Man traue sich nicht mehr alleine auf die Straße oder in den Zug, klagen Frauen in Ellwangen: Sie fühlten sich bedroht von den Flüchtlingen, die in der dortigen Landeserstaufnahmeeinrichtung wohnen. Andere betonen, sie hätten keinen Grund zur Klage. Was sagt die Statistik?

Ellwangen - Hat die Zahl der sexuellen Übergriffe gegen Frauen in Ellwangen zugenommen, seit die Landeserstaufnahmeeinrichtung ihre Pforten geöffnet hat? Das Aalener Polizeipräsidium hat dazu auf Anfrage unserer Zeitung nun Zahlen vorgelegt. Demnach ist die Zahl der Anzeigen von Frauen wegen Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung gewissen Schwankungen unterworfen.

 

So gab es in Ellwangen 2013 nur sechs Anzeigen wegen Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Im Jahr 2014, ein Jahr bevor die LEA in Betrieb genommen wurde, verzeichnete die Polizei 13 entsprechende Strafanzeigen von Frauen. Im ersten LEA-Jahr 2015 stieg die Zahl auf 21, sank aber 2016 wieder auf 16. Im vorigen Jahr erstatteten 27 Frauen Anzeige. Dieser Anstieg, so ein Polizeisprecher, sei veränderten Gesetzen geschuldet. Erst seit 2017 sind sexuelle Belästigung und sexuelle Übergriffe eigene Straftatbestände.

Sieben von 20 Tatverdächtige waren Flüchtlinge

Erst seit 2015 werden auch Flüchtlinge in der Statistik als Tatverdächtige extra erfasst. Bei den 21 Anzeigen in diesem Jahr konnte die Polizei 16 Tatverdächtige ermitteln; sechs davon seien Flüchtlinge gewesen, so der Sprecher. 2016 wurden zu 16 Anzeigen 13 Tatverdächtige gefasst, darunter fünf Flüchtlinge. 2017 seien fünf der 27 Anzeigen wegen Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung auf Vorfälle innerhalb der LEA zurück gegangen. Zu den 22 übrigen Vorfällen wurden 15 Tatverdächtige ermittelt; nur zwei davon waren Flüchtlinge.

Der Umgang von Asylbewerbern mit Frauen spielt auch in Ellwangen eine erhebliche Rolle in der Debatte über die Weiterführung der LEA. Es gibt Frauen, die Kontaktversuche von Flüchtlingen als bedrohlich erleben. Man traue sich nicht mehr allein auf die Straße oder in die Bahn, klagten einige Frauen jüngst bei einer Bürgerwerkstatt. Andere Frauen betonten indes, sie hätten keinen Grund zur Klage: Zugfahrten nach einem Wasen-Besuch seien viel beängstigender.