In einer Serie blicken wir über verschiedene Gartenzäune. Heute: der Gemüsegarten der Kita Wichtelpark. Dort pflanzen und ernten die Kinder Gemüse, das sie dann auch selbst essen.

Böblingen: Leonie Schüler (lem)

Stuttgart-Fasanenhof - Die hab’ ich geerntet!“, ruft die fünfjährige Isabel, als sie aus dem Garten der Kindertagesstätte Wichtelpark nach drinnen rennt. In der Hand hält sie einen riesengroßen Kohlrabi. „Und ich hab’ einen lilanen. Guck mal, der sieht aus, als hätte der einen Mund“, sagt der dreijährige Jascha und hält der Einrichtungsleiterin Ellen Baumstark seine lustig geformte Beute unter die Nase. Die Pädagogin lobt die Kinder und leitet sie zum Händewaschen und Matschhose ausziehen.

 

Seit mehr als einem Jahr gehört der Gemüsegarten zum Alltag in der privaten Kindertagesstätte am Zettachring, in der 45 Kinder zwischen einem und sechs Jahren betreut werden. Auf dem Außengelände der Einrichtung wurde ein kleiner Teil abgetrennt und mit vier Hochbeeten und einem Kräuterbeet als Gemüsegarten angelegt. Initiiert wurde das Projekt von der Universität Hohenheim, angeleitet durch die Ernährungspsychologin Nanette Ströbele-Benschop. Studenten des Instituts für Ernährungsmedizin kamen jede Woche einmal vorbei und halfen beim Bau der Beete; später pflanzten sie gemeinsam mit den Kindern Tomaten, Gurken, Kartoffeln, Möhren, Radieschen, Zucchini, Salat und Kohlrabi an, außerdem Beeren und Melonen sowie Schnittlauch und Petersilie.

Die Kinder lieben den Gemüsegarten

Finanziert hat das Projekt die Barmer Gesundheitskasse mit einem Obolus von etwas mehr als 4000 Euro. Diese Unterstützung endete im Juli, doch die Wichtelpark-Leiterin Ellen Baumstark möchte das Projekt auf jeden Fall fortführen. Drei Erzieher hätten sich bereits bei der Sarah-Wiener-Stiftung fortgebildet, um gesundes Essen künftig noch mehr in den Kita-Alltag einzubinden. „Der Garten ist ja jetzt da, und die Kinder sind sehr interessiert daran“, sagt die Pädagogin. „Sie sehen, dass es Lebensmittel nicht nur im Laden gibt, sondern dass man sie auch selber anpflanzen kann. Das ist eine wichtige Naturerfahrung für sie.“ Gleichzeitig lernen die Kinder, Verantwortung zu übernehmen, wenn sie sich im Gießplan eintragen oder für andere kleine Dienste melden.

Ein weiterer Gewinn des Gartenprojekts ist laut Baumstark, dass die Kinder auf diese Weise an gesundes Essen herangeführt werden. Schließlich wird das selbst geerntete Gemüse anschließend auch gegessen. Oft gibt es Karotten oder Kohlrabi als Rohkost, manchmal reduziert die Einrichtungsleiterin auch das bestellte Essen des Caterers, wenn etwas Selbstgekochtes wie Kartoffelsuppe auf den Tisch kommt. „Auf einmal essen sie auch so was wie Kräuter. Schnittlauch zum Beispiel machen die Kinder gerne überall drauf“, sagt Baumstark. Ferner lernen die Kinder, dass bei uns nicht alles wächst und dass nicht alles gleichzeitig reif ist. Ulrich Vorwerk, der als Erzieher im Wichtelpark arbeitet, ist das Projekt ans Herz gewachsen. An heißen Tagen kommt er sogar am Wochenende in die Einrichtung, um zu gießen. Bei den Kindern beobachtet er, dass manche mit großer Begeisterung mit anpacken, andere wiederum kein großes Interesse entwickeln. Ob sich jemand zum Gießen oder Ernten meldet, ist eine freiwillige Aufgabe.

Wer mithilft, ist freiwillig

„Kann ich die jetzt essen?“, fragt die dreijährige Joleen, nachdem sie die eben geerntete Möhre gewaschen und geschnitten hat. Klar kann sie, und schon verschwindet ein Stückchen Möhre in ihrem Mund. Und, wie schmeckt’s? „Sauer“, sagt sie und grinst. „Und lecker.“