Übersinnliches und böse Politik treffen in „The Terror: Infamy“ bei Amazon Prime aufeinander: Es geht um eine Gruppe japanischer Einwanderer in den USA während des Zweiten Weltkriegs. Die wird von einem Spuk heimgesucht und von Weißen schikaniert.

Stuttgart - Bloß nicht auffallen, zu Beleidigungen und Demütigungen lächeln, sogar Übergriffe aufs Hab und Gut hinnehmen – das sind die Spielregeln, die eine ältere Generation japanischer Einwanderer ihren in den USA geborenen Kindern beibringen möchte. Ja, das kleine Fischerdorf, in dem die zweite, völlig eigenständige Staffel der Serie „The Terror“ auf Amazon Prime beginnt, wird hauptsächlich von japanischstämmigen Amerikanern bewohnt. Aber das Sagen haben die Rundaugen, die Amerikaner europäischer Abstammung, und dieses Sagen wird immer rauer.

 

Wir befinden uns am Vorabend des Überfalls japanischer Streitkräfte auf den amerikanischen Marinestützpunkt Pearl Harbor. Viele ahnen, dass Krieg in der Luft liegt. Wer aus Japan zugewandert oder das Kind solcher Neubürger ist, gilt als potenzieller Spion und Saboteur.

Ein guter Name für Grusel

Wer die erste Staffel von „The Terror“ gesehen hat, wird sich vielleicht die Augen reiben: Der aktuelle Stoff scheint nichts mit dem bisher Erzählten zu tun zu haben. Tatsächlich war der Vorgänger die abgeschlossene und sehr eindrucksvolle Umsetzung eines Romans von Dan Simmons. Sie verband einen historischen Stoff – das Scheitern einer Polarexpedition – mit Übersinnlichem. Der Kabelsender AMC („The Walking Dead“), der die Serie produziert und außerhalb der USA an Amazon lizenziert, will den guten Ruf der Serie nutzen und unter dem Etikett „The Terror“ weitere Gruselgeschichten bieten.

Was die Showrunner Max Borenstein („Kong: Skull Island“) und Alexander Woo („True Blood“) für die zweite Staffel ersonnen haben, weist aber durchaus einige tiefere Parallelen zur Simmons-Adaption auf. Eine relativ geschlossene Gemeinschaft wird von einem wütenden Geist heimgesucht. Und zwei Kulturen prallen aufeinander.

Parallelen zu Trumps Politik

George Takei, berühmt geworden als Mr. Sulu in „Star Trek“, spielt einen Altvorderen jener Einwanderergemeinschaft, in der es die Jüngeren kaum glauben können, dass ein Rachegeist aus der japanischen Mythologie nun in den USA aktiv sein soll. Takei ist ein ausgesprochener Kritiker von Donald Trump, die ganze Serie scheint aktuell Stellung zu beziehen. Am Ende der ersten Folge werden viele der Personen in eines jener Internierungslager gezerrt, die gerade als schlimmes Vorbild für Trumps Internierung illegaler Einwanderer in der politischen Debatte auftauchen.

Die Auftaktfolge von „The Terror: Infamy“ schafft eine Balance zwischen den Schikanen durch weiße Geschäftspartner und Behörden hie und den Umtrieben eines Dämons da. Das entwickelt sich langsam und stellt das Leben der japanischstämmigen Amerikaner jener Tage genauer und differenzierter dar als man das bislang zu sehen bekam. Das kann noch sehr spannend werden.

Verfügbarkeit: Amazon Prime Video,
jeweils freitags eine neue Folge