Das blinde Eselbaby aus Leinfelden-Echterdingen ist ein Star. Mehrere Filmteams haben die Eselsmühle jüngst besucht, um bundesweit über das blinde Tierkind zu berichten. Die Ziehmutter hat eine Erklärung für den Zuspruch.

Leinfelden-Echterdingen - Ein bisschen außer Atem ist Natalie Barthels. Immerhin hat sie gerade ihre morgendliche Sporteinheit mit dem Eselbaby Caillou absolviert. „Sie rennt einem hinterher wie verrückt“, sagt sie über den jüngsten Spross auf dem Gelände der Eselsmühle in Leinfelden-Echterdingen. Das sechs Wochen alte Tierkind sei aufgeweckt, neugierig und schlage übermütig aus. „Sie entwickelt sich super“, sagt Natalie Barthels über das Eselmädchen.

 

Lange Zeit war das nicht klar gewesen. Die kleine Caillou (Französisch für Kieselstein) ist ein bisschen anders als ihre acht Artgenossen, mit denen sie auf dem Hof im Siebenmühlental lebt. Das Fohlen wurde blind geboren, und anfangs wollte das Muttertier Aisha nichts von seinem Nachwuchs wissen. Einschläfern lassen kam für Natalie Barthels und ihren Mann Meinrad Bauer allerdings nicht in Frage, also musste die Familie alle paar Stunden mit dem Fläschchen ran.

Mehrere Filmteams waren da

Das Schicksal des kleinen flauschigen Tierbabys hat nicht nur unsere Leser bewegt. Mehrere Filmteams haben sich seither auf den Weg nach Musberg gemacht.

In der jüngsten Vergangenheit wurde das Tierkind in diversen Formaten bei ARD, ZDF, RTL, SWR und Regio-TV gezeigt. „Ich habe echt mit den Ohren geschlackert, wo man das überall gesehen hat“, sagt Natalie Barthels. Sie lacht herzhaft. „Ich habe gesagt, da kann nur noch BBC kommen.“ Auch die Einheimischen sind verrückt nach Caillou. Viele Spaziergänger riefen den kleinen weiß-braunen Esel beim Namen, stellten Fragen und schauten beim Füttern zu. Natalie Barthels vergleicht das Fläschchengeben scherzhaft mit der Seehundfütterung in der Wilhelma. „Sie ist total berühmt“, sagt sie.

Positiver Nebeneffekt

Was die Menschen so berührt? Natalie Barthels glaubt, dass es eine Mischung aus Happy-End-Geschichte und Heile-Welt-Idylle auf dem Land ist. „Etwas Positives“ zwischen all den frustrierenden Corona-Meldungen, das tue vielen gut. Hinzu kommt: Esel sind nach ihrer Erfahrung grundsätzlich Sympathieträger. „Das Interesse an Eseln ist viel größer als an Ponys“, stellt Natalie Barthels klar. Sie seien kleiner und ruhiger als viele Pferde. „Es sind Charaktertiere.“

Für die Eselsmühle hat Caillous Beliebtheit einen positiven Nebeneffekt. Mehr Kunden besuchen den Hofladen und nutzen das To-go-Angebot der Gastronomie. „Wahrscheinlich hätten wir weniger Gäste ohne Caillou“, sagt Natalie Barthels, von einem Run will sie trotzdem nicht sprechen. Das Plus an Besuchern, die wegen des blinden Eselchens kommen, gleiche eher das coronabedingte Minus aus. Sie betont, dass sie sich über das Interesse freut. „Ich finde es schön, wenn die Leute den Hof erleben können. Und die Leute sind dankbar.“