Wegen Corona wird Silvester in diesem Jahr anders sein als sonst. Die Einschränkungen gelten auch für die Entscheidungsträger. Wie feiern Politiker aus Baden-Württemberg ins neue Jahr?

Digital Desk: Jonas Schöll (jo)

Stuttgart - Statt Partys und Feuerwerk heißt es an Silvester 2020: Zuhause bleiben. Vieles, was der Allgemeinheit so Freude macht, wie die Böllerei oder die Neujahrsfeier, ist in diesem Jahr mehr oder weniger untersagt. Die Corona-Beschränkungen gelten auch für die, die hinter den Entscheidungen stehen. Doch wie feiern die Politiker aus Baden-Württemberg das Corona-Silvester? Wie eine Umfrage unserer Redaktion zeigt, ist ein Abendessen zu zweit mit digitalem Anstoßen im Freundeskreis bei vielen Festen angesagt.

 

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„Ich gehöre zu denen, die um Mitternacht auch gerne mal eine Rakete in den Himmel steigen lassen. Darauf müssen wir in diesem Jahr alle verzichten“, sagt etwa Justizminister Guido Wolf. Nachbarn und Freunden persönlich ein gutes neues Jahr zu wünschen und spontan anzustoßen – auch das wird dem CDU-Politiker im Corona-Jahr fehlen. Doch Wolf macht das Beste daraus: „Wir schauen Dinner for One und machen Dinner for Two“. Mit Freunden will er dafür ganz coronakonform bei einem Videoanruf anstoßen.

Wirtschaftsministerin feiert mit Knallbonbons statt Feuerwerk

Ähnlich sieht die Feier bei Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut aus, die sonst im großen Freundeskreis ins neue Jahr rutscht. „Wir feiern zuhause, werden ein leckeres Fleischfondue machen und statt Feuerwerk gibt’s einfach ein paar Knallbonbons auf dem Tisch“, nimmt es die CDU-Politikerin mit Humor. Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer will Silvester seinen Worten zufolge „im Bett“ verbringen. „Freunde einladen, Feuerwerk vom Balkon anschauen – das fällt dieses Jahr flach“.

Bei Ministerpräsident Winfried Kretschmann lautet die Devise: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. „Silvester haben wir sonst immer mit unseren Jugendfreunden gefeiert“, sagt der Landesvater. „So war auch für dieses Jahr der Plan.“ Während der Grünen-Politiker auf seiner Sommertour durchs Land reiste, habe er „ein tolles Gasthaus“ in Bollschweil im Schwarzwald entdeckt und gleich reserviert – „das werden wir im nächsten Jahr hoffentlich nachholen können.“

Harte Film-Verhandlungen im Hause Özdemir

Parteikollege Cem Özdemir und seine Frau bekochen an Silvester traditionell gerne Gäste – in diesem Jahr steht allerdings der kleinste Kreis im Fokus. „Wir machen in der Familie gerade eine Filmliste mit meinen Kindern. Alle haben ein Vetorecht“, sagt der Grünen-Politiker. „Glauben Sie mir, das werden harte Verhandlungen, da sind Sondierungen nichts dagegen. Ich habe Stan und Ollie in den Ring geworfen.“

„Silvester wird dieses Jahr ganz anders sein als sonst“, sagt Landtagspräsidentin Muhterem Aras, die normalerweise bis zu 25 Freunde und Verwandte einlädt. Dann kocht die Grünen-Politikerin ein großes Essen, viele Vorspeisen und mehrere Hauptgerichte. „Dafür fange ich immer einen Tag im Voraus an.“ In diesem Jahr darf sich der engste Familienkreis auf das Festessen freuen. Auch Bernd Riexinger, Vorsitzender der Linkspartei, will auf das Kochen nicht verzichten, es wird in diesem Jahr einer Dinner for Two.

Kultusministerin rutscht entspannt ins neue Jahr

Während manche 2020 schmerzlich auf Partys oder auf gesellige Runden mit Freunden verzichten müssen, bleiben andere zum Jahreswechsel ohnehin lieber daheim – etwa Kultusministerin Susanne Eisenmann. „Silvester feiern mein Mann und ich traditionell und schon seit langem ohne großes Fest. Ganz entspannt und mit einem schönen Essen zu Hause. Da müssen wir dieses Jahr also gar nichts ändern“, sagt die CDU-Frau. Kabinettskollege und Sozialminister Manfred Lucha hält es ähnlich: „Silvester ändert sich für mich nicht viel, da wir das schon immer im kleinen Kreis gefeiert haben.“

Wegen Corona muss Umweltminister Franz Untersteller mit einer festen Tradition brechen: Erstmals seit drei Jahrzehnten kann der Grünen-Politiker zum Jahresende nicht nach Südtirol fahren, wo seine Familie herstammt. „Das ist keine leichte Entscheidung gewesen, aber eine, zu der es keine Alternative gibt in diesem Jahr“, sagt Ministeriumssprecher Ralf Heineken. Parteikollege Winfried Herrmann feiert im kleinen Familienkreis mit gutem Essen und anschließenden Spielen. Der Verkehrsminister vermisst besonders „die netten Gespräche und witzigen Spiele mit zahlreichen Freunden und Bekannten.“

Thomas Strobl kann nicht abtauchen

„Mit Kleinkind hätten wir ohnehin nichts Großes geplant“, sagt der FDP-Landesvorsitzende Michael Theurer. Vielleicht lasse sich im Freien mit Abstand mit einer befreundeten Familie das Grillen von Stockbrot realisieren. „Da sind wir uns aber noch nicht sicher“, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Über den Jahreswechsel war die Familie in der Vergangenheit gerne am Arlberg Skifahren. „Für mich verbindet sich das Skifahren im Tiefschnee mit einem besonderen Gefühl von Freiheit. Das fällt dieses Jahr leider aus.“

Nicht auf dem Schnee, sondern im Wasser ist Innenminister Thomas Strobl am Jahreswechsel sonst zugange. „Über Silvester und Neujahr sind meine Frau und ich häufig sportlich unterwegs beim Tauchen“ - das fällt dieses Jahr coronabedingt sprichwörtlich ins Wasser. „Es wird also so sein wie immer, dass die Ehefrau und ich zusammen sind, vielleicht machen wir ein Fondue“, sagt Baden-Württembergs stellvertretender Ministerpräsident. Parteikollege und Landwirtschaftsminister Peter Hauk kann dem Corona-Silvester trotz der fehlenden Nähe zu lieben Menschen sogar etwas Gutes abgewinnen: „Die Natur und die Tiere im Wald und in den Ställen werden sich freuen, dass es in diesem Jahr kein großes Feuerwerk geben wird.“

Stoch hat keine Angst, etwas zu verpassen

Auch der SPD-Landesvorsitzende Andreas Stoch sieht gewisse Vorteile in der reduzierten Silvester-Feier: „Das Positive an den Einschränkungen ist ja, dass man praktisch keine Angst haben muss, man würde nicht ausgiebig oder ausgefallen genug feiern“, sagt er. Der Partei- und Fraktionschef will an Silvester zuhause mit seiner Frau und den Kindern gemütlich beisammen sitzen. „Und meine Kinder haben klar erklärt, dass es auch in diesem Jahr traditionell Raclette geben soll.“ Aber vorher sei natürlich noch Freddie Frinton und das Dinner for One dran – same procedure as last year, James!

„Dieses Jahr werden die Weihnachtsfeiertage und der Jahreswechsel für uns alle ruhiger“, sagt Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. „Wir werden zusammen gut kochen und gemütlich essen, miteinander spielen und wenn irgend möglich jeden Tag spazieren gehen, Radfahren oder joggen.“ Die Grünen-Politikerin freut sich nach einem turbulenten 2020 zum Jahreswechsel besonders auf viel Stunden in ihrem Lesesessel. Auf der Bücherliste steht: „Nichts Fachliches und nichts Politisches.“