Wie gefährlich ist der Brand eines E-Autos? Müssen Tunnelwände und Tiefgaragen anders gebaut werden? Was müssen Feuerwehrleute beachten? Schweizer Forscher haben dazu spektakuläre Versuche gemacht.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Zürich - Was passiert, wenn ein E-Auto in einer Tiefgarage oder in einem Tunnel brennt? Mit eindrücklichen Videos hat die schweizerische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) einen Feldversuch dokumentiert.

 

Die eidgenössischen Experten wollten prüfen, welche besonderen Gefahren in Elektroautos lauern und wie gefährlich die freigesetzten Batterie-Substanzen sind. Worauf müssen sich Feuerwehren einstellen? Müssen Tunnel, Tiefgaragen und Parkhäuser mit der steigenden Zahl von E-Autos anders gebaut werden?

So lief das Experiment ab

Zuerst knallt es in dem Versuchstunnel. Dann entwickelt sich eine gewaltige Rußwolke. Sekundenbruchteile später steigen meterhohe Stichflammen auf. So sieht es aus, wenn die Batterie eines E-Autos in Brand gerät.

Das zeigten die Empa-Experten in einem Versuchsstollen in Hagerbach in der Ostschweiz. Sie filmten den Brand aus verschiedenen Blickwinkeln, testeten Faktoren wie Löschwasser, Umgebungsluft und Rußablagerungen. Dann veröffentlichten sie das Video auf YouTube.

Experten: Tunnel-Technik kommt mit E-Auto-Bränden zurecht

Das Fazit der Fachleute: Die mit dem Brand herkömmlicher Autos vertrauten Feuerwehren können mit dem Schaden umgehen und die Tunnel- oder Tiefgaragenwände und -leitungen werden nicht zusätzlich gefährdet.

„Eine Tunnellüftung, die auf aktuellem Stand der Technik ist, kommt nicht nur mit brennenden Benzinautos, sondern auch mit Elektroautos zurecht“, urteilen die Empa-Spezialisten. Allerdings sei das bei E-Auto-Bränden in deutlich größerer Menge anfallende Löschwasser und dessen Entsorgung ein besonderes Problem.

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Feuerwehr: Sehr viel mehr Brandlast als früher

„Die Studie bestätigt meine Einschätzung über die Gefährlichkeit von E-Mobilität“, erklärt Karl-Heinz Knorr, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes. „E-Autos brennen zwar anders, aber für den Ausgang ist es nicht entscheidend, ob eine Hochleistungsbatterie oder 80 Liter Treibstoff an Bord sind. Entscheidend ist viel mehr die Brandlast.“

Heutzutage haben Knorr zufolge Autos mehr Kunststoffverkleidung in der Fahrerkabine, Kunststoffabdeckungen im Motorraum und breitere Reifen. Dadurch sei die Brandlast zwei bis drei Mal so hoch wie noch vor 20, 30 Jahren.

ADAC: Brand-Risiko bei E-Autos ist eher gering

Auch der ADAC hält das Risiko eines Brandes auch bei E-Autos für vergleichsweise gering. Die Fahrzeuge seien bei einem Unfall genauso sicher wie herkömmliche Modelle. So schalte sich das Hochvoltsystem automatisch ab, wenn der Airbag ausgelöst wird.

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