2002 kam Simon Rattle vom City of Birmingham Symphony Orchestra zu den Berliner Philharmonikern. Jetzt kehrt der 62-jährige Brite in sein Heimatland zurück – zumindest zur Hälfte.

Berlin/London - An diesem Donnerstagabend beginnt er in London eine neue Ära: Mit einer zehntägigen Konzertreihe startet Simon Rattle in seine erste Saison als als neuer „Music Director“ des London Symphony Orchestra. Es wird eine anstrengende Spielzeit sein, denn parallel wird Sir Simon auch bei den Berliner Philharmonikern sein letztes Jahr als Chefdirigent verbringen. Wohnen bleibt er in der bundesdeutschen Hauptstadt ohnehin – ein Haus wie dort in Schlachtensee, hat er unlängst in einem Interview gesagt, könne er sich in London niemals leisten; seine fünfköpfige Familie brauche Platz, und er schätze es sehr, seine Kinder in einem toleranten, offenen Land aufwachsen zu sehen. In der langen Zeit seit seinem Berliner Amtsantritt 2002 sind dem 62-jährigen Briten Deutschland und die Deutschen ans Herz gewachsen.

 

Konzerttickets für fünf Euro

Bei seinem neuen Londoner Orchester wird Rattle (neben Werken von Bernstein und Debussy) englische Komponisten in den Mittelpunkt stellen. Beim Antrittskonzert stehen Werke von Thomas Adès, Oliver Knussen, Harrison Birtwistle und Helen Grime (Uraufführung) auf dem Programm. In Großbritannien, sagte Rattle im Gespräch mit der Berliner Zeitung „Tagesspiegel“, gebe es „wahrscheinlich mehr hochbegabte lebende Komponisten als in jedem anderen Land der Welt“. Außerdem will Rattle mit dem London Symphony Orchestra Karlheinz Stockhausens „Gruppen“ in der Turbinenhalle der Tate Modern aufführen – und in einer „silent symphony“ die Zuhörer nur über Kopfhörer mit Musik beschallen. Außerdem soll jungen Leuten der Zugang zu Konzerten des LSO für nur fünf Pfund ermöglicht werden. Und eine Reihe mit letzten, oft unvollendeten Werken großer Komponisten soll es ebenfalls geben. Einziger Hemmschuh sind die räumlichen Beschränkungen im Konzerthaus des Orchesters, der Londoner Barbican Hall, deren Bühne für spätromantische Monumentalwerke schlicht zu klein ist.