es hingegen durchaus länger dauern. Doch als Journalistin komplett auf das Auto zu verzichten ist nicht so einfach: Häufig ist man für Recherchen und Gespräche im gesamten Rems-Murr-Kreis unterwegs, muss schnell von A nach B kommen.

Ganz ohne Auto geht es nicht

Zu Hause brauche ich das Auto selten: Zum Einkaufen oder zum Sport gehe ich zu Fuß, in die Innenstadt fahre ich meist mit der Bahn. Von daher könnte ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit pendeln, das Auto an der Redaktion parken und es nur für berufliche Termine nutzen. 24 Kilometer lang ist die Strecke zwischen unserer Wohnung und meinem Arbeitsplatz, das macht 240 Kilometer pro Woche. Würde ich diese Distanz mit der Bahn zurücklegen, könnte ich 829 Liter Benzin und immerhin 1966 Kilogramm CO2 pro Jahr einsparen, wie die Experten von co2online.de, einer gemeinnützigen Beratungsgesellschaft für den Klimaschutz, für mich berechnet haben. Kein Wunder also, dass es in der Kampagne „Mein Klimaschutz“ des Bundesumweltministeriums heißt: „Wer die Emissionen durch Mobilität im Alltag reduzieren möchte, sollte vor allem Fahrten mit dem Auto vermeiden.“

Für eine weitere Anregung – sich gegen eine Flugreise im Sommer zu entscheiden – ist es hingegen zu spät: Der Urlaub in Andalusien ist bereits gebucht. Hin- und Rückflug schlagen in meiner persönlichen Klimabilanz mit 653 Kilo CO2 zu Buche. Das ergibt zumindest eine Berechnung bei Atmosfair, einer Klimaschutzorganisation. Mit einem Klimaschutzbeitrag in Höhe von 15 Euro kann ich Projekte von Atmosfair unterstützen, um die durch meine Reise verursachten Emissionen wieder einzusparen: Die Organisation fördert damit erneuerbare Energien in Entwicklungsländern. Das klingt irgendwie nach Ablasshandel: Ein wenig mehr bezahlen – und mit gutem Gewissen in den Urlaub jetten?

Fliegen ist besonders klimaschädlich

Dabei verantwortet der Flugverkehr laut Atmosfair bis zu zehn Prozent der vom Menschen verursachten Klimaerwärmung. „Beim Fliegen ist es nicht allein das CO2 aus dem verbrannten Kerosin, das aufs Klima wirkt. Flugzeuge in großer Höhe können Kondensstreifen und Schleierwolken bilden, die zur Erwärmung beitragen, und die Stickoxide aus den Abgasen bilden das Treibhausgas Ozon“, erklärt co2online. Vor diesem Hintergrund betont auch Atmosfair: „alleinige Kompensation ist langfristig nicht zielführend“, allenfalls eine „Behelfslösung“. Verzicht wäre natürlich besser. Aber Kompensation ist immerhin besser als nichts.

Aktion:
Die Kirchen rufen von Aschermittwoch bis Ostersonntag zum Klimafasten auf. Unsere Redakteurin Kathrin Zinser macht mit und berichtet regelmäßig über ihre Erfahrungen.