Funktioniert das Rückhaltebecken am Katzenbach in Filderstadt, wenn die Wassermassen kommen? Das wird demnächst getestet. Zwei Bedingungen müssen aber zuvor erfüllt sein.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Bernhausen - Auf die Premiere hofft niemand. Im Gegenteil: Am besten wäre es, wenn die Premiere nie stattfände. Stattdessen liegt der Fokus auf einer guten Generalprobe.

 

Denn die Premiere des Hochwasserrückhaltebeckens Katzenbach wäre ein Hochwasser, oder ein Starkregenereignis, wie die Fachleute sagen. Das wünscht niemand herbei. Das Wetter macht aber bekanntlich, was es will. Darum ist für die kommenden Monate die Generalprobe angesetzt, nämlich ein sogenannter Probestau im Hochwasserrückhaltebecken (HRB). Der Zweckverband Hochwasserschutz Körsch möchte die Anlage, die drei Millionen Euro gekostet hat, damit testen und erste Erfahrungswerte gewinnen.

„Wir planen den Probestau in der Zeit von November bis März“, erklärt Jörg Rütten, Betriebsbeauftragter beim Zweckverband. Dass der Probestau in der vegetationsarmen Zeit im Winter stattfindet, ist eine von zwei Vorgaben, die erfüllt sein müssen: Damit wird möglichst wenig an Flora und Fauna in Mitleidenschaft gezogen, und schließlich wird bis November auch abgeerntet sein.

Der Obmann kritisiert diese Nutzung eines Felds

Denn das HRB in Bernhausen besteht nicht aus einer Betonschale mit Wänden. Sondern aus einem Schutzwall, der dreieinhalb Meter hoch ist und sich am Ende der Richthofenstraße befindet. Kommt es zu Hochwasser oder Starkregen, staut sich das Wasser auf dem Feld hinter dem Wall – und nicht in den Kellern der dahinter liegenden Häuser. Später kann es kontrolliert abgelassen werden.

Diese Nutzung der landwirtschaftlichen Fläche gefällt Ernst Schumacher nicht. Er ist Landwirt, Stadtrat für die Freien Wähler und Obmann des Landwirtschaftlichen Ortsvereins Bernhausen. Er macht sich Sorgen um die Rückstände, die bei einem Hochwasser eventuell auf dem Feld zurückbleiben würden. „Das kann von Fäkalien bis zu chemischen Rückständen alles sein, was eben von der Straße heruntergespült wird“, erklärt er. Ob das Feld hinterher noch für den Gemüseanbau – wie derzeit – verwendet werden kann, zweifelt Schumacher an. Die Entschädigung, die dem Landwirt im Falle einer Flutung gezahlt werde, sei sicher nicht ausreichend, um den Ausfall des Felds auf Jahre zu kompensieren. „Bei den Abwägungen dazu ist dieser Aspekt untergegangen“, kritisiert Schumacher.

Regen – aber nicht zuviel und nicht zu wenig – wird benötigt

Die andere Vorgabe für den Probestau ist – natürlich – Regen. Aber die richtige Menge an Regen, nicht zu viel, nicht zu wenig. „Lang anhaltender, gleichmäßiger Regen“, so formuliert es Jörg Rütten, das ist es, was bitteschön vom Himmel kommen soll. „Wenn wir genügend Regen haben, damit wir 75 Prozent der maximalen Einstauhöhe erreicht haben, dann klappt der Probestau“, erklärt Rütten. Die Experten des Zweckverbands wollen dabei wichtige Daten zur Funktionsfähigkeit des HRB sammeln, wie sich der Schutzwall also macht, wenn Millionen Liter Wasser gegen ihn drücken. Dafür werden auch Messsonden ins Wasser gegeben. „Propeller“, nennt Jörg Rütten sie, die an neuralgischen Punkten Daten sammeln.

Falls es nicht genügend regnet, um auf die 75 Prozent zu kommen, macht der Zweckverband stattdessen einen „kleinen Probestau“, so Rütten. Die große Variante gehört noch zur Fertigstellung des Bauwerks, das im Oktober 2017 eingeweiht worden ist, und wird damit ebenfalls vom Land bezuschusst. Der „kleine“ Probestau würde das nicht – die Messsonden und Erprobung der Funktionsfähigkeit würden aber auch hier zum Tragen kommen.

Der genaue Termin für den Probestau – egal ob klein oder groß – wird kurzfristig bekanntgegeben. Drei bis vier Tage wird die Generalprobe dauern, die Feldwege werden aber trotzdem befahrbar sein.