Statt der bekannten Betonteile, die provisorisch aufgestellt sind, will die Stadt Stuttgart fest installierte Barrieren. Eine Lösung ist schon im Gespräch.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Es müssen nicht immer Poller oder Betonleitwände sein: Das hat im zurückliegenden Sommer die Stadt Lahr im Schwarzwald (Ortenaukreis) gezeigt: Mit riesengroßen Plastiksäcken voll mit Wasser errichtete man dort Anti-Terror-Sperren, um die Veranstaltungsreihe der Sommerkinonächte gegen Anschläge mit Fahrzeugen abzusichern. Sechs dieser Säcke, die Bigpacks heißen, wurden an den Veranstaltungstagen abends angeliefert und tagsüber wieder abtransportiert.

 

Die Wassersäcke sind keine Lösung, welche man in Stuttgart aktuell auf dem Schirm hat. Gleichwohl ist der Schutz der Großveranstaltungen auf den Plätzen der Stadt ein Thema, über das beraten wird. Die meisten Bürger haben sich inzwischen wohl an den Anblick der Betonwände gewöhnt, doch diese sollen nicht auf lange Sicht stehenbleiben. In Stuttgart soll irgendwann Schluss sein mit den Provisorien, zu denen auch die Barrieren auf der Bolzstraße zählen. Eine große Arbeitsgruppe, in der das Amt für öffentliche Ordnung, die Polizei, das Stadtplanungsamt und das Tiefbauamt beteiligt sind, diskutiere über dauerhafte Lösungen, sagt Herrmann Karpf, der Referent des Ordnungsbürgermeisters Martin Schairer. „Das ist der geänderten Lage geschuldet“, sagt er.

Eine Arbeitsgruppe hat Vorschläge erstellt

„Wir haben in der Arbeitsgruppe Sicherheit Vorschläge gemacht, an welchen Stellen wir Sperren oder Zufahrtserschwernisse für sinnvoll halten“, sagt der Polizeisprecher Stefan Keilbach. Es sollten dauerhaft gültige Standards geschaffen werden, damit man nicht vor jedem Fest wieder neu die Sperren organisieren müsse. Nach den Anschlägen von Nizza und vom Berliner Weihnachtsmarkt im vergangenen Jahr ist es zum Standard geworden, Zufahrten abzusichern. „Wir haben dabei nur gesagt, welche Stellen es sein sollten. Die Gestaltung ist Sache der Stadt“, sagt Keilbach.

Der Schillerplatz, der Marktplatz und der Schlossplatz stehen auf der Liste, auch der Neckarpark mit dem Wasen gehört für die Stadt dazu. „Der Wasen selbst ist inzwischen ganz gut abgesichert. Aber Teile des Neckarparks entstehen ja noch, da kann man bei der Planung gleich die Sicherheitselemente berücksichtigen“, sagt Karpf. Einig sind sich die Beteiligten der Arbeitsgruppe, dass die Terrorgefahr – auch „abstrakt hohe Gefährdungslage“ – aufgrund der weltpolitischen Verhältnisse auch in den kommenden Jahren bestehen werde.

In Sachen Wirksamkeit setze die Polizei nicht nur auf das Stoppen der für Anschläge eingesetzten Fahrzeuge. „Das hat auch eine psychologische Komponente“, sagt der Polizeisprecher Keilbach. „Ein Attentäter wird sich nicht gerade eine geschützte Straße aussuchen“, erläutert er. Außerdem sei es ein Signal an mögliche Attentäter: „Wir sind wehrhaft.“

Noch sei kein Beschluss gefallen, wie die Sperren aussehen sollen. Vieles spreche jedoch für versenkbare Poller, wie sie an der Zufahrt zum Neuen Schloss von der Planie her seit Jahren im Einsatz seien. „Aber wir haben auch andere Lösungen im Blick, die sich im Stadtbild gar nicht so schlecht machen würden“, sagt Karpf. So könnte man auch sogenannte Verkehrsnasen bauen, in denen Bäume gepflanzt würden, „entweder im Boden oder in riesigen Kübeln“, so Karpf. Da all diese Sicherungsmaßnahmen auch Geld kosten werden, wird das Thema in den anstehenden Haushaltsberatungen diskutiert werden. Bis dahin werde man weiter mit den bereits eingesetzten Provisorien arbeiten.

Die Bigpacks, die Lahr verwendet, wären in der nun beginnenden kalten Jahreszeit übrigens keine Alternative, da das Wasser gefrieren würde: „Bei eisigen Temperaturen haben wir bisher keine solchen Veranstaltungen, bei denen die Bigpacks zum Einsatz kommen“, teilte eine Sprecherin der Stadt mit. Die Lahrer Stabsstelle Bevölkerungsschutz wurde auf die Riesenwassersäcke durch einen Crashtest der Dekra im August aufmerksam. Sie sollen demnach beim Aufprall Lastwagen nach wenigen Metern stoppen.