Großflächige Feuerwerksverbote gibt es in der Region nicht. Dennoch darf man nicht überall böllern. Die Stadt Leonberg appelliert ans Gewissen der Bürger.

Weil der Stadt/Leonberg - Wotan wütet gern im Winter. Die Germanen in vorchristlicher Zeit wussten aber ein adäquates Gegenmittel, sie vertrieben diesen bösen Kriegsgott mit viel Licht, Krach und Lärm. Das tun Menschen immer noch gerne. 133 Millionen Euro haben die Deutschen im vergangenen Jahr in Böller, Raketen und Feuerwerke investiert.

 

Dabei müssen sie aber ein paar Regeln beachten, denn nicht überall darf man den nächtlichen Himmel mit grünen, blauen und violetten Kometen verzieren. Zuletzt hat Hamburg angekündigt, rund um die Binnenalster ein Böllerverbot zu erlassen, nachdem es dort im vergangenen Jahr unschöne Szenen und Verletzte gegeben hatte. In Stuttgart dürfen sich Privatleute nicht mehr auf dem Schlossplatz pyrotechnisch betätigen. Die Stadtverwaltung spendiert ihren Bürgern dort stattdessen eine Lichtshow, Videoleinwände und Live-musik – für eine halbe Million Euro.

Böllern ist im Schafhausener Zentrum verboten

Auch in der Region gibt es Einschränkungen, schon allein durch die bundesgesetzliche „Verordnung zum Sprengstoffgesetz“. Demnach ist Silvesterfeuerwerk in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern und Kinder- und Altenheimen verboten.

Was in der Region aber für die meisten Einschränkungen sorgt, ist das Böllerverbot in der Nähe von „Reet- und Fachwerkhäusern“. Reetdächer spielen im Heckengäu zwar eine eher untergeordnete Rolle. „In der Praxis bedeutet dies konkret für Weil der Stadt, dass das Abbrennen von pyrotechnischen Gegenständen in unmittelbarer Nähe zu Fachwerkhäusern an Silvester nicht gestattet ist“, erklärt Daniel Grömminger, der Leiter des Weil der Städter Ordnungsamts.

Was aber heißt unmittelbare Nähe? „In der gesamten Weiler Altstadt ist dieser Bestand an Fachwerkhäusern vorhanden“, sagt Grömminger. Innerhalb der historischen Stadtmauern ist Feuerwerk daher tabu. Aber auch Bereiche in anderen Stadtteilen, etwa rund um die Merklinger Kirchenburg oder das Zentrum von Schafhausen, sind betroffen. „In den anderen Stadtteilen ist die Regelung so zu verstehen, dass die Feuerwerkskörper so weit von einem Fachwerkhaus entfernt abgebrannt werden müssen, dass das Gebäude – auch unter Beachtung der Flugbahn – nicht gefährdet wird“, sagt der Ordnungsamtsleiter.

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Sperrgebiete in Weil der Stadt

Auch Leonbergs Pressesprecher Tom Kleinfeld weist auf Nachfrage unserer Zeitung auf dieses Fachwerk-Verbot hin. „Aufgrund dieser gesetzlichen Regelung sehen wir aktuell keinen Anlass, ein generelles Feuerwerksverbot zu erteilen“, sagt Kleinfeld. Die gleiche Regelung gilt für Renningen, wie die dortige Pressesprecherin Marlies Lamparth berichtet: „Es gelten die gesetzlichen Bestimmungen.“

Nach dem Sprengstoffgesetz können die Stadtverwaltungen weitere Sperrgebiete erlassen. Von diesem Recht macht Weil der Stadt Gebrauch. Vier örtliche Firmen will Daniel Grömminger damit schützen. Im Umkreis von 200 Metern dieser Firmen ist das Feuerwerken an Silvester verboten. Das sind die Mineralölhändler Eisenhardt und Leist (Weil der Stadt), der Holzbauer Laure (M) und der Holz- und Baustoffhändler Kessel (Hausen).

Die Leonberger Stadtverwaltung appelliert zudem ans Gewissen der Bürger. „Die Stadt Leonberg empfiehlt, aus Gründen des Umweltschutzes auf individuelle Kleinfeuerwerke zu verzichten“, sagt Pressesprecher Tom Kleinfeld.