Die Bietigheimer Handballerinnen wollen nach dem verpassten Titel beim Final Four in der Porsche-Arena den Pokal holen. Der Sponsor sorgt für optimale Rahmenbedingungen.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Bietigheim - Frauenquoten sind heutzutage ein heißes Eisen, genauso wie gleicher Lohn für beide Geschlechter. Nachdem solche Themen immer wieder für Diskussionen sorgen, sollten sich die Vertreter aus Politik und Wirtschaft vielleicht einmal vertrauensvoll an die SG BBM Bietigheim wenden, die durchaus weiß, wie man damit umgeht. Denn bei dem württembergischen Handballclub haben die gerade erst wieder in die Bundesliga aufgestiegenen Männer eher das Nachsehen. Was mit dem Sponsor und Mäzen Eberhard Bezner zusammenhängt. Der hat sich zwar einen Weltruf mit der Produktion von Herren-Hemden (Olymp) gemacht, aber ein Herz fürs schwache Geschlecht. In diesem Fall für die Handballerinnen der SG, deren geschätztes Budget von über zwei Millionen Euro doppelt so hoch sein dürfte wie bei den Männern.

 

Meistertitel konnte nicht verteidigt werden

Damit holten sich die Frauen im Vorjahr mit einer weißen Weste den ersten deutschen Meistertitel in der Vereinshistorie. Dazu hat es dieses Mal zwar nicht gereicht, dennoch will die Mannschaft am Saisonende nicht mit leeren Händen dastehen. Weshalb das Final Four im DHB-Pokal, das erstmals in der Stuttgarter Porsche-Arena ausgetragen wird, für zusätzliche Motivation sorgt. Zumal der Namensgeber Olymp heißt. „Das ist für uns schon eine Verpflichtung“, sagt der SG-Geschäftsführer Torsten Nick, auch wenn der Sponsor bei dem Event durchaus eine neutrale Position einnehmen will. Schließlich ist der Vertrag mit der HBL der Frauen auf drei Jahre angelegt und soll mittelfristig als Pendant zum Endturnier der Männer werden, das sich in Hamburg etabliert hat.

Es gibt noch Karten für die Porsche-Arena

Aller Anfang ist schwer. Für die beiden Tage in der Porsche-Arena sind bisher etwa 4000 Karten verkauft, die Hoffnung liegt bei 5000 Zuschauern – und Nick sagt: „3000 Besucher am Tag wären für den Beginn ein Maßstab.“ Wobei im Mittelpunkt der Fans natürlich das Halbfinalderby Bietigheim gegen Metzingen steht – und somit zumindest ein lokaler Vertreter im Endspiel steht. „Die Meisterschaft ist sicher höher einzuschätzen“ sagt Nick, „aber wir wollen natürlich den Pokal.“

Es wäre der versöhnliche Abschluss unter eine etwas verkorkste Saison, die gezeichnet war von vielen Ausfällen. Bedingt durch Schwangerschaften (Maura Visser), Verletzungen (Kim Naidzinavicius), aber auch interne Probleme (Susann und Nina Müller). Zeitweise fiel die halbe Mannschaft aus, „deswegen habe ich den Spielerinnen gesagt, dass die Saison genauso gut war wie die letzte“, so Trainer Martin Albertsen – nur nicht ganz so erfolgreich.

Ein Halbfianle wie ein vorweggenommenes Endspiel

Das Halbfinale gegen Metzingen ist so etwas wie das vorweggenommene Endspiel und hat seine besondere Brisanz durch das Wiedersehen von Spielmacherin Anna Loerper mit ihrem Ex-Verein: „Ich schaue nicht zurück“, sagt sie. „Wir sind alle so professionell, dass Freundschaften für 60 Minuten ausgeblendet werden können“, meint Loerper, die ihren Sport als Profi ausüben kann, was in Deutschland keine Selbstverständlichkeit ist.

In Bietigheim schon – und daran wird sich nichts ändern, solange der Seniorchef Bezner mitmischt. Für die neue Saison werden nicht nur Visser oder Naidzinavicius zurückkommen, sondern auch Torhüterin Dinah Eckerle (Thüringer HC), die Niederländerin Laura van der Heijden (Budapest), Daniela Gustin (Randers HK) und Kim Braun (Bayer Leverkusen) dazu kommen – gepaart mit einem neuen Anlauf in Sachen Meisterschaft. Nick gibt zu: „Wir können mit dem Kader schlecht sagen, wir spielen um Platz drei.“ Eher schon um den Pokal. Vielleicht sogar als Titelverteidiger.

Das Final Four in Stuttgart

DHB-Pokal, Halbfinale, Frauen

Samstag, 19. Mai: Bad Wildungen Vipers – VfL Oldenburg (15 Uhr)SG BBM Bietigheim – TuS Metzingen (17.30 Uhr)

Sonntag, 20. Mai : Spiel um Platz drei: 12.30 Uhr Finale: 15 Uhr

Tickets Im Vorverkauf wurden für beide Tage bisher knapp etwas mehr als 4000 Karten für die Partien in der Stuttgarter Porsche-Arena abgesetzt. Es gibt noch Tickets an der Tageskasse. Der SWR bietet von allen Spielen einen Livestream im Internet an.