Bunt strahlende Lichterwände, feierlicher Konfetti-Regen, einpeitschende Musik: Die Aufzeichnung der Silvestershow mit Ballettstar Eric Gauthier und seinen Freunden ist großes Late-Night-Kino. Bei YouTube läuft der Spaß in harter Zeit.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Den ersten Auftritt des Tages haben der Arzt und die Sanitäter. In der Sporthalle des Theaterhauses müssen alle Beteiligten der Silvestershow „Eric Gauthier & Friends – Welcome the New Year“ zum Corona-Schnelltest – es ist der zweite für das gesamte Team. Um auf Nummer sicher zu gehen, ist bereits am Vortag jeder und jedem das berühmte Stäbchen in die Nase gesteckt worden. Alle bleiben negativ! Kein positiver Befund muss gemeldet werden – trotzdem gilt im Inneren des großen Theaterhaus-Saals und Backstage die Abstands- und Maskenpflicht. Alles safe!

 

Show läuft an Silvester auf dem YouTube-Kanal des Theaterhauses

Das Publikum fehlt im Saal der leeren Reihen – dennoch geht’s ab, dennoch dreht Eric Gauthier gut gelaunt und beschwingt auf, als würde der Saal toben. In guter Late-Night-Show-Manier spielt die Band, während der Moderator tänzelnd die Bühne betritt, seine Hand in Richtung Musik ausfährt. Wusch! Gleich zu Beginn gibt’s einen großen Knall! Der Host im blauen Anzug und mit den roten Socken, ein Charmeur wie aus dem Bilderbuch, schießt die Konfetti-Kanone ab.

Das Publikum kommt an Silvester dazu – und darf dabei zuhause bleiben. YouTube sendet die Show, Start am 31. Dezember um 20.15 Uhr, kostenlos auf dem Theaterhaus-Kanal. Zehn Tage lang bleibt das Gipfeltreffen der Stuttgarter Kultur online. Regisseur Michael Maschke, bekannt von zahlreichen SWR-Produktionen, zieht alle Register. Sieben Stunden lang wird die Late Night Show aufgezeichnet – immer so, dass sich die meisten Gäste gar nicht treffen, weil zeitlich versetzt am Set.

Bei der Nacht der Lieder hat er jahrelang trainiert für die Silvestershow

„Damit erfüllt sich für mich ein alter Traum“, sagt Gauthier, „ich habe schon als Kind Late Night Shows geliebt.“ Seit 2001 ist der Kanadier bei der Nacht der Lieder für die Aktion Weihnachten der Stuttgarter Nachrichten als Tänzer, Sänger oder Conférencier dabei. „Da habe ich jahrelang trainiert für die Silvestershow“, sagt er. Joe Bauer, der die Liedernacht seit 20 Jahren gestaltet und inszeniert, ist Gast in Erics Silvestershow, berichtet, wie alles anfing und wie groß die Solidarität für Künstler*innen ohne Auftrittsmöglichkeiten in der Pandemie ist. Joes Künstlersoforthilfe sammelt weiter – auch am Silvesterabend kann man spenden und überweisen. Diese private Initiative unterstützt unbürokratisch Menschen der Kulturarbeit.

Frank Nopper ist auf Haussuche in Stuttgart

Festlich gekleidet in Schwarz, mit rotem Schal und mit Fliege ist der künftige Stuttgarter OB Frank Nopper. Er kommt mit seiner Frau gerade von Hausbesichtigungen – die Familie sucht eine neue Bleibe in Stuttgart. Als Nopper die Bühne betritt, spielt die Band „Start Me Up“ von den Rolling Stones. Der CDU-Mann aus Backnang strahlt, versichert, wie wichtig ihm Kultur ist und schenkt seinem Gastgeber ein Plüschtier als Glücksbringer: ein schwäbisch-hällisches Landschwein. „Frank Nopper ist cool“, findet Gauthier. Die klaren Aussagen des künftigen Stadtoberhaupts zur Kultur sind nun festgehalten. Daran wird der neue OB bei seiner Arbeit künftig gemessen.

Die Botschaft ist klar: Stuttgarts Kultur ist noch da!

Weitere Gäste in einer turbulenten Show, die gute Laune macht, sind: Eure Mütter, Philipp Poisel, Tim Bengel, Timo Hildebrand, Jason Reilly, Elisa Badenes, Hannes Staffler und andere. Was mit ihnen geschieht, wird nicht verraten. Man muss sich die Show, die von drei Sponsoren und dem Theaterhaus finanziert wird, unbedingt selbst anschauen bei YouTube. Es lohnt sich absolut!

Die Botschaft der Show ist klar: Stuttgarts Kultur ist noch da, stark wie eh und je, nutzt die Krise für neue Ideen, neue Formate, neue Beweise der Solidarität!

Im Leben von Eric Gauthier haben sich viele Träume erfüllt. Erfüllt sich nun sein Traum von einer regelmäßigen Late Night Show? Etwa monatlich im Theaterhaus nach der Corona-Krise mit echtem Publikum? Oder gar als TV-Show im SWR-Fernsehen?