Vanessa Ruckh hat ein kostenloses Magazin zum Thema Catcalling in Stuttgart ins Leben gerufen. Damit will die 24-jährige Grafikdesign-Studentin sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum sichtbar machen - und auch Täter erreichen. Aktuell arbeitet sie an der bereits dritten Ausgabe.

Stadtkind: Laura Müller-Sixer (six)

Stuttgart - Auf der Innenseite steht in Großbuchstaben "Triggerwarnung" geschrieben. In ihrem Magazin zum Thema Catcalling hat Vanessa Ruckh die Erfahrungen von betroffenen Personen mit sexueller Belästigung, sexualisierter Gewalt und Vergewaltigung zusammengefasst.

 

Die Idee ist aus einem Gefühl der Machtlosigkeit entstanden. "Es war der erste schöne Sommertag in der Stadt, ich hatte ein kurzes Kleid an und konnte wirklich keinen Meter gehen, ohne sexuell belästig zu werden." Daraufhin verfasst die Studentin einen Post auf ihrem Instagram-Account, der etliche Rückmeldungen bekam, sodass die 24-Jährige den Entschluss fasste: "Okay, ich muss etwas machen." 

Ein Magazin über Catcalling und sexuelle Belästigung

Ihre Idee: Die Geschichten Betroffener zu sammeln, in einem kostenlosen Magazin zusammenzufassen und diese somit sichtbar zu machen - natürlich anonymisiert. "Ich habe auf Instagram einen Aufruf gestartet. Und es kam so viel rein, dass ich erstmal tagelang meine Nachrichten sortieren musste." Diese Einsendungen finden sich nun in dem Heft wieder - ungekürzt, unkorrigiert, genau so, wie sie von den Verfasser:innen abgeschickt wurden.

"Mir war es besonders wichtig, dass die Erfahrungen im Vordergrund stehen." Für die Gestaltung hat Vanessa mit anderen Künstler:innen zusammengearbeitet, die teils Illustrationen, Comics oder Fotos beisteuerten. "Ich habe den Look jedoch sehr einfach gehalten. Das Sex-Zine ist immerhin kein Design-Objekt."

Die Umsetzung führte Vanessa komplett in Eigenregie durch. Finanzielle Unterstützung bekam sie dabei von dem Studierendenausschuss der Kunstakademie Stuttgart. Insgesamt verteilte die Stuttgarterin 150 Exemplare in der Stadt - in Club, Bars, an Kiosken, eben dort, wo es auch die Menschen finden, die Teil dieses Problems sind. 

"Man fühlt sich einfach so in der eigenen Freiheit beraubt"

Die Reaktionen darauf waren gemischt. "Ich will mich da gar nicht festlegen, aber die meisten Einsendungen kamen von Frauen und auch jetzt sind es vor allem weibliche Personen, die von ähnlichen Situationen berichten und es wichtig finden, dass es Plattformen wie diese gibt."

In Deutschland ist Catcalling also die verbale sexuelle Belästigung durch Rufe, Sprüche, Beleidigungen, Einschüchterungen noch immer legal. "Man fühlt sich einfach so in der eigene Freiheit beraubt, nackt und in die Ecke gedrängt. Wir müssen darüber reden", so die Studentin. 

Bereits dritte Ausgabe in Planung

Aktuell sucht Vanessa auf dem Instagram-Account zum Sexzine bis zum 31. Januar nach Erfahrungsberichten, Artwork und Storys für die bereits dritte Ausgabe. Geschichten gäbe es leider genügend. Auch Ausstellungen und Veranstaltungen zum Thema sein in Zukunft denkbar. Mehr wollte die 24-Jährige jedoch noch nicht verraten.

Weitere Infos zum Thema findet ihr hier >>>

Falls ihr eure Geschichte teilen wollt, könnt ihr eine Mail an sexzine00@gmail.com senden