Auf dem Areal des ehemaligen Betriebshofes des Garten-, Friedhofs- und Forstamts wird im Frühjahr 2019 mit dem Bau begonnen. Die Eigentumswohnungen sollen spätestens Ende 2020 fertig sein.

S-Ost - Am Park der Villa Berg steht der erste Bauzaun. „dreizeit – Wohnen an der Villa Berg“ wird darauf verkündet, am Computer entstandene Ansichten verheißen idyllisches Wohnen im Grünen. Bis spätestens Ende 2020 sollen auf dem Gelände des ehemaligen Gartenamt-Bauhofs in drei Gebäuden 48 Eigentumswohnungen entstehen, die zu Preisen von gut 400 000 bis mehr als 900 000 Euro angeboten werden. Die Geschichte dieses Baugrundstücks ist ein Paradebeispiel dafür, wie kompliziert die Dinge im und am Park der Villa Berg waren und sind – und für die Geschäfts- und Spekulationsweisen in der Immobilienbranche.

 

In den vergangenen Jahren vier Besitzer

Die große Fläche direkt neben dem Areal der Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule an der Sickstraße, die weit in den Park hineinragt, hat in den vergangenen Jahren vier Besitzer gehabt, ohne dass damit und darauf groß etwas passiert wäre. Viele Jahre lang war darauf ein großer Bauhof des Garten-, Friedhofs- und Forstamtes, von wo aus sich die städtischen Gärtner und Landschaftspfleger um die zahlreichen Grünanlagen und Parks im Umfeld kümmern konnten. Das Grundstück wurde erstmals vor etlichen Jahren zur Verhandlungsmasse, als die Stadt es dem damaligen Investor Rudi Häussler schmackhaft machen wollte. Der hatte die Villa Berg und die alten Fernsehstudios im Jahr 2007 vom SWR gekauft und wollte anstelle der Studios Luxuswohnungen mitten im Park bauen. Die Stadt hätte die Wohnungen lieber auf dem Gelände des Betriebshofs gesehen.

Als die Häussler-Gruppe Insolvenz anmeldete, übernahm die Düsseldorfer PDI-Gruppe die Villa und die Studios, mit ähnlichen Plänen. Das war im Jahr 2012. Dann passierte lange Zeit nichts. Der damals und heute geltende Bebauungsplan für das Parkgelände ließ lediglich Gebäude mit einer öffentlich-rechtlichen Nutzung zu, wie sie etwa durch die SWR-Fernsehstudios gegeben war. Um dort Wohnungen bauen zu können, wäre ein neuer Bebauungsplan erforderlich gewesen.

Keine geförderten Wohnungen dort

Nachdem der Gemeinderat in einer Grundsatzentscheidung den Kauf der Villa und der Studios, den Abriss der Fernsehstudios und die Renaturierung der Fläche beschlossen hatte, kam wieder Bewegung in die Verhandlungen zwischen Stadt und PDI. 2015 einigten sich die beiden: Die Stadt kaufte Villa und Studios und verpflichtete sich vertraglich, diese bis Ende 2020 abgerissen und mit der Renaturierung begonnen zu haben. Gleichzeitig bekam die PDI für 3,2 Millionen Euro das 3770 Quadratmeter große Betriebshof-Grundstück und die Befreiung von den Vorgaben des Stuttgarter Innenentwicklungsmodells (SIM), dort muss also kein geförderter Wohnraum geschaffen werden. Wenig später gründete einer der seitherigen Geschäftsführer der PDI-Gruppe die GerchGroup und nahm die Verträge und das Betriebshofgelände sozusagen mit. Von dort wanderte beides weiter in die Schweiz, zur SSN Group mit Sitz in Luzern, dem jetzigen Bauherrn.

Der Bauantrag für die drei fünfgeschossigen Gebäude ist gestellt, die Schweizer hoffen auf die Baugenehmigung bis Frühjahr 2019. Sie investieren nach eigenen Angaben einen „zweistelligen Millionenbetrag in mittlerer Höhe“. Die Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen werden 61 bis 137 Quadratmeter groß sein. Zur Ausstattung gehören Parkettböden mit Fußbodenheizung sowie Balkone oder Terrassen.

Die Anwohner an der Sickstraße und die Cotta-Schüler werden sich auf Baulärm und -verkehr einstellen müssen – zumal nach den jetzigen Zeitplänen 2020 die Fernsehstudios abgerissen werden sollen.