In den vergangenen Wochen hat die Polizei mehrfach über sexuell belästigte Mädchen auf den Fildern berichtet und um Hinweise zu den Tätern gebeten. Was können Eltern tun, um ihre Kinder zu schützen?

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Filder - Zuerst war es die Österfeldschule in Vaihingen, dann die Grundschule Kaltental und nun die Riedseeschule in Möhringen. In den vergangenen Wochen wurden Mädchen im Umkreis von Schulen von Fremden angesprochen und sexuell belästigt.

 

In Vaihingen zeigte ein unbekannter Mann einem sieben Jahre alten Mädchen offenbar pornografische Bilder auf seinem Mobiltelefon. Das Mädchen rannte weg und offenbarte sich erst einige Tage später seinen Eltern, welche die Polizei alarmierten. Wenige Tage später sprach möglicherweise derselbe Mann durch den Zaun der Schule zwei neun Jahre alte Mädchen an, zeigte ebenfalls pornografische Bilder und fragte die beiden nach sexuellen Handlungen. Die Schülerinnen informierten einen Betreuer.

In Kaltental belästigte ein Unbekannter zwei zehn Jahre alte Mädchen. Ein Jogger überholte sie und ließ dabei offenbar absichtlich seinen Geldbeutel aus der Jacke fallen. Die Kinder hoben den Geldbeutel auf und riefen dem Mann nach. Der kehrte zurück und nahm seinen Geldbeutel an sich. Er ging weiter und kam unmittelbar darauf zu den Kindern zurück. Er warf ihnen vor, dass Geld aus dem Geldbeutel fehlte. Er forderte eines der Mädchen auf, ihre Jacke zu öffnen und tastete das Mädchen ab, vorgeblich auf der Suche nach dem Geld. Das zweite Mädchen hatte ihre Jacke schon geöffnet, blieb aber unbehelligt. Der Täter flüchtete.

Eltern sollten ihre Kinder sensibilisieren

Die Schulen sind in Hab-Acht-Stellung. „Wir sind in engem Austausch mit den Schulen und der Polizei“, sagt Thomas Schenk. Der Leiter des Staatlichen Schulamts ergänzt: „In allen Fällen sollten sich die Kinder und deren Eltern vertrauensvoll an die Lehrkräfte und Schulleitungen wenden, die ihrerseits dann das Erforderliche veranlassen.“ Die Pestalozzischule, das Schülerhaus der Grundschule Kaltental und die Riedseeschule haben Elternbriefe rausgeschickt. In diesen informieren sie über die Vorfälle, und sie geben Tipps, was Mütter und Väter tun können, um ihre Kinder zu schützen.

Das ist auch aus Sicht der Polizei das Wichtigste. Auf ihrer Internetseite www.polizei-beratung.de schreibt sie allgemein: „Eine fortwährende Angst oder gar Panik sind weder angebracht noch hilfreich. Denn: nicht verängstigte, in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkte Kinder, sondern mutige, starke und selbstbewusste Kinder sind am wirksamsten vor sexuellem Missbrauch geschützt.“ Der Polizeisprecher Tobias Tomaszewski ergänzt: „Eltern sollten mit ihren Kindern über die Vorfälle reden. Sie müssen wissen, dass es so etwas gibt. Eltern sollen ihren Nachwuchs sensibilisieren, aber nicht in Panik verfallen.“

Grundsätzlich sollten Kinder Distanz zu Fremden halten. Am besten, sie reagieren gar nicht, wenn sie von Fremden angesprochen werden, sagt Tomaszewski. Im Elternbrief der Riedseeschule steht dazu: „Es ist als Kind nicht unhöflich, auf die Ansprache Fremder nicht zu reagieren.“ Wenn man doch im Gespräch sei, sollten Kinder den Erwachsenen siezen und damit Distanz signalisieren, sagt Tomaszewski. Kinder sollen gegenüber Fremden selbstbewusst auftreten und klar artikulieren, wenn sie etwas nicht wollen. Die Riedseeschule fügt in ihrem Elternbrief hinzu: „Schreien, losreißen und weglaufen, wenn Fremde aufdringlich werden.“ Niemals sollten Kinder zu einem Unbekannten ins Auto steigen. „Am besten, sie halten grundsätzlich Abstand zu fremden Fahrzeugen“, sagt Tomaszewski.

Nicht jeder darf den Namen des Kindes wissen

Für Eltern gelte, dass sie ihre Kinder nicht spontan von einer fremden oder anderen Person abholen lassen als vereinbart, sagt der Polizeisprecher. Sonst können Kinder bald nicht mehr unterscheiden, mit wem sie mitgehen dürfen und mit wem nicht. Wer will, kann mit seinem Nachwuchs einen Eltern-Kind-Vertrag ausarbeiten. Dort legen beide Seiten schriftlich fest, mit wem und zu wem das Kind unter welchen Umständen gehen darf; also zum Beispiel nach der Schule zur besten Freundin, wenn es zu Hause anruft und Bescheid gibt.

Hilfreich könne es auch sein, sagt Tomaszewski, wenn Eltern mit ihren Kindern den Schulweg ablaufen und sogenannte Rettungsinseln vereinbaren. Das können Läden oder auch die Häuser von guten Freunden sein. Dort sollen die Mädchen und Jungen im Notfall hin und um Hilfe bitten. Ganz wichtig sei es, dass sich die Kinder möglichst schnell ihren Eltern, ihren Lehrern oder Erziehern anvertrauen, wenn ihnen auf ihrem Weg etwas merkwürdig vorgekommen sei oder sie Angst gehabt hätten.

Für Eltern gelte, dass auch sie aufmerksam sein sollten. „Im direkten Umkreis der Schule brauchen auch Eltern sich nicht scheuen, andere ihnen völlig fremde Personen anzusprechen und zu fragen, warum sie da sind“, sagt der Polizeisprecher. Beliebt bei Eltern und Kindern sind auch Rucksäcke oder Jacken mit dem Namen des Kindes drauf. Doch Vorsicht: „Bei Kindern entsteht eine Vertrautheit, wenn ein Fremder sie mit Namen anredet, nur weil er diesen auf dem Rucksack gelesen hat“, sagt Tomaszewski. Den Namen am Ranzen also so anbringen, dass er nicht im Vorbeigehen gelesen werden kann.